Wer holt die Kompakt-SUV-Krone?

Erfolg macht einsam? Nicht bei den Kompakt-SUV. Am Erfolg dieser Klasse will fast jeder Hersteller teilhaben. Wir haben die zehn wichtigsten Modelle als Benziner zum großen Vergleichstest geholt. Wer sticht heraus und holt sich den Sieg?

In unserem Test treffen die zehn wichtigsten Kompakt-SUV als Benziner aufeinander. Wir klären mit Audi Q3, BMW X1, Hyundai Tucson, Jeep Renegade, Mini Countryman, Nissan Qashqai, Peugeot 3008, Renault Kadjar, Seat Ateca und VW Tiguan, wer Sieger nach Punkten wird.

2011 startete der Audi Q3. Trotz des kleinen Facelifts Ende 2014 hat er sich seither wenig verändert. So zählt er noch immer zu den knapp geschnittenen Kompakten mit kleinem Kofferraum, ideenarmer Variabilität und hoher Fahrdynamik.

Pilot und Co sitzen etwas entrückt im schmalen, bestens verarbeiteten Cockpit. Da gilt es dann, sich mit der Lenkradposition und der komplizierten Bedienung zu arrangieren.

Hat man zu viel von der vertrackten Infotainment-Bedienung, lässt sich der Navi-Bildschirm auch herunter klappen. Keine schlechte Idee.

Nimmt man im Fond zwei Erwachsene mit, besteht keine Gefahr, sie mit Sitzkomfort und Raumfülle zu verwöhnen, denn die steillehnige Rückbank ist nur wenig bequem möbliert.

Unter dem Boden des eng geschnittenen Kofferraums (460 - 1.365 Liter) ist noch Platz für schmales Kleingepäck oder den Subwoofer der aufpreispflichtigen Hifi-Anlage.

In alten Zeiten mag der X1 kurvengieriger gewesen sein. In der Gegenwart ist er praktischer. Was er geblieben ist: teuer. Mit allen für die Bewertung relevanten Extras kostet der BMW fast 40.000 Euro. Das ist viel Geld für den X1 mit Dreizylinder.

Im Interieur schaut alles so aus, wie es eben so ausschaut in einem BMW. Alles bestens bedienbar und von hoher Materialqualität.

Im Testwagen ist das 136 PS starke Motörchen mit einer hektischen Sechsstufenautomatik (1.950 Euro) verkuppelt. Diese Kombination gibt es nicht mehr, der 1.500er leistet nun 140 PS, lässt sich mit Siebengang-Doppelkuppler kombinieren.

Für 390 Euro Aufpreis rücken sie dann auch, die Rücksitze. Allzu behaglich ist es da wegen der harten Polsterung allerdings nicht.

Serienmäßig klappt der BMW die Rücksitzlehne des ausreichend geräumigen Ladeabteil (505 - 1.505 Liter) dreigeteilt um.

Im Gegensatz zum BMW X1 bringt der Tucson nicht viel an Ausstattung mit, sondern alles, dazu fünf Jahre Garantie und dabei kostet er 1.700 Euro weniger als der BMW. Ausstattungsbereinigt sind es sogar 9.000 Euro.

Von den großen, haltarmen Vordersitzen aus lässt sich das Cockpit betrachten, das mit der erstaunlich eingängig sortierten Tastenmenge wie ein Weltbeherrschungspult aussieht. Alles wirkt stattlich – im Guten, mit solider Verarbeitung.

Es kommt schon ordentlich was an Tasten zusammen im Interieur des Tucson, doch die Bedienung gelingt dennoch einfach.

Der Koreaner verwöhnt die Fondpassagiere auf seiner lehnenneigungsvariablen Rückbank mit ausreichend Platz und dank der serienmäßigen Sitzheizung auch mit Wärme.

Das Raumangebot des Kofferraums im Tucson ist gut (513 - 1.503 Liter) , die Variabilitätsmöglichkeiten eher uninspiriert, nicht mal eine Durchlade ist vorhanden.

Der Renegade ist eigentlich eine Klasse tiefer einsortiert, als der Rest des Felds, was freilich nichts daran ändert, dass er preislich hier gut mithalten kann. Mit dem 140 PS starken Benziner samt Doppelkuppler liegt der kleine Jeep bei mindestens 27.900 Euro.

Der Klassenunterschied schimmert nicht nur bei den Dimensionen durch. Auch im Innenraum zeigt sich der Renegade etwas rustikaler als die Konkurrenz. Die Bedienung des kleinen Touchscreens ist dabei auch eher suboptimal.

Das selbst kuppelnde und schaltende Getriebe gereicht dem Renegade nicht zum Vorteil. Es agiert eher träge, schaltet nur unwillig zurück und versucht mit wenig Erfolg, eine sanfte Wandlerautomatik zu imitieren.

Drei Erwachsene passen hinten nur schlecht in den Jeep, dazu ist er zu schmal. Kopf- und Beinfreiheit sind hingegen durchaus akzeptabel.

Der Ladeboden ist höhenverstellbar. Eine Durchreiche fehlt auch beim Jeep. Das Ladevolumen ist mit 351 bis 1.297 Litern unter dem Niveau der anderen Testkandidaten - allerdings ist der Jeep auch deutlich kompakter.

Man kann den 1.575 kg schweren Countryman für sein Raumangebot loben, für die Variabilität und für die verbesserte Verarbeitung. Oder ihn als Antwort auf die Frage hernehmen, wann ein Mini nur noch Mini heißt, aber nicht mehr so fährt.

Die Mini-Identität wirkt nunmehr eher inszeniert, wie sich am verräumten Cockpit mit konfuser Bedienung und schlecht ablesbaren Instrumenten...

... oder an den verstellbaren Fahrmodi widerspigelt, die zwar Sportlichkeit suggerieren, dieses Versprechen aber nicht wirklich einhalten können.

Das ganze Variabilitäts-Trallala bringt der Countryman bei seinem Marsch durch die Institutionen ebenso mit wie viel Platz und ordentlichen Sitzkomfort.

Dreigeteilt umklappbare Lehne, fast ebene Fläche - alles wie im X1 eben. Nur beim Ladevolumen (450 bis 1.390 Liter) hat der Countryman das Nachsehen gegenüber seines Plattofrmbruders.

Wenn es eng beim Umparken wird, fliehen Mini und Hyundai mit Allrad über das Feld. Der Rest der Testkandidaten ist hier rein frontgetrieben.

Der Qashqai ist wie ein braver, passabler und zuverlässiger Schüler. Er fällt nirgends unangenehm auf, bietet jedoch ebenso wenig Glänzendes.

Viele Knöpfe, viel Verwirrung im Cockpit des Nissan Qashqai. Das können andere Kompakt-SUV deutlich besser. Dafür stimmt das Platzangebot und die Ausstattung im Japaner.

Schwarze Ledersessel gehören zum Serienumfang der TEKNA-Ausstattung, doch die Fondsitzbank ist nur mäßig bequem.

Stauraum gibt es reichlich (430 bis 1.585 Liter) , dazu serienmäßig eine teilbare Lehne. Eine Durchreiche gibt es leider nicht, dafür...

... aber das Flexi-Board. Das Stausystem im Qashqai-Laderaum ist Serie beim TEKNA und ermöglicht zumindest direkt im Kofferraum ein Mehr an Variabilität.

Die erste Generation des 3008 als rundlicher Crossover hatte einen eher unglücklichen Start. Damit die im letzten Herbst präsentierte zweite Generation das besser macht, erhielt sie ein nischengerechteres Design, ein komfortables Fahrwerk und ein sparsames Aggregat.

Allerdings schlugen die Designer auch im Interieur zu. Da verpassten sie ihm das markentypische Winzlenkrad samt der seltsam platzierten Digitalinstrumente. Die lassen sich zwar vielfältig programmieren, aber nur schlecht ablesen.

Das gilt in ähnlichem Maße für die restliche Bedienung des 3008, da funktioniert das meiste über den großen Touchscreen sowie über eine Tastenklaviatur in der Mittelkonsole - die ist zwar hübsch, aber nicht sehr praktisch.

Genug Platz und Kopffreiheit gibt es hinten. Im Kombination mit dem ordentlichen Federungskomfort reisen die Passagiere im Fond so durchaus kommod.

Die Lehne klappt fernentriegelt, die Durchreiche haben alle 3008. Das Raumangebot ist mit 520 bis 1.482 Liter Ladevolumen durchaus ordentlich.

Der Renault Kadjar ist wie sein Plattformbruder Nissan Qashqai ein eher braver Geselle, der sich freilich die ein oder andere Extravaganz leistet.

Eine davon ist das digitale Instrumenten-Board, in Frankreich lieben sie ja so was. Wie andere ähnliche Lösungen ist auch jene im Kadjar konventionellen Anzeigen nicht überlegen.

Voll-LED-Licht gehört bei der teuren Bose-Edition zum Serienumfang. Ebenso im Paket: 19-Zoll-Räder, die den um Komfort bemühten Franzosen hölzern machen.

Hinten im Fond ist genügend Platz für Erwachsene, allerdings stört dort die hohe Fensterlinie der C-Säule die Übersichtlichkeit und die Aussicht nach draußen.

Ladevolumen und Raumteiler haben wir in sehr ähnlicher Form schon beim Plattformbruder Nissan Qashqai gesehen.

Der Seat Ateca macht, was so nicht vorgesehen ist in der Konzernhierarchie: Er rangelt mit dem VW Tiguan um den Sieg.. Beide basieren auf dem Modularen Querbaukasten und nutzen zusamnen mit dem Audi Q3 denselben Motor.

Der Ateca richtet sich etwas rustikaler als sein Konzernbruder ein. Ändert aber nicht an solider Qualität und eingängiger Bedienung.

Keine Adaptivdämpfer dabei, aber auf Sport eine gefühlvollere Lenkung. Damit fegt er über Landstraßen, immer sicher, aber eben immer einen Tick agiler, weniger besonnen als der VW - und der Komfort stimmt auch.

... den etwas volumenärmeren Kofferraum (510 - 1.604 Liter). Bei der Variabilität muss hingegen wohl ein Kreativabstand zum VW sein.

Draußen ist der Ateca 12,3 cm kürzer als sein Konzernkumpel Tiguan, drinnen bietet er aber nur 3 cm weniger Knieraum und...

Wenn zehn Wagen zum Testen bereitstehen, ist es nicht immer einfach, den Überblick zu behalten. Damit die Maßstäbe stimmen, wird immer wieder das Benchmark-Auto verkostet, in diesem Fall der Tiguan.

Im Interieur geht es im Tiguan auch ohne die aufpreispflichtige Digitalinstrumente. Die serienmäßigen Instrumente sind einfach und bestens ablesbar.

Das Head-up-Display kostet 565 Euro extra und projiziert Navigationshinweise und weitere wichtige Infos auf eine kleine Plexiglas-Scheibe hinter dem Lenkrad - eine sinnvolle Mehrausgabe.

770 mm - Keiner hat hier mehr Sitzraum im Fond als der Tiguan. 77 cm sind fast Oberklasse-Niveau. Knapp dahinter BMW X1 (75 cm) und Seat Ateca (74 cm).

Auch beim Laderaum (520 bis 1.655 Liter) macht dem Tiguan hier niemand etwas vor. Nun ist der Tiguan zwar das größte Auto hier, aber einige Kandidaten kommen bis auf wenige Millimeter an den VW heran, ohne eine ähnlich gute Raumausnutzung zu bieten.

Man sollte meinen, 10.000 Zahlen genügen, um Abstand zu schaffen. Denn so viele Werte haben wir für diesen Vergleichstest der zehn kompakten SUV erhoben. Doch am Ende wurde es eng. Folgend das Gesamtergebnis.

Platz 10 - Jeep Renegade: Sympathiepunkte kann der Renegade zwar sammeln, doch ansonsten bietet er zu wenig Platz, mühsames Handling und einen müden Antrieb.

Platz 9 - Renault Kadjar: Als Plattformzwilling des Qashqai zeigt der Kadjar einen ähnlichen Charakter, doch gute Ausstattung und Fahrleistungen sind etwas wenig.

Platz 8 - Hyundai Tucson: Für das etwas enttäuschende Abschneiden des Tucson sind hoher Verbrauch, mäßiger Komfort und träges Handling verantwortlich.

Platz 7 - Nissan Qashqai: Neben der sehr umfangreichen Ausstattung und dem kräftigen Motor hat der Qashqai wenig Herausragendes zu bieten.

Platz 6 - Audi Q3: Dass der Q3 etwas in die Jahre gekommen ist, merk man an Bedienung, Sicherheitsausstattung und Raumangebot.

Platz 5 - Mini Cooper Countryman: Der schlappe Antrieb und das knappe Raumangebot verhindern eine bessere Platzierung. Das Beste an ihm: die Fahreigenschaften.

Platz 4 - BMX X1: Viele Punkte in der Eigenschaftswertung, wenige bei den Kosten - der X1 ist teuer und ab Werk nur recht mager ausgestattet.

Platz 3 - Peugeot 3008: Mit seinem flauschigen Fahrwerk und dem sparsamen Motor ist der 3008 eine Überraschung und kommt aufs Treppchen.

Platz 2 - Seat Ateca: Etwas weniger Platz, nicht ganz so geschmeidiges Fahrwerk, doch viel günstiger - der Ateca landet dicht hinter dem VW.

Platz 1 - VW Tiguan: Das komfortable Fahrwerk, der kultivierte Antrieb und das tolle Raumangebot reichen diesmal nur knapp für den Seriensieger.

Verbräuche, Bremswege, Geräusche, Fahrleistungen, Innenmaße, Fahrdynamikzeiten, Kofferraumvolumina, Zuladungen, Unterhaltskosten und so weiter – gingen in 50 Einzelwertungen ein. Am Ende entschied der Tiguan ein denkbar knappes Rennen für sich.

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