Um den Mercedes-AMG GT R in sein Wettbewerbsumfeld
einzusortieren, braucht’s eine große Bühne – eine Formel-1-Strecke
als perfekte Arena für den Kampf der Systeme: Biturbo gegen
Kompressor, Sauger und Hybridkonzept.
Konkret heißt das - der Supertestzeit-Rekordhalter unseres
Schwestermagazins sport auto, misst sich mit dem Honda NSX, der
Corvette Z06 Z07 Performance und dem Audi R8 V10 Plus. Wo? Auf der
Grandprix-Strecke des Hockenheimrings.
2,4 kg/PS beträgt das Leistungsgewicht der Corvette Z06 – der
beste Wert in diesem Quartett. Schlusslicht: der NSX mit 3,0
kg/PS.
Die Frage nach Abtrieb beantwortet Honda mit Eleganz, die
Konkurrenz mit aerodynamischer Monstrosität.
Echte Sportwagen müssen rot sein? Die AMG-Mannschaft aus
Affalterbach sieht das wohl anders. In giftigem Mattrgrün sticht
der AMG GT R aus dieser beeindruckenden Menge heraus.
ESP off, Race-Modus aktiv, Adaptivdämpfer in „Sport Plus“,
Traktionskontrolle in Stufe 6 (drei gelbe, drei rote LED-Leuchten) –
der AMG GT R ist bereit für die Querdynamik-Spielwiese
Hockenheim.
Platz 7 der schnellsten Supertest-Kandidaten auf dem
Hockenheim-Ring (Kleiner Kurs): Der Mercedes-AMG GT R hat im
Supertest 5/2017 die Strecke in einer Zeit von 1:06,4 Minuten
umrundet (mit Sportreifen).
Wer will, kann beim GT R den Neigungswinkel des Heckflügels
verstellen. Wer will, kann's auch einfach qualmen lassen.
115,4 m reichen dem Mercedes-AMG GT R, um von 200 auf null km/h
abzubremsen – 1,8 Meter weniger als bei der Corvette.
Im GT R steckt der 585 PS starke V8-Biturbo weit hinten im
Motorraum. Er trägt größere Turbolader als die anderen
GT-Varianten, die zudem mit 1,35 statt 1,2 bar Ladedruck
arbeiten.
GT-R-Fahrer nehmen ein Alcantara-Vollbad im beinahe perfekt
ergonomischen Cockpit.
Klassische, analoge Rundinstrumente sind bei dieser
Fahrzeuggattung mittlerweile fast zur Seltenheit geworden.
Die Recaro-Schalen halten dich perfekt in Position....
... die ingeniöse Traktionskontrolle je nach Wunsch.
Honda: Wenn sich vier Triebwerke zu einer harmonischen
Agilitätsmaschine verdichten.
Platz 40: Der Honda NSX benötigte in einem Supertest aus dem
Jahr 2017 für 0-200-km/h 16,4 Sekunden.
Selbst wenn ihm die Haftreibung abhanden kommt, bleibt der NSX
japanisch höflich ohne große Zicken und schmiert kontrollierbar
weg.
Das höchste Gewicht macht sich beim Honda auch bei den
Verzögerungswerten bemerkbar. 31,4m aus 100 km/h und 123,5 aus 200
km/h sind dennoch beachtliche Werte.
Eigentlich müsste sich der V6-Biturbo des NSX nicht
verstecken.Der mit 1,05 bar aufgeladene Benziner bemüht sich um
einen eigenständigen Klang, faucht metallisch-bauchig, mischt
jenseits von 7.000/min noch etwas Kreissäge unter.
Das Cockpit ist leicht bedienbar und eigentlich angenehm
schlicht – ohne die grellrote Schminke.
Werden die Bremsen im NSX zu warm, warnt uns das digitale
Kombiinstrument.
Bei der Ausführung der Sitze sowie beim Pedalgefühl der Bremse
lässt sich Honda noch etwas Luft nach oben, beim scharf
geschalteten Antrieb dagegen nicht – top!
Sportwagen-Platz 11: AUDI R8 mit 40 Neuzulassungen im Oktober
2017.
So sieht der Maßstab für Drehfreude und Drehvermögen aus – der
R8-V10.
Kritik an der Bremse? Nicht angebracht. Wie die Corvette und der
AMG ist auch der Audi auf Michelin Pilot Sport Cup 2 unterwegs.
Allerdings ist die Audi-Spezifikation nicht derart kompromisslos,
wie die seiner Konkurrenten.
Reinsetzen und losfahren? Geht. Viel mehr aber nicht. Die
Bedienung mit dem großen Zentraldisplay erfordert reichlich
Übung.
Das virtuelle Instrument ist in seiner Anzeige
individualisierbar.
Form und Größe der Sitze passen, nur die Position nicht – etwas
tiefer wäre schön.
Chevrolet: Wenn das Fahrwerk den Respekt vor der absurden
Leistung weich streichelt.
Platz 8 der schnellsten Supertest-Kandidaten auf dem
Hockenheim-Ring (Kleiner Kurs): Die Corvette Z06 (C7) hat im
Supertest 8/2017 die Strecke in einer Zeit von 1:06,9 Minuten
umrundet (mit Sportreifen).
Seit Kurzem trägt der Z06-V8 einen neuen Kompressor samt
Kühlung. Das Resultat: 695 PS und maximal 881 Nm Drehmoment.
Wie beim AMG helfen die Reifen zu irrer Verzögerung.
Tacho, Drehzahlmesser, Schalthebel – passt. Alles andere ist
nicht so leicht zu finden.
Die Elektronik verhilft zu mächtig viel Traktion.
Ein wenig zu hoch stecken sie in der Z06, die beheizten und
belüfteten (!) Sportsitze.
Cup-Reifen oder lieber Cup-Reifen? Michelin Pilot Sport Cup 2
steht auf beiden, doch der Unterschied ist gewaltig: Die Mercedes-
und Chevrolet-Spezifikation ist radikaler als die des Audi. Honda
zieht den ähnlich kompromisslosen Pirelli P Zero Trofeo R auf.
Und zum Schluss wählen wir grün - zumindest wenn es nach Punkten
geht. Der GT R siegt, weil er agil, schnell und zugleich stabil
fährt.