Die Kandidaten: Die Chevy Corvette, der BMW M4, der Mercedes-AMG
GT und der frisch geliftete Porsche 911 Carrera S. Viermal
Leistung, viermal individuell inszeniert.
Im Yas-Marina-blauen Coupé treffen geringe Basistraktion an der
Antriebsachse und viel Kraft aufeinander, weshalb es ihm am
leichtesten fällt, einfach per Gas zu lenken.
... jenem mit vollvariabler Ventil- und Nockenwellenverstellung
sowie geschmiedeter Kurbelwelle gedopten Drehmoment- und
Drehzahltier, dessen Kraft (431 PS, 550 Nm) immer etwas zu abrupt
über die Hinterräder herfällt.
Die Regelelektronik arbeitet unterdessen kraspelnd mit sensiblen
Bremseingriffen; falls dennoch zu viel Gas anliegt, dreht sie
radikal den Leistungshahn zu.
Und ohne Regelsystem? Offenbart sich das wahre Talent: massiver
mechanischer Grip, der es in Kombination mit der linearen
Leistungsentfaltung des Saugers dem Fahrer leicht macht, den
Sportwagen auch bei niedrigen Reibwerten dorthin zu drücken, wo er
hinsoll.
Der V8-Saugmotor schichtet gleichmäßig einen riesigen
Drehmoment-Berg auf. Der mit 11,5 : 1 verdichtete Motor stemmt ein
maximales Drehmoment von 630 Newtonmetern, mal eben so, bei 4.600
Umdrehungen.
... auch ein bewässerter Kurs. Auf genau diesem, befindet sich
hier der nächste Kandidat unseres hochklassigen
Sportwagen-Quartetts: Der Mercedes AMG-GT.
Auch beim GT ohne S beeindruckt das spontane Einlenkverhalten,
doch das geradezu känguruhafte Abbiegen des Topmodells bekommt er
nicht zustande, die aktiven Lager für Motor und Getriebe fehlen
eben.
Was nicht fehlt: Leistung. Leistung und Klang. Der mit 1,1 bar
aufgeladene Vierliter-V8 leistet 462 PS, kippt bereits bei
1.600/min sein maximales Drehmoment von 600 Nm über den
Hinterrädern ab.
Doch hier auf der nassen Piste überspülen den GT ebenso wie den
traktionsschwachen M4 und den prinzipiell gut dosierbaren Elfer
ihre eigenen Drehmomentwellen, was entweder am Sperrwall der
Elektronik oder in einem Drift endet.
Die Traktion ist hoch, die Hinterräder mit 305 Millimetern am
breitesten in diesem Quartett. Selbst im neuen "Sport"-Modus des
Stabilitätsprogramms kannst du mit dem Porsche wunderbar quer um
die Ecken fahren.
Wir schauen jedes Mal nach, können nie den Motor entdecken.
Schade eigentlich, denn der Turbo-Boxer muss sich mit seinen 420 PS
und den 500 Nm beileibe nicht verstecken.
Auf dem 114 Hektar großen Gelände von Bridgestone in Italien
befinden neben einem vier Kilometer großen Highspeed-Oval, diversen
Kreisbahnen und Schlechtwegstrecken ein Nass- und
Trockenhandling-Kurs.
Und auf genau diesen Trockenhandling-Kurs lassen wir nun unsere
vier Sportler los. Zuerst den BMW M4. Der M4 fordert seinen Fahrer,
muss sich aber trotz der langsamsten Rundenzeit nicht vor den
anderen fürchten.
Einfach aber effektiv - die Gestaltung der Instrumente einem
dynamischen roten Bereich, der sich nach Erreichen der optimalen
Öl- und Wassertemperatur nach oben schiebt.
Der AMG-GT überzeugt auch im Trockenen mit seinem nahezu
perfekten Gesamtpaket. Das Zusammenspiel zwischen Motor, Getriebe
und Handling ist sensationell.
Blöd, dass in diesem Vergleich Design keine Rolle spielt.
Jedenfalls bemüht sich der GT um die auffälligste Optik, vergisst
dabei aber nicht, dass eine durchdachte Ergonomie ebenso wichtig
ist. Na ja, vom entlegenen Getriebewählhebel einmal abgesehen.
Der M4 ist der alltagtaugliche Drift-Künstler in diesem
Vergleich. Auf dem Trockenparcours ist er mit 1.00,69 min der
langsamste. Im Nassen kann er sich mit 1.07,51 min auf Platz Drei
schieben.
Im Grundpreis ist der M4 im Vergleich am günstigsten. Los geht
es bei 76.400 Euro. Lassen Sie sich davon jedoch nicht täuschen -
im Testwagentrimm steht schnell mal eine 9 ganz vorne.
Die Corvette überrascht in diesem Vergleich alle. Trotz
einfachster Technik und mit Handschaltung setzt sie im Trockenen
mit 0.59,31 min die Bestmarke. Im Nassen reicht es mir 1.07,76
knapp hinter dem M4 nur für Platz Vier. Zu schmal ist der
Grenzbereich.
Was für ein Motor! Kaum zu Glauben, dass der V8 aufgeladen sein
soll. Der AMG-GT überzeugt auf ganzer Länge. Bei den Rundenzeiten
reicht es aber weder im Trockenen (0.59,90 min) noch im Nassen
(1.06,01 min) für die Bestmarke.
Das einzige Problem des AMG-GT. Der Preis! Rein fahrdynamisch
sind die 35.000 Euro Aufpreis zur Corvette jedenfalls nicht zu
rechtfertigen. Der Benz startet tatsächlich erst bei satten 115.430
Euro.
Der Aufwand zahlt sich aus. Der Porsche ist dank Allradlenkung,
hervorragender Traktion und sehr neutraler Abstimmung im Nassen mit
Abstand der schnellste (1.05.34 min). Im Trockenen reicht es jedoch
haarscharf nicht für die Bestmarke (0.59,31 min).
Ja! Der technische Aufwand den Porsche beim Carrera S betriebt
ist beachtlich. Der Preis dafür leider auch beachtlich hoch.
114.277 Euro Basispreis schmerzen schon beim Lesen.
Jetzt wollen Sie bestimmt wissen: Welchen nehmen? Bitte schön,
leben Sie mit der Antwort: Eigentlich wäre es die brillant agile
Corvette, wirklich. Finden Sie mal einen besseren Sportwagen für
weniger als 80.000 Euro...
...Aber auch: Zu welchem Preis! Abgesehen davon teile ich meinen
Fahrspaß gerne mit meiner Familie. Und die kann ich eben nur im
fordernd-übersteuernden BMW M4 mitnehmen. Sie wollten es ja
unbedingt wissen.