Facebook löscht preisgekröntes Vietnam-Foto - "Aftenposten" wehrt sich

Facebook hat ein berühmtes Foto gelöscht. Zu nackt ist das "Napalm-Mädchen" auf der Aufnahme von 1972. Die Kritik am Verhalten des sozialen Netzwerks ist groß.
Es ist eines der bedeutendsten Bilder der Kriegsgeschichte: Das preisgekrönte Foto "Napalm-Mädchen" von 1972 zeigt die junge Kim Phuc, die schreiend vor einer Napalm-Wolke weg läuft, zuvor hatte sie sich die Kleider vom Leib gerissen. Das Bild des Fotografen Nick Út ging um die Welt und führte den Menschen die Grauen des Vietnamkriegs eindringlich vor Augen - nun sorgt das Foto in Zusammenhang mit Facebook erneut für allerhand Aufsehen.
Die norwegische Tageszeitung "Aftenposten" hatte am Mittwoch einen ihrer Artikel samt des berühmten Fotos gepostet. So weit, so normal. Mitarbeiter des soziale Netzwerks aber schickten kurz darauf eine E-Mail, in der sie "Aftenposten" aufforderten, das Bild wegen Nacktheit zu verpixeln oder zu entfernen. Nach 24 Stunden löschte Facebook das Foto. All das geht aus einem offenen Brief des Norwegers Espen Egil Hansen, Chefredakteur der Zeitung, an Facebook-CEO Mark Zuckerberg hervor. Der Aufschrei in der Medienlandschaft war groß, auch Kim Phuc selbst hatte das Verhalten kritisiert.
"Hör' zu, Mark, es ist ernst"
In seinem Brief richtet sich Journalist Hansen mit klaren Worten gegen Facebooks Fotorichtlinien. "Hör' zu, Mark, es ist ernst", schreibt Hansen. Facebook unterscheide mit seinen Regeln nicht zwischen Kinderpornografie und berühmten Kriegsfotografien. Man befolge die aufgestellten Regeln zu strikt, heißt es weiter. Hansen wirft Zuckerberg vor, dass er seine Macht missbrauche. "Obwohl ich der Chefredakteur Norwegens größter Zeitung bin, muss ich erkennen, dass du mich darin einschränkst, meinen redaktionelle Pflichten nachzukommen."
"Teil der Weltgeschichte.
Wie es in einem "Aftenposten"-Artikel vom Freitag heißt, hätten unzählige Minister der norwegischen Regierung das Foto aus Protestgründen auf Facebook gepostet - darunter die Ministerpräsidentin des Landes, Erna Solberg. Auch sie schrieb dazu: "Dieses Bild ist Teil der Weltgeschichte." Facebook mache einen falschen Schritt, wenn es Bilder wie dieses zensiere, heißt es weiter. Mittlerweile sind laut "Aftenposten" die meisten dieser Posts gelöscht worden - bei Solbergs Post verdeckt ein schwarzer Balken den Anblick der schreienden Kim Phuc.