Mein Fahr-Elfer: Ich habe ihn vor über zehn Jahren gekauft, weil
er billiger war als ein 993 und alltagstauglicher als ein Carrera
3.2. Heute ist er ein Sammlerstück, das nur selten rausdarf.
„Kauf bloß keinen Frühen“, raten damals Experten; die frühen 964
hätten den Motor ohne Kopfdichtung, 16-Zoll-Räder, oft keine Klima,
keine Airbags, keinen Bordcomputer. Genau. Nur so einen will
ich.
Alles, was ich vorher über den 964 las, hat sich bewahrheitet:
Er ist teuer und aufwendig in Wartung und Unterhalt, eine kleine
Inspektion mit Ölwechsel ist kaum unter 1000 Euro zu haben – wenn
nichts weiter dran ist am 964. Meistens ist aber was dran.
An diesem Wochenende ist der Pass noch geöffnet, dann kommt die
Wintersperre. Es ist wenig los so früh am Morgen, ein paar
Urlauberautos trödeln vorbei. An solchen Tagen weiß ich, warum ich
dieses Auto haben wollte.
Hatte ich den Sound bereits erwähnt? Cup-Rohr, Klappenauspuff –
benötigt mein Elfer alles nicht. Er schnurrt leise beim Start, wird
lauter, wenn die Saugrohrklappe öffnet, röhrt voll und lustvoll bei
Volllast – auch das per Gaspedal kontrollierbar wie an einem
Mischpult.
Denn so schön die Wertsteigerung der Luftgekühlten in den
letzten zehn Jahren auch ist, eines ist mein Porsche dadurch nicht
mehr: ein einfacher Fahr-Elfer.
Er würde heute mehr kosten als ein neuer Cayman und ist unter
Langfingern äußerst gefragt. Aus dem preiswerten Sportwagen für
Kenner und Genießer ist ein Sammel- und Anlageobjekt geworden.
Kein Auto mehr, das man nach der Ausfahrt am Straßenrand
übernachten lässt. Und keines, dem man bei Schneefall die
Winterräder unterschnallt. Mir fehlt der Herumfahr-Elfer.
Toll: Die kompetente Selbstverständlichkeit, mit der mein
Carrera aus dem Ötztal auf 2474 Meter hochgestürmt ist, dabei auf
den kurzen Geraden einige modernere Autos lässig überholt hat.
Carrera 4: Im Herbst 1988, ein Jahr vor dem Carrera 2, erscheint
der Carrera 4. Er hat als erster Serien-Elfer ein Fahrwerk mit
Schraubenfedern und Allradantrieb. Neu auch die Karosserie mit
integrierten Stoßfängern sowie selbsttätig ausfahrendem
Heckflügel.
Cabrio: Selbstverständlich gibt es den 964 auch als Cabriolet,
mit elektrohydraulischem Verdeck, sowie auf Wunsch mit
Wandlerautomatik oder mit Allradantrieb. Die Produktion beginnt mit
dem Modelljahr 1990, über 17.000 werden gebaut.
Targa: Die letzte Version des echten Targa mit Überrollbügel und
herausnehmbarem Dachmittelteil. Ebenso wie das Cabrio ist der Targa
auch mit Tiptronic oder Allradantrieb lieferbar. Knapp 4000 Kunden
entscheiden sich für den Targa.
Turbo: Die erste Serie hat noch den 3,3-Liter-Boxer des
Vorgängers mit 320 PS, später kommt der 3,6-Liter mit 360 PS.
Ebenfalls verfügbar sind S-Varianten mit 381 und 385 PS, knapp über
5000 Exemplare insgesamt werden gebaut.
Carrera RS: Das Basismodell für den Motorsport ist bei jeder
911-Generation ein sicherer Tipp, auch der 260 PS starke 964 RS.
Nur wenige überstanden unbeschadet die ersten wilden Jahre,
entsprechend gesucht sind unfallfreie, original gebliebene RS.
2282-mal gebaut.
Carrera RS America: Ähnlich wie der America Roadster wurde der
RS America lange als wenig interessante Modellvariante angesehen.
Heute wissen wir es besser. nur 701 US-RS wurden gebaut, die
meisten sind inzwischen in festen Sammlerhänden, entsprechend teuer
sind sie heute.
Carrera RS 3.8: Der Über-964, nur 107 Exemplare des RS 3.8 und
der Rennsport-Variante RSR entstehen als Basisautos für den
Kundensport und als Homologations-Straßenautos, offiziell 350 PS
stark, inoffiziell waren es ein paar mehr. Ein silberner RSR 3.8
wurde kürzlich für zwei Millionen Euro versteigert.
Carrera RS Cup: Porsche-Wettbewerbsautos sind teuer und begehrt,
das gilt auch für die 964-Marken-pokal-Fahrzeuge. Rund 300
Rundstrecken-RS werden gebaut, sie sind mit verschweißtem Käfig,
ABS und Kat ausgerüstet. Heute sind gute Exemplare über 350.000
Euro wert.
America Roadster: Lange Zeit gilt der America Roadster als wenig
bemerkenswerte Ausstattungsvariante des 964 Cabrio. Welch ein
Irrtum: Breite Turbo-Karosse, keine Rücksitzanlage und nur 250-mal
gebaut, der Roadster ist heute der begehrenswerteste Offen-964.
Speedster: Der Speedster ist kein Erfolg, statt der geplanten
3000 Exemplare in zwei Modelljahren entstehen nur 936, die Hälfte
natürlich in den USA verkauft. Anders als der Speedster 3.2
verzichtet der 964 auf die breite Turbo-Karosse und kostet heute
rund 175.000 Euro.