Hört Vettel am Saisonende auf?
Aston Martin will laut Besitzer Lawrence Stroll nächstes Jahr weiter mit Sebastian Vettel zusammenarbeiten. Doch der Heppenheimer ziert sich noch mit der Zusage. Droht ein frühzeitiger Formel-1-Ausstieg des vierfachen Weltmeisters?
Am Tag nach dem Monza-Grand-Prix gab es bei Aston Martin in Silverstone eine kleine Feierstunde. Es wurde der Beginn der Bauarbeiten für die neue Formel-1-Fabrik zelebriert. Bis zu 200 Millionen Euro soll der Neubau der Teamzentrale kosten. Der moderne Campus wird auf 37.000 Quadratmetern Fläche nicht nur die deutlich vergrößerte Belegschaft beherbergen, sondern auch den neuen Windkanal.
Durch die Corona-Pandemie hatte sich der Beginn der Arbeiten fast um zwei Jahre verzögert. Doch nun soll es ganz schnell gehen. Der Windkanal wird nach aktuellen Plänen bereits im dritten Quartal 2023 in Betrieb genommen. Nach drei Jahren soll die komplette Anlage einsatzbereit sein. Ziel ist es, in Sachen Infrastruktur mit den Top-Teams mitzuhalten, um den WM-Titel anzugreifen.
Die Frage lautet, ob dann auch noch Sebastian Vettel beim britischen Rennstall an Bord ist. Genau wie der Fabrik-Neubau verzögerte sich auch das Thema Vertragsverlängerung zuletzt. Auf Nachfragen wurde man seit dem Ende der Sommerpause immer wieder vertröstet. Erst hieß es Zandvoort, dann Monza. Nun will man bis zum Rennen in Russland Klarheit schaffen.
Stroll will Vettel an Bord halten
Dabei schien der neue Deal mit dem 34-Jährigen nur ein Selbstläufer zu sein. Im aktuellen Vertrag sind beiderseitige Optionen festgeschrieben, mit denen die Bedingungen für eine Weiterbeschäftigung in der Saison 2022 klar geregelt sind.
Laut der britischen BBC nutzte Teambesitzer Lawrence Stroll die Feier zum Baubeginn noch einmal als Gelegenheit, um seinem Fahrer Rosen zu streuen: "Wir sind hocherfreut, dass Sebastian bei uns an Bord ist. Es ist unsere feste Absicht, im nächsten Jahr und darüber hinaus mit ihm weiterzuarbeiten", erklärte der kanadische Milliardär.
Stroll versicherte zudem, dass ihn das Engagement Vettels für Umwelt- und Klimaschutzthemen nicht größer umtreibt. "Das hat keinen Einfluss auf unseren großen Wunsch, dass er weiter für uns in der Formel 1 fährt." Die Antwort auf die Frage, wie es mit Vettel weitergeht, stehe unmittelbar bevor, kündigte das Oberhaupt an.
Alle erwarten also, dass Vettel bleibt. Woran hängt es also noch? Wenn Aston Martin unbedingt weitermachen will und die Konditionen der Verlängerung nicht mehr verhandelt werden müssen, bleibt als Erklärung für die Verzögerung nur, dass sich Vettel selbst noch nicht sicher ist, ob er weitermachen will. In Monza konnte man vom Fahrerlager aus beobachten, wie der Pilot im ersten Stock des Aston-Martin-Motorhomes ein langes Gespräch mit Teambesitzer Stroll führte.
Rücktritt oder neue Chance?
Schon im letzten Jahr wurde der Wechsel zu den Briten hinausgezögert, weil der Vierfach-Champion vor der Zusage lange über seine eigene Zukunft im Rennsport grübelte. Bei Vettel muss man mit allem rechnen. Schon sein Wechsel vor der Saison 2015 von Red Bull zu Ferrari kam aus dem Nichts. Ein vorzeitiger Rücktritt liegt also immer noch im Bereich des Möglichen.
Allerdings weiß der 34-Jährige auch, dass er als aktiver Rennfahrer eine größere Reichweite hat, um Werbung für seine grünen Themen zu machen. So berichtete Vettel in Monza begeistert von seinem Besuch in Island, wo eine Hightech-Anlage CO2 aus der Luft saugt und in der Erde einlagert.
Und vielleicht gibt es ja irgendwann mit Aston Martin doch noch etwas in der Formel 1 zu feiern. Vettel ist ein echter Racer. Im Duell mit Teamkollege Lance Stroll behielt der Deutsche nach einem verhaltenen Start zumeist die Oberhand. Der zweite Platz in Ungarn, der ihm nachträglich aberkannt wurde, zeigte noch einmal, welches Feuer in Vettel steckt. Und mit den neuen Autos 2022 bietet sich noch einmal eine ganz neue Herausforderung.