Familiencaravan mit Premium-Küche
Dank Hub- und Etagenbett gibt es bis zu sieben Schlafplätze im Premio Plus 510 TK. Mit Skyline-Paket verspricht der Hersteller 4.930 Euro Preisvorteil. Macht ihn das zum perfekten Familiencaravan?
Eines der stärksten Argumente für Caravans ist ja die große Rundsitzgruppe für gesellige Abende in Bug oder Heck. Gerade auf diese müssen Familien aber oftmals verzichten, da in auf Eltern und Kinder zugeschnittene Modellen die Betten beide Bereiche beanspruchen. Was dann oft bleibt, ist eine Seitensitzgruppe im Zentrum, in der es aber oft beengt zugeht – erst recht bei 2,30 Meter Aufbaubreite. Hubbettwagen wie der Premio 510 TK von Bürstner lösen dieses Problem mit einem Bett, das tagsüber einfach unter der Decke verschwindet und dadurch beides erlaubt: eine große Rundsitzgruppe und ein großes Bett ganz ohne Polsterpuzzle.
Der Grundriss ist ein bewährter Klassiker im Wohnwagenprogramm der Erwin Hymer Group (EHG). Optisch anders nuanciert, gibt es ihn auch als Dethleffs CGo Up 525 KR und LMC Style Lift 500 K.
In der Skyline-Ausstattung hebt sich der Premio Plus deutlich vom Basismodell ab: Außen umfasst das Paket neben Glattblech, Alufelgen, Deichselabdeckung und markanterem Dekor auch einiges, was auf den Nutzwert einzahlt. Dazu gehören die große Garagenklappe vorn rechts, Stützenteller, ein Schiebefenster für die Küche, das nicht mit der Aufbautür kollidiert, sowie Gas- und Außensteckdose am Bug. Innen sorgt das Skyline-Paket für Akzente: Zum einen sind die Skyline-Polster dunkler, zum anderen ersetzen mattschwarze Griffe, Armaturen, Pushlocks und Kleiderhaken die verchromten des Serien-Premio.
Bürstner Premio Plus 510 TK
- Grundpreis ab: 26.870 Euro
- Gesamtlänge/Breite/Höhe: 7,57/2,32/2,71 m
- Zul. Gesamtgewicht: 1.600–2.000 kg
- Schlafplätze: 4 + 3
Familienfreundlicher Grundriss
Die große Bugsitzgruppe reicht für eine Vierer-Besatzung, für die auch vier feste Betten zur Verfügung stehen, locker aus. Ihre Polster sind bequem, der Scherenhubtisch standsicher und die Ecken laden zum Fläzen ein. Dass das Dachfenster darüber vom Hubbett verdeckt wird, gleichen drei große Fenster und das große Dachfenster im Mittelgang gut aus. Letzteres ist dabei genauso Teil des Skyline-Pakets wie der höhenverstellbare Fernsehhalter, der sich sowohl in der Sitzgruppe als auch im Hubbett nutzen lässt.
Als unpraktisch erweist sich die Form der niedrigen Rückenlehnen. Statt kompakterer Einzelelemente verschränken sich die seitlichen Rückenlehnen an der Heckwand mit dem mittleren Element. Das hat zwar den Vorteil, dass die Polster während der Fahrt nicht umkippen, dafür verhindern sie aber ein Herablassen des Hubbetts in seine tiefste Position. Die mit 2,13 x 1,67/1,73 Metern größte Liegefläche bildet die mit zwei Zusatzpolstern umgebaute U-Sitzgruppe. Aber auch hier wollen die sperrigen Rückenlehnen anderweitig verstaut werden. Wenig erfreulich sind die teils hakelige, schwergängige Bedienung des Hubbetts und der Schlafkomfort auf der einfachen, nur elf Zentimeter dicken Schaumstoffmatratze. Als Unterbau dient ihr ein zweiteiliger Holzlattenrost.
In den gut dimensionierten Kinderbetten sind die leichten Matratzen mit neun Zentimetern noch eine Spur dünner, was in Stockbetten allerdings üblich ist. Gegenüber dem Etagenbett füllt eine schmale Seitendinette den Bug. Auch wenn sie Teil des per Falttrenner separierbaren Kinderzimmers ist, finden hier auch Erwachsene Platz. Umgebaut mit den Rückenlehnen auf dem tief eingehängten Tisch, stellt diese zweite Sitzgruppe den siebten Schlafplatz. Er ist mit einer Länge von 1,77 Metern allerdings primär für Kinder geeignet. Vermisst haben wir im Bug eine eigene Deckenleuchte. Sitzgruppe und Betten haben zwar Leseleuchten und die Sitzgruppe dank Skylight-Ausstattung sogar ein Ambientelicht, in Summe bleibt es abends aber eher duster.
Schwächen im Sanitärbereich
Das Bad punktet mit einem kindergerecht tief montierten Lichtschalter, 180-Grad-Türöffnungswinkel, einer guten Beleuchtung und einem großen Spiegel. Kritik erntet derweil die magere Ausstattung, die sich auf zwei Handtuchhaken hinter dem Duschvorhang beschränkt. Auch die Platzverhältnisse, insbesondere auf der Drehtoilette, sind durch den massiven Waschbeckenunterschrank und die Verjüngung des Bades in Richtung Bug entsprechend beengt. Letzteres ist auch der Grund, weshalb man das Geld für ein Duschpaket samt Kunststoffvorhang besser anderweitig investiert.
Gegen das Duschen im Fahrzeug sprechen auch der einzelne Eck-Ablauf und die mangelhafte Abdichtung der Duschtasse zu den Badwänden. Die schwer erreichbare Schmutzfalle hinter der seitlich angeschlagenen Drehtoilette hätte sich mit einer Banktoilette vermeiden lassen. Ohne Vorwissen kaum zu finden ist die Bad-Steckdose, die sich im Klappenstaufach unter dem Slim-Tower-Absorberkühlschrank mit familienfreundlichem Nutzvolumen von 137 Litern verbirgt.
Durchdachte Kochinsel
Gekocht wird im 510 TK auf einem riesigen Dreiflammkocher. Mit unterschiedlich großen Kochfeldern, Zündautomatik, Gussrost und direkter Waschbeckenanbindung gehört er aktuell zu den besten Modellen am Markt. Kehrseite der opulenten Kocher-Kombi: Bei geöffneten Glasabdeckungen bleibt kaum Arbeits- und Stellfläche übrig. Für Licht sorgt ein leuchtstarkes LED-Panel, dessen Bedienung gleich aus drei Gründen nicht überzeugt: 1. ist die Bedienung direkt am Panel zu hoch, um kindergerecht zu sein, 2. ist der weiße Touch-Schalter auf weißem Untergrund kaum zu erkennen und 3. sitzt die Bedienfläche ungünstig am Spalt des Rollokastens, was sich mit einer um 180 Grad gedrehten Montage des Panels vermeiden ließe.
Dass sich die beiden praktisch unterteilten Küchenoberschränke eine breite Klappe teilen, sieht schick aus. Die Zuhaltekraft der einzelnen Kunststoffnase ist als Verriegelung aber zu schwach. Für ein klassenübliches Stauraumangebot sorgen drei breite Schubladen im Küchenunterschrank. Praktisch ist dabei, dass es neben den Pushlockriegeln auch Griffe gibt, die sich zum Aufhängen des Geschirrtuchs eignen.
Stauraum und Technik
Stauraum ist gerade für Familiencaravans extrem wichtig. Genau bei diesem Punkt macht sich eine Schwäche des Hubbettkonzeptes bemerkbar: Mit dem Stauraum unter einem fest parterre eingebauten Doppelbett kann der 510 TK nicht konkurrieren. Anteilig kompensiert wird er im 510 TK von den gut zugänglichen Sitztruhen, dem Bettstauraum des Etagenbetts im Bug sowie einem großen Kleider- und einem Wäscheschrank. Für sperrige Ladung lässt sich das untere Kinderbett aufstellen und fixieren. Dann lassen sich sogar Kinderfahrräder durch die große Außenklappe einladen. Kleiner Nachteil dieser Konstruktion: Von innen ist dieser Stauraum nicht zugänglich.
Platz für Kabeltrommel und Abwassertank findet sich im solide konstruierten Gaskasten mit Riffelblechboden. Kleine Besonderheit der Gasanlage ist der Gas-Außenanschluss. Die Frage, ob sich das Skyline-Paket lohnt, lässt sich im Falle des Premio Plus mit einem klaren Ja beantworten, obwohl die reale Ersparnis etwas geringer ausfällt als die ausgelobten 4.930 Euro. Hintergrund: Dieser Rechnung liegen die jeweiligen Einzelpreise zugrunde, ohne dass ohnehin bestehende Pakete genutzt werden.
Beim Basispreis bleibt es in dieser Fahrzeugklasse aber sowieso nie, da essenzielle Ausstattung wie Warmwasserbereitung, Fliegengittertür oder Heizungsgebläse im Serientrimm fehlen. Allein die große, empfehlenswerte Stauraumklappe kostet regulär 690 Euro. Nicht einmal gegen Aufpreis gibt es eine stärkere Heizung für den 510 TK. Bei niedrigen Temperaturen müht sich die S 3004 ziemlich ab, den hohen Innenraum (Stehhöhe 2,08 Meter) auf Temperatur zu bringen. Wer auch in der kalten Jahreszeit touren will, sollte daher über die Elektro-Heizunterstützung für 580 und die Fußbodentemperierung für 850 Euro nachdenken.
Nur leicht beladen läuft der Testwagen trotz seiner enormen Höhe – die Modelle mit Hubbett sind insgesamt zehn Zentimeter höher als jene ohne – unauffällig und sicher nach. Für konstante Bremsleistung sorgen bereits serienmäßig verbaute selbstnachstellende Trommelbremsen.
Daten und Messwerte
Karosserie
- Aufbau: Sandwichbauweise m. EPS-Schaumisolierung. Dach GfK (28 mm), Seitenwände Alu-Glattblech(28 mm), Bug/Heck GfK. Boden Sperrholz-Sandwich (38 mm). Deichselkasten aus ABS. Einteilige Aufbautür 165 x 53 cm mit Fenster und Mülleimer, Einstiegshöhe 58 cm. Serviceklappe 162 x 84 cm mit Fenster.Anbauteile: einteiliger Heckleuchtenträger. Bugelemente aus ABS, aufgesetzte Rangiergriffe an Bug und Heck.
- Fenster/Hauben: 6 Ausstellfenster mit Rastaufstellern und Rastrollo-Verdunkelung,Schiebefenster in der Küche. Dachfenster: zwei 36 x 36 cm, je in den Schlafbereichen, 85 x 53 cm über der Küche und 26 x 26 cm im Bad.
Möbel
- Material/Beschläge: Sperrholzmöbel mit Metallscharnieren, integrierten Federaufstellern. Pushlock-Verriegelung an Kleiderschrank und Küchenschubladen, Kunststoffstiftriegel an allen Oberschränken (Schubladen mit Selbsteinzug). Fallenschloss Badtür.
Bordtechnik
- Gas/Heizung: Gasheizung Truma S 3004, 12-Volt-Gebläse, 4 Ausströmer (Sitzgruppe I, Sitzgruppe II x Eingang, Bad).
- Wasseranlage: 44-Liter-Frischwassertank, Tauchpumpe, Truma-Therme.
- Elektrik: Umformer Dometic SMP 301-01, 350 W. 7 Steckdosen (2 x TV-Platz, Sitzgruppe I, Bad, Küche, Sitzgruppe II,außen). 12-V-Steckdose, 2 x USB-Anschluss in Kinderbettleuchten.
- Beleuchtung: Je vier dimmbare Spots als Deckenleuchten in Sitzgruppe und Küche, 2 Lesespots an Stromschiene in Sitzgruppe II, Je ein LED-Panel als Küchenarbeitslicht und Hubbettlicht, 3 Deckenspots im Bad, Vorzeltleuchte. Dimmbare Ambientebeleuchtung in beiden Sitzgruppen.
- Küchenausstattung: Dreiflammkocher mit Zündhilfe und angeschlossener Edelstahlspüle mit integriertem Hebelmischer, Glasabdeckung. Kühlschrank Thetford N4142 E mit 137 Liter Nutzinhalt, davon 15 Liter Gefrierfach.
- Sanitär:Thetford-Drehtoilette C200S. Kunststoffwaschbecken mit Hebelmischer.
Preise und Ausstattung
Grundpreis: 26.870 Euro
TÜV/Zulassungsbescheinigung II: 140 Euro
Testwagenpreis: 32.039 Euro
- ✘ Auflastung auf 1.800 kg z. Gesamtmasse (15 kg) ✔ 640 Euro
- ✘ Skyline-Paket (Alufelgen, Deichselabdeckung, Glattblech weiß, Stabilformstützen mit Bigfoots, Schiebefenster Küche, Garagenklappe am Kinderbett, großes Dachfenster, Aufbautür mit Fenster und Mülleimer, Insektenschutztür, Skyline-Dekor, TV-Halter und -Vorbereitung, Gas- und Außensteckdose, Ambientebeleuchtung, Umluftanlage 12 V, Truma-Therme, Polster und Innendesign "Skyline") (50 kg) ✔ 3.490 Euro
- ✘ Duschpaket (3 kg) 460 Euro
- Abwassertank rollbar (3 kg) ✔ 100 Euro
- ✘ Spannbettlaken für Festbetten (2 kg) 220 Euro
✘im Testwagen enthalten; ✔empfehlenswert; notwendige Ausstattung
Das fiel uns auf
(+) Die Küchenschränke haben neben Pushlocks auch stabile Griffe, die auch als Handtuchhalter taugen.(+) Polster mit integrierten Klappen vereinfachen das Beladen der Sitztruhen in beiden Sitzgruppen.
(-) Der weiße Schalter auf weißem Grund fürs Küchenlicht ist schlecht erkennbar und nicht gut erreichbar.(-) Die Abdichtung der Kunststoffteile ist mangelhaft. Hinter der Drehtoilette gibt es eine schmale Schmutzfalle.
Wertung