Vierter Saisonsieg für Hamilton
Lewis Hamilton feierte in Barcelona einen lockeren Start-Ziel-Sieg. Der Weltmeister münzte die Pole-Position in den 88. Karriere-Erfolg um. Max Verstappen holte sich den zweiten Platz vor einem enttäuschenden Valtteri Bottas. Sebastian Vettel kämpfte sich mit einem Stopp auf Platz sieben vor.
Mercedes hat die richtigen Lehren aus dem Reifendebakel von Silverstone gezogen. Am Rennsonntag von Barcelona war kein Auto schneller als der Silberpfeil, der gleichzeitig mit den Pirelli-Reifen trotz Asphalttemperaturen von 50 Grad pfleglich umging. Unter diesen Umständen ließ sich Lewis Hamilton./span> den vierten Sieg in dieser Saison nicht nehmen.
Es war ein ungefährdeter Triumpfh. Weder der Teamkollege noch Red Bull-Pilot Max Verstappen hatten ihm im sechsten Saisonrennen etwas entgegenzusetzen. So sicherte sich Hamilton nach 66 Runden den fünften Erfolg beim GP Spanien. In der Bestenliste rückt er noch näher an Michael Schumacher heran. Hamilton steht bei 88. Siegen, Schumacher bei 91. "Wir haben große Fortschritte beim Reifenmanagement gemacht. Da waren wir heute sehr, sehr gut. Ich war so in meiner eigenen Welt, dass ich nicht mal merkte, dass ich in der letzten Runde bin", erklärte der Titelverteidiger.
Red Bull hatte keine Chance, verdiente sich aber den zweiten Platz. Verstappen, der mit einem alten Motor das Rennen bestritt, knackte wenigstens den zweiten Mercedes und bleibt damit auch Hamiltons erster Verfolger in der Weltmeisterschaft. Valtteri Bottas steckte eine weitere Niederlage ein und wurde Dritter.
Verstappen brechen Reifen ein
Hamilton verteidigte auf dem über 600 Meter langen Sprint in die erste Kurve seine Spitzenposition. Der Teamkollege büßte hingegen zwei Plätze ein. Auf der Innenseite schlüpfte ihm Lance Stroll im Racing Point durch. Auf der Außenseite überholte ihn Max Verstappen, der sich direkt auf die Verfolgung Hamiltons machte.
Red Bull hoffte, Mercedes wie in Silverstone eine Woche zuvor in Reifenprobleme zu hetzen. Das gelang dieses Mal nicht. Hamilton ging den ersten Stint langsam an und verschärfte das Tempo ab der elften Rennrunde, als es ihm die Strategen erlaubten. Danach war der Weltmeister nicht mehr zu halten. Es war das umgedrehte Bild zur Vorwoche: Hamilton konservierte die Reifen und war trotzdem schneller als Verstappen.
Der Niederländer hingegen klagte, dass ihm die Hinterreifen wegbrechen. Erst nach mehrmaliger Aufforderung reagierte Red Bull und holte seinen Starfahrer zum Boxenstopp. Der Herausforderer wechselte von Soft auf Mediumreifen, war aber schon zu diesem Zeitpunkt keine echte Gefahr mehr für Hamilton. "Wir sollten nicht auf ihn schauen, sondern uns auf unser Rennen konzentrieren", blaffte Verstappen seinen Renningenieur an.
Im zweiten Stint wiederholte sich das Spiel. Hamilton bummelte erst und brauste dann unwiderstehlich davon. Wieder nahm das dunkelblaue Auto die Reifen härter ran. Wieder stoppte Verstappen früher. Im 41. Umlauf von 66 Runden fasste der 22-Jährige einen weiteren Satz des Mediumreifen auf.
Enttäuschendes Rennen für Bottas
Die Mercedes-Strategen ließen ihre Fahrer länger draußen. In der 48. Runde wurde Bottas in die Box gerufen. Für den letzten Stint erhielt er den Softreifen, um Verstappen vielleicht doch noch bezwingen zu können. Hamilton dagegen wählte die konservative Variante und holte sich 16 Runden vor der Zielflagge abermals einen frischen Satz der mittelharten Reifenmischung. Im Ziel betrug sein Vorsprung 24,1 Sekunden.
Die größte Bedrohung gab es von oben. Zwischenzeitlich näherte sich eine dunkle Gewitterwolke. Doch der GP Spanien wurde auf trockener Strecke beendet. Kurz vor Schluss fuhr Hamilton noch über ein Carbon-Teil, das der Haas von Romain Grosjean im Zweikampf mit Kimi Räikkönen verloren hatte. Doch die Reifen hielten.
Bottas nutzte auch der weichere Reifen im Schlussspurt nichts. An diesem Rennsonntag war der Finne nicht schnell genug. Einziger Trost: Ihm glückte nach einem dritten Reifenwechsel noch die schnellste Rennrunde, die ihm einen Zusatzpunkt einbringt. Verstappen dagegen holte einmal mehr das Maximum aus seinem Paket heraus. Mehr als der zweite Platz war im Red Bull nicht möglich. "Ich bin sehr froh, wenigstens einen geknackt zu haben. Lewis war heute nicht zu packen." In der Weltmeisterschaft führt Hamilton mit 132 Punkten. Verstappen liegt 37 Zähler zurück, Bottas weitere sechs Punkte.
Racing Point hatte das drittschnellste Auto in der Qualifikation und im Rennen. Im teaminternen Zweikampf setzte sich Lance Stroll durch. Sergio Perez feierte ein gelungenes Comeback nach zwei Rennen Corona-Pause, war aber nicht restlos zufrieden. Eine kleine Unaufmerksamkeit kostete ihn eine bessere Platzierung. Weil er Hamilton nicht schnell genug überrunden ließ, brummten ihm die Rennkommissare eine Strafe von fünf Sekunden auf. Deshalb wurde Teamkollege Stroll Vierter und der Mexikaner Fünfter, obwohl sie die Ziellinie in umgedrehter Reihenfolge überquert hatten.
Vettel kämpft sich auf Platz sieben
Carlos Sainz schaffte es im McLaren auf den sechsten Platz. McLaren verbesserte sich im Reifenmanagement. Teamkollege Lando Norris erzielte als Zehnter einen Punkt. Hinter Lokalheld Sainz rettete sich Sebastian Vettel ins Ziel. Der Heppenheimer schaffte es wie Perez mit nur einem Reifenwechsel über die Distanz. Der Lohn war ein siebter Platz, der sich angesichts der schwachen letzten Wochen wie ein Podest für ihn anfühlen muss.
Charles Leclercs Rennen war vorzeitig beendet. Knapp nach Rennhälfte drehte sich der Monegasse in seinem Ferrari in der Zielschikane. "Der Motor ist ganz plötzlich abgestorben", berichtete Leclerc. Der Ferrari-Pilot schaffte es zwar, den Verbrenner über die Elektromaschine MGU-K wieder zu starten, musste sich dafür aber offenbar ausschnallen. In der 40. Runde suchte er die Box auf und stellte das Auto mit der Startnummer 16 ab.
Alexander Albon war im Rennen kein Faktor. Eigentlich müsste er mit dem Red Bull zumindest auf den vierten Platz fahren. Heraus sprang nur die achte Position. Dahinter sammelte Pierre Gasly als Neunter zwei Punkte ein.