Mercedes SLS AMG Black Series im Fahrbericht
Ob es dem SLS bislang wirklich an Agilität mangelte? Jedenfalls
kommt nun der noch stärkere und fahrdynamischere SLS AMG Black
Series.
Ein bisschen Armmuskeltraining vorweg: Transaxlewellen-Gehäuse stemmen. Mit dem Bauteil des Mercedes SLS AMG eher schwierig, mit dem der Black Series-Variante überhaupt nicht. Es besteht aus Carbon und wiegt mit 13,3 Kilogramm nur noch die Hälfte. Unhandlich sind beide, also lieber auf zum spannenden Teil des Workouts hinterm Lenkrad.
Rund 70 Kilogramm Gewicht soll der Mercedes SLS AMG Black Series insgesamt verloren und gleichzeitig 30 PS gewonnen haben. Nun treffen also 631 PS auf 1,5 Tonnen – und die hämmern gerade auf die erste Rechtskurve des Circuit Paul Ricard zu. Das um zehn Millimeter tiefer montierte Doppelkupplungsgetriebe feuert eine Gangsalve bis hinunter in den Zweiten ab, schießt dazwischen jeweils einen Gasstoß. Reaktions- und Schaltzeiten verkürzten die Ingenieure derart drastisch, dass das Getriebe nicht wiederzuerkennen ist.
Im Mercedes SLS AMG Black Series wurde überall nachgeschärft
Ebenso zugespitzt verhält sich der Flügeltürer beim Einlenken; beinahe so, als ob er den Streckenverlauf erahnen würde. Wie das? Im Mercedes SLS AMG Black Series übernimmt ein Gewindefahrwerk die Führung der Räder, das eine steifere Elastokinematik, breitere Spur und – da schau her – an der Vorderachse neue Radträger und Stabis aufweist. Noch mehr Drehzahl Klingt nach humorloser Härte? Gar nicht mal, denn die Feder- und Dämpferraten ermöglichen fiese Curbs-Räubereien, ohne dabei völlig die Bodenhaftung zu verlieren.
Doch jetzt auf der Gegengeraden darf sich der V8-Sauger wieder austoben, jubiliert kehlig trompetend über jene 7.200 Umdrehungen hinaus, bei denen das Basistriebwerk aufgibt – und hinter den vier mächtigen Endrohren kräuselt sich der Asphalt. Erst bei 8.000/min fordert das 6,2-Liter-Trumm im Mercedes SLS AMG Black Series den nächsten Gang. Die neue Auslegung kostet zwar 15 Newtonmeter Drehmoment, doch es bleiben ja immer noch 635 Nm. Kurzes Anbremsen für den schnellen Rechtsknick – dank definiertem Druckpunkt und stressresistenten Keramik-Verbundbremsscheiben beinahe millimetergenau möglich –, und der Mercedes SLS AMG Black Series kleistert sich mit verstörendem Tempo und leicht nach außen drängendem Heck an der Idealline entlang.
Dabei erleichtern die präzise Servolenkung mit modifizierter Kennlinie und die Rennschalensitze die Arbeit. Gut so, denn ansonsten müsste der Mercedes SLS AMG Black Series-Fahrer wohl noch ein paar Mal das Transaxlewellen-Gehäuse stemmen.