Muss VW nach Autofrachter-Brand zahlen?

Vor gut drei Jahren brannte und sank der Autofrachter Felicity Ace. Weil ein Porsche schuld am Feuer gewesen sein soll, wurde VW verklagt. In wenigen Tagen startet der Prozess.
Etwas mehr als drei Jahre ist es her, dass sich nahe der Azoren, einer zu Portugal gehörenden Inselgruppe im Atlantik, eine Katastrophe abspielte. In der Nacht auf den 16. Februar 2022 geriet dort das Autotransportschiff MS Felicity Ace in Brand. Zwar konnten alle an Bord befindlichen Besatzungsmitglieder, insgesamt 22 Personen, dem Feuer entkommen, doch das Schiff und die Fracht waren dem Untergang geweiht. Etwa zwei Wochen später, am 1. März, sank die Felicity Ace nach mehreren vergeblichen Rettungsversuchen – und mit ihr alle 3.965 an Bord befindlichen Autos.
Zivilprozess vor dem Landgericht Braunschweig
Diese stammten ausschließlich von verschiedenen Marken der Volkswagen AG, weshalb das Ereignis ein juristisches Nachspiel für den Autokonzern hat. Bereits Anfang März 2024 reichten mehrere Parteien, darunter die Schiffseigentümerin, die Reederei und diverse Seekaskoversicherungen, vor dem Stuttgarter Landgericht Klage gegen Porsche und eine weitere VW-Gesellschaft ein. In Kürze (Mittwoch, 2. Juli 2025) startet jedoch ein Prozess vor der 12. Zivilkammer des Landgerichts Braunschweig. Auch hier sind die beiden Beklagten "Gesellschaften der Volkswagen-Gruppe", heißt es in einer Mitteilung des Landgerichts. Dabei geht es um Ansprüche im Zusammenhang mit dem Untergang des schwimmenden Autotransporters.
Hintergrund der Klage ist, dass ein Porsche-Modell das Feuer auf der Felicity Ace ausgelöst haben soll. "Die Klägerinnen behaupten, dass eine sich selbst entzündende Lithium-Ionen-Batterie in einem der Fahrzeuge Ursache des Brandes gewesen sei", heißt es in der Mitteilung. Sicher ist das jedoch nicht, die genaue Brandursache konnte bis heute nicht ermittelt werden. Folgerichtig bestreiten Porsche und der VW-Konzern diese Version. "Die Beklagten behaupten dagegen, dass der Brand eine andere Ursache habe und das Sinken des Schiffes bei umsichtigem Handeln hätte verhindert werden können", so das Landgericht Braunschweig.
Wie hoch ist der entstandene Schaden?
Die Klageparteien werfen VW vor, sie unzureichend über die Gefahr und Vorsichtsmaßnahmen informiert zu haben. Sie verlangen entsprechend den Ersatz der Schäden, die mit dem Brand und Untergang des 200 Meter langen und gut 32 Meter breiten Schiffes einhergegangen sind. Dieser soll im dreistelligen Millionenbereich liegen, wobei sich die Parteien wegen der genauen Schadenshöhe uneinig sind.
Unter den fast 4.000 Autos, die der gesunkene RoRo-Frachter (Roll on, Roll off) transportierte, befanden sich viele Elektro- und Plug-in-Hybrid-Modelle, darunter zahlreiche Exemplare der Nobelhersteller Porsche, Bentley und Lamborghini. Deshalb habe die Volkswagen AG mehreren Medienberichten zufolge selbst einen Schaden von etwa 200 Millionen Euro erlitten.
Hinweis: Im Video nach dem zweiten Absatz informieren wir Sie über ein weiteres havariertes Autotransportschiff. Die Golden Ray der Reederei Hyundai Glovis kenterte bereits 2019, nachdem es in Brand geraten war und die Crew es kontrolliert auf Grund setzen wollte.