Zwei Kei Car Roadster für großen Fahrspaß
Lang und breit sind andere. Die raren Leichtgewichte Suzuki Cappuccino und Daihatsu Copen zeigen Größe im kleinen Format. Auch mit nur 68 bzw. 87 PS bieten die Winzlinge einen riesigen Fahrspaß.
Für Kei Cars gelten in Japan klare Grenzen bei Größe, Hubraum und Leistung. Auf maximal 3,40 Meter Länge und 1,40 Meter Breite sowie zwei Meter Höhe bleibt dennoch genügend Raum für Kreativität und Vielfalt: Japanische Hersteller bauen in diesem Segment nicht nur klassische Kleinwagen, sondern auch winzige SUV, Roadster und sogar Pickups; Kei Trucks haben eine ganz eigene Fangemeinde. Freie Importeure bringen die kleinen Nützlinge nach Europa.
Um das Jahr 2000 herum kamen ganz offiziell zwei Kei Car Roadster zu uns: Daihatsu Copen und Suzuki Cappucino waren fahrende Beweise, dass kleine Autos besonders großen Fahrspaß bieten können.
Nicht mehr als 660 Kubik und 64 PS
In Japan dürfen die Motoren von Kei Cars nicht mehr als 660 Kubikzentimeter Hubraum haben, die Leistung ist auf maximal 64 PS festgelegt. Meist sind es Turbo-Dreizylinder, und es dürfte nicht überraschen, dass praktisch jedes Kei Car diese Grenze ausreizt.
Während den Suzuki Cappucino ein solcher Turbo-Dreizylinder antreibt, bot Daihatsu für den Copen auf dem europäischen Markt eine Alternative an: Der Vierzylinder aus dem Sirion hat 1,3 Liter Hubraum und leistet 87 PS. Für Kei-Car-Verhältnisse ein Bigblock. Einen 660-Kubik-Turbo gab es ebenfalls, der leistet 68 PS.
Muntere Fahrleistungen
Einen Vorteil hat der Copen zumindest für Kontinentaleuropäer: Europäer bekamen einen Linkslenker, während der Suzuki Cappucino das Steuer immer rechts hat. Macht aber nichts, schließlich ist so ein Kei Car unerreicht wendig und übersichtlich. Weil beide nicht viel wiegen, reicht die Leistung der Motoren für muntere Fahrleistungen.
Der Cappucino kommt mit 725 Kilogramm Leergewicht und 64 PS in acht Sekunden von null auf 100 km/h. Ab Werk ist die Höchstgeschwindigkeit elektronisch auf 140 km/h begrenzt. Ohne den Limiter läuft das Kleincabrio 180 km/h. Nicht ganz so flott ist der schwerere Copen unterwegs: Der kommt auf 894 Kilogramm Leergewicht und in 10,6 Sekunden auf Landstraßentempo. Auch er läuft Tempo 180 – wenn man will.
Variabel offen
Das Beste an den beiden Winzlingen ist neben ihrer Handlichkeit, der tiefen Sitzposition und dem geringen Gewicht, dass die Dächer aufgehen. Der Cappucino ist dabei sehr variabel: Suzuki nannte ihn einen Vier-Wege-Roadster, weil er offen oder geschlosssen, als Targa oder mit T-Bar gefahren werden kann. Copen steht für compact und open. Sein Alu-Blechdach faltet sich in 20 Sekunden in den Kofferraum und füllt den praktisch komplett aus.
Die Schwachstellen der Kei Car Roadster
Wer ein Kei Car kaufen möchte, sieht sich mit einem dürren Angebot konfrontiert. Mehr als eine Handvoll der winzigen Roadster sind selten gleichzeitig auf den Online-Verkaufsportalen zu finden. Doch der Kauf muss kein Risiko sein, wenn man auf ein paar Dinge achtet. Wir nennen darum die typischen Schwachstellen der beiden Modelle. Hier erfahren Sie außerdem, wie es um die Ersatzteilversorgung steht und was ein Kei Car Roadster in Deutschland heute kostet.
Für die meisten ist klar: Wenn Copen, dann der ab 2006 angebotene Linkslenker mit 1,3-Liter-Sauger. Der Rechtslenker mit 68-PS-Turbo ist seltener und tendenziell günstiger. Wobei die Entscheidung für den Copen nicht von Kosten bestimmt sein sollte.
Der Cappuccino bietet nicht viel, aber ein ganz besonderes Auto fürs Geld. Und gerade deshalb auch eine Menge Spaß – wenn Substanz und Details in Ordnung sind. Das Angebot ist leicht überschaubar, aber nicht immer leicht einzuschätzen.
Suzuki Cappucino: Karosserie, Technik, Teile
Ab Werk hatte kein Cappuccino Rostvorsorge. Weshalb das Hauptproblem des Autos nicht schwer zu erraten ist. Vom Rost bedroht sind vor allem: hintere Radläufe, vordere Radkästen, speziell um die Federbeinaufnahme, die mehrteiligen Schweller, der Unterboden. Das Bodenblech sollte unter den Teppichen gecheckt werden, und die Wand zwischen Tank und Innenraum ist stark rostgefährdet. Das mehrteilige Alu-Dach ist mit vielen Gummilippen abgedichtet, für die Ersatz nicht leicht zu bekommen ist. Kondenswasser nistet in manchen Scheinwerfern.
Klein, aber robust und zuverlässig, wenn ordentlich umsorgt:Der Dreizylinder-Turbo mag regelmäßige Ölwechsel. Bei den EA11R-Motoren (bis 1995) ist auf Tausch der Zahnriemen entweder alle 100.000 Kilometer oder alle fünf Jahre zu achten. Hakelt das Getriebe? Ursache ist vermutlich zu wenig oder zu altes Öl. Kommen beim Beschleunigen Knacklaute von hinten, liegt das wahrscheinlich an einer ausgeschlagenen Befestigung des Differenzials. Tickern im Leerlauf: Leerlaufregler.
Über Suzuki sind Technikteile zu bekommen, auch wenn sie extra aus Japan geordert werden müssen. Schwierig ist die Lage etwa bei den vielen Gummis am Dach und bei Teilen der Innenausstattung. Reifen sind der eigenen Größe wegen nicht in riesiger Auswahl im Angebot.
Daihatsu Copen: Karosserie, Technik, Teile
Für die frühen 660er-Modelle sparte sich Daihatsu jegliche Schutzmaßnahmen gegen den Rost. Sie sollten von den meisten Vorbesitzern schon nachgeholt worden sein. Für die 1,3-Liter sieht es besser aus, dennoch verdienen Radläufe, Schweller (speziell das vordere Ende und zur Mitte hin) und der Kofferraumboden besondere Aufmerksamkeit. Die Ledersitze neigen an den Wangen zu Verschleiß, die Dachdichtungen werden spröde ohne regelmäßige Pflege. An den Alu-Rädern dringt gerne Feuchtigkeit unter die Lackschicht.
Der auch von Toyota und in anderen Daihatsu-Modellen wie etwa dem Sirion verwendete Vierzylinder läuft ohne Auffälligkeiten. Der Turbo der Rechtslenker reagiert empfindlich auf Vernachlässigung der Öl- und Filterwechsel-Intervalle. Empfohlen werden von erfahrenen Haltern: alle 5.000/alle 10.000 Kilometer. Neue Lader aus Japan gehen ins Geld, überholte sind nicht oft zu finden. Vereinzelt blasen die Auspuffe vor dem Schalldämpfer.
Daihatsu hat sich 2013 vom europäischen Markt verabschiedet. Service und Teileversorgung obliegen seitdem der Emil-Frey-Gruppe, die mit vielen der offiziellen Händler weiterarbeitet. Auch wegen mancher Gleichteile zu anderen Modellen – auch von Toyota – sind Teile gut verfügbar.
So viel kosten Daihatsu Copen und Suzuki Cappuccino
Kei-Cars gehören in Deutschland zu den Exoten. Von dem Daihastu Copen wurden hierzulande nur 2.476 Exemplare verkauft, von dem Suzuki Cappuccino kamen über den britischen Importeur gerade einmal 120 Stück nach Deutschland.
Kein Wunder also, dass die beiden Winzlinge recht preisstabil sind – die Nachfrage ist größer als der Markt. Im guten Zustand kostet der Daihatsu Copen 1.3 rund 10.400 Euro, wie Classic Analytics angibt. Mit 660-Kubik-Dreizylinder ist der Copen etwas günstiger: 9.200 Euro notiert der Marktbeobachter hier. Der noch seltenere Suzuki Cappuccino kostet mit 13.600 Euro rund ein Drittel mehr als der Copen. Im Zustand 4 stehen 5.800 respektive 4.300 Euro in der Liste.