BMW M2 gegen Ford Focus RS und Mercedes-AMG A 45

BMW M2 Coupé, Ford Focus RS, Mercedes-AMG A 45 4Matic

Okay, die Sache mit der Turboaufladung hat auch ihre äußerst spaßige Seite: bis zu – aufgemerkt! – 500 Nm in der Kompaktklasse. Wie wäre es also mit einer fixen Runde im BMW M2 Coupé, Mercedes-AMG A45 und Ford Focus RS.

Drei mal Kompakt, Drei mal Turbo - da hört es aber auch schon auf mit dem Gemeinsamkeiten. Jeder der drei Kompakt-Sportler geht seinen ganz eigenen Weg.

Mercedes-AMG 45: Der Tierische – bullenstark, sauschnell und lammfromm.

In Komfortstellung schnabulieren die adaptiven Stoßdämpfer Bodenwellen so hungrig, dass sie praktisch keine Störgrößen ins Chassis übertragen können. Drehmoment lässt sich auch dank der optionalen Frontsperre verlustfrei in Vortrieb umformen.

Erst sein Turbo-Kraftpaket macht ihn zum Drama-King. Zweiliter, Turbo, 381 PS. Heißt: Gas geben, kurz warten – auf den folgenden Hieb.

BMW M2: Der Traditionelle – Hobbydrifter werden nur mit ihm glücklich.

Mit ESP drängt das Heck leicht, ohne ESP deutlich bis kapital. Schnellfahren erfordert höchste Konzentration und gute Reflexe.

Ein Reihensechser, wie man ihn gerne hat: kultiviert, druckvoll, drehfreudig. Der M2 entscheidet das Antriebskapitel für sich.

Ford Focus RS: Der Überraschende – ein Allradler macht auf Hecktriebler.

Das Fahrwerk scheint geradewegs auf die Landstraße abgestimmt, arbeitet dort deutlich hilfsbereiter als auf der Autobahn mit. Noch engagierter ist nur das Allradsystem. Den RS feuert man durch die Kurve; je mehr Last, desto enger zieht er den Radius.

Beeindruckend antretender und ebenso beeindruckend grollender Vierzylinder.

Auf der Teststrecke liegt der M vorn, auf Bodenwellen der AMG, auf dem Handlingkurs der RS.

Durch die Stadt und über Fernstraßen gibt sich der BMW M2 gewogen. Sitze: bequem. Federung: entgegenkommend. Das hat Erstwagencharakter.

Anders, als die Optik vermuten lässt, ist der A 45 unspektakulär schnell.

Dazu passt auch der nett eingerichtete Innenraum samt den Integral-Sportsitzen. Hier gibt es wenig Anlass für ein Ähäm; Verarbeitung und Materialqualität erfreuen.

Unbedingt Adaptivdämpfer bestellen. Die Spreizung der verschiedenen Modi ist den Affalterbachern sehr gut gelungen.

Zupackende Optionssitze mit diversen Einstellmöglichkeiten.

Mercedes-AMG A 45 4Matic, Display, Infotainment

"Sport+" als nette Dreingabe. Wichtiger aber: der schluckfreudige "Comfort"-Modus.

Auf der planierten Teststrecke lässt der M2 seine Konkurrenten stehen. Auf der Landstraße und auf Bodenwellen spricht seine Federung mitunter jedoch etwas steif an und leitet Stöße in den straffen Aufbau. Die Zielgenauigkeit leidet.

Gute Verarbeitung im BMW. Bei der Materialwahl bleibt aber, ähäm, Luft nach oben. Dafür ist die Ergonomie vorbildlich.

Das Doppelkupplungsgetriebe (3.900 Euro) harmoniert nicht perfekt mit dem Sechszylinder. Beim Anfahren ruckt es.

Bequem sind die Sitze; sie sollten allerdings mehr Seitenhalt bieten.

Anders als hier dargestellt, lässt sich der Stoßdämpfer-Modus nicht konfigurieren.

Beim Focus RS sollte man das Lenkrad fest im Griff haben, denn es zerrt zuweilen gehörig. Generell ist so viel Leben in der Bude, dass nur aktive Piloten ihre Freude am RS finden werden – konkurrenzlos viel Freude.

Außen wild, innen Focus: Bei den Sport-Insignien bleibt noch, ähäm, Luft nach oben.

Der Ford lässt übers Sechsgang-Schaltgetriebe (es gibt nur dieses) portionieren, schiebt bis zu 70 Prozent des Drehmoments ans Heck.

Die Zusatzinstrumente für Öltemperatur, Lade- und Öldruck gehören seit der letzten Generation schon zum RS-Repertoire im Innenraum.

Geniale Idee, genial umgesetzt: Im Driftmodus sitzt das Heck erfreulich locker. Ford empfiehlt diesen jedoch nur für die Rennstrecke.

Schalensitze hui, Position pfui: Man thront, statt zu sitzen.

Drei Sportler, drei Charaktere. Hier objektiv einen Sieger zu küren, fällt schwer.

Im AMG beißt die Bremsanlage bei jedem Tempo äußerst energisch zu.

Der Testwagen ist mit der optisch leicht verdaulichen Variante des Heckflügel unterwegs. Optional gibt es eine Theke im XL-Format.

Mercedes-AMG A 45 4Matic, Endrohre, Auspuff

Der Klang hingegen ist alles andere als dezent. Provozierte Fehlzündungen wenn das DKG die nächste Stufe reinprügelt und ordentliches Brabbeln sorgen für akustisches Entertainment.

Mercedes-AMG A 45 4Matic, Typenbezeichnung

Für das Erlebnis von 381 PS im Kompaktwagen muss der geneigte Kunde mindestens 51.170 Euro übrig haben. Autsch!

Beim Bremsen ist der BMW auf demselben Level wie der AMG. Die Vorderachse lenkt zackig ein, doch am Lenkgefühl hapert es.

Im Vergleich zum restlichen, fast schon martialischem Auftritt des M2, ist die kleine Abrisskante am Heck sehr dezent.

Der Sechszylinder trompetet herrlich. Unter vorgehaltener Hand sagt man sogar, dass er besser klingt als der große Bruder M4.

Apropos M4 ... Nicht nur beim Sound und den Fahrleistungen macht ihm der kleine Bruder Konkurrenz. Für einen M2 muss man mindestens 56.700 Euro über haben - mit DKG sogar 60.600 Euro. Dafür ist er aber zugegebenermaßen schon gut ausgestattet.

Trotz ordentlich dimensionierter Brembo-Stopper liefert der RS die schlechtesten Bremswerte im Vergleich.

Understatement? Passt sowieso nicht zum RS. Der trägt seinen Heckspoiler voller Stolz.

Aus den dicken Endrohren kommt genau das, was man erwartet. Fauchender Turbo-Sound mit ordentlichen Knalleffekten beim Schalten und im Schubmodus.

Das Kostenkapitel angelt sich – wen wundert’s? – der günstige Ford. Für 40.000 Euro gibt es garantiert nirgendwo mehr Fahrspaß.

Wer nun am Ende die Nase vorn hat? Nüchtern betrachtet der A45 AMG, weil er in Summe die meisten Punkte sammelt. Mit Nüchternheit kann man aber auch sagen, dass hier der persönliche Geschmack entscheiden sollte, denn alle drei sind auf ihre Art und Weise einzigartig.

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