Aufwölbung lässt Toyota Corolla fliegen

Es ist wohl der Albtraum eines Autofahrers, wenn plötzlich die Straße vor ihm aufplatzt. Doch genau das kann bei hohen Temperaturen mit sogenannten Blow-ups passieren.
Im Moment macht auf Instagram ein Video die Runde, das zeigt, wie ein Toyota Corolla über eine sich plötzliche vor ihm erhebende Fahrbahn-Aufwölbung fliegt. Bei langsamem Abspielen erkennt man, dass sich der Boden direkt vor dem Fahrzeug anhebt – unmittelbar bevor es darüber fährt. Was im ersten Moment wie ein Fake erscheint, kann aber tatsächlich passieren und stellt eine nicht zu unterschätzende Gefahr dar. Was hier passiert, wird in der Fachwelt Blow-up genannt. Doch was genau ist das, warum nehmen die Vorfälle zu, und vor allem, wie kann man sich davor schützen?
Was sind Blow-ups?
Ein Blow-up bezeichnet einen hitzebedingten Straßenschaden, bei dem sich Betonplatten auf der Fahrbahn aufgrund hoher Temperaturen plötzlich aufwölben oder aufplatzen. Dieser Effekt entsteht, wenn sich die Betonplatten durch hohe Temperaturen – oft über 30 °C – so stark ausdehnen, dass die Fugen zwischen den Platten nicht mehr genug Raum für die Bewegung bieten. Die Platten prallen aufeinander und drücken sich in die Höhe. Das Ergebnis ist eine sprunghafte Verformung der Fahrbahn, die darüberfahrende Fahrzeuge beschädigen kann. Besonders gefährlich wird es, wenn der Blow-up so stark ist, dass er eine Art Sprungschanze bildet, über die Fahrzeuge fliegen. Eben so, wie es im Instagram-Video zu sehen ist.
Allerdings betrifft das hauptsächlich ältere Autobahnabschnitte mit einer Fahrbahndecke aus Beton. "Blow-ups auf Betonautobahnen spielen heutzutage so gut wie keine Rolle mehr", sagt ein Sprecher der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) dem ADAC. "Solche Hitzeschäden traten vorwiegend an alten Fahrbahndecken von eher geringer Deckendicke von circa 24 Zentimetern oder weniger auf", so der BASt-Sprecher weiter. Heute hat die Fahrbahndecke eine Dicke von 26 bis 29 Zentimetern. Der Anteil an Betonfahrbahnen beträgt bundesweit rund 30 Prozent. Asphaltpisten sind von Blow-ups nicht betroffen.
Warum nehmen die Blow-ups zu?
Die Zahl der Blow-ups hat in den 2010er-Jahren aufgrund mehrerer Faktoren zugenommen. Zum einen setzen Hitzewellen, ausgelöst durch die Klimaerwärmung, dem Straßenbelag mächtig zu. Zum anderen liegt es am Baumaterial der Straße, wie oben bereits beschrieben. Die Fugen zwischen den Betonplatten bieten nicht genug Spielraum für Ausdehnung, während Asphalt flexibler auf rasche Temperaturunterschiede reagiert.
Hinzu kommt die zunehmende Belastung durch den Verkehr. Die Straßen sind überbeansprucht und das Verkehrsaufkommen hat in den letzten Jahrzehnten stark zugenommen. Dies führt zu einer schnelleren Abnutzung der Fahrbahnen und macht sie anfälliger für Schäden. Im Jahr 2016 kam es vermehrt zu Blow-ups in Bayern, wie damals Chip berichtet hat. Normal seien angeblich etwa 5 oder 6 Vorfälle im Jahr, bis Ende Juni waren es allerdings 27.
Bekannte Unfälle durch Blow-ups
Auf der A93 bei Abensberg in Bayern fuhr ein Motorradfahrer über eine aufgesprungene Betonplatte und verunglückte tödlich. Und genau diese Autobahn steht auch heute noch im Fokus. Der Abschnitt stammt aus den 1980er-Jahren und fällt immer wieder durch häufige Blow-ups auf. Daher gilt aus Sicherheitsgründen ab Mai 2025 zwischen den Anschlussstellen Saalhaupt und Elsendorf für Autos Tempo 120 und für Motorräder Tempo 80.
Ein weiteres Beispiel für einen schwerwiegenden Vorfall ereignete sich 2015 auf der A1 im Kanton St. Gallen in der Schweiz, als mehrere Fahrzeuge in einen Unfall verwickelt wurden, weil die Fahrbahn plötzlich durch einen Blow-up aufbrach. Und auch auf der A29 bei Wilhelmshaven kam es 2019 zu mehreren Schäden, die als Ursache für einen tödlichen Unfall nicht ausgeschlossen werden konnten.
Diese Fälle zeigen nicht nur, wie schnell Blow-ups zu schwerwiegenden Unfällen führen können, sondern auch, dass die Gefahr in ganz Deutschland und auch in angrenzenden Ländern immer noch präsent ist.
Wie kann man Blow-ups vorbeugen?
Die Vermeidung von Blow-ups erfordert eine Kombination aus präventiven Maßnahmen und regelmäßiger Wartung der Straßeninfrastruktur. Straßenbauexperten empfehlen eine verstärkte Überwachung von älteren Betonfahrbahnen. In Bayern beispielsweise wird der Zustand der Autobahnen per Laserscan überwacht, um kleinste Schäden oder Risse zu erkennen, bevor sie zu größeren Blow-ups führen können.
Sanierungen sind ein weiterer Schlüssel zur Vermeidung. Alte Betonstrecken, die besonders anfällig für Blow-ups sind, werden immer häufiger umgebaut. Auf vielen Autobahnen werden auch sogenannte Entlastungsschnitte eingebaut, die den Druck zwischen den Betonplatten verringern und damit die Gefahr von Blow-ups reduzieren.
Was tun, wenn ein Blow-up direkt vor mir auftritt?
Einen generellen Schutz vor Blow-ups gibt es nicht. Fakt ist, sie können sehr plötzlich auftreten. Daher gilt, genug Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug zu wahren. Bleiben Sie aufmerksam und halten Sie sich an die vorgegebene Geschwindigkeit. Sollte Ihnen ein Schaden auf der Straßenoberfläche auffallen, können Sie das direkt der Autobahnmeisterei melden.