Happy Birthday, Game Boy: Nintendos Vorzeige-Handheld wird 30

Kaum zu glauben, aber Nintendos Game Boy wird am 21. April bereits 30 Jahre alt. Darum genießt das Handheld Kultstatus.
Es würde Gunpei Yokoi (1941-1997) sicherlich mit Stolz erfüllen, wenn er sehen könnte, welchen Kultstatus seine Schöpfung, der Game Boy, heute hat. Erstmals am 21. April 1989 in Japan veröffentlicht, feiert Nintendos Vorzeige-Handheld am heutigen Sonntag seinen 30. Geburtstag.
Lange Zeit galt der Game Boy als bestverkaufte Handheld-Konsole der Welt. Doch der Rekord von bis heute mehr als 118 Millionen abgesetzten Geräten (inklusive Game Boy Color) wurde später von einem anderen Handheld der Japaner gebrochen - dem über 154 Millionen Mal abgesetzten Nintendo DS. So beliebt der Urenkel des Game Boy und andere Geräte allerdings auch waren, versprühte kein Nachfahre oder Rivale jemals einen ähnlichen Zauber wie Yokois Werk.
Eine Sache der Fantasie
Damals wie heute ist der Game Boy, umrankt von vielerlei Mythen und Geschichten, ein Gerät, das stets die Fantasie des Nutzers ansprach. Allerhand Zubehör ermöglichte es, kreativ zu werden. So konnte man beispielsweise schon in den 90ern mit einer zusätzlichen Game-Boy-Kamera Selfies knipsen und diese mit einem kleinen Drucker ausdrucken. Die Bilder erinnerten zwar eher an einen qualitativ schlechten Scherenschnitt als an ein richtiges Foto, doch die Technik war nun einmal bei weitem nicht auf dem Niveau heutiger Smartphones. Heute wirken die Aufnahmen schon wieder irgendwie charmant.
Noch abgefahrener war die Singer Izek, eine Nähmaschine, die Nintendo zusammen mit dem US-Unternehmen Singer entwickelte. Der Packung der Nähmaschine lag eine Cartridge für den Game Boy Color bei, mit der sich vorgefertigte und selbst erstellte Muster nähen ließen.
Auch heute beflügelt der Game Boy die Fantasie der Nutzer. Im Internet finden sich hunderte Anleitungen, wie man das Handheld selbst umbauen und upgraden kann. So ist es beispielsweise möglich, eine Hintergrundbeleuchtung für das Display, die dem Original noch fehlte, einzubauen.
Noch viel interessanter wird es aber, wenn musikalische Begabung mit ins Spiel kommt. Neben vielen anderen klassischen Heimcomputern und Tools nutzen Künstler bis heute unter anderem modifizierte Game Boys und die Software "Little Sound DJ" (LSDJ), um sogenannte Chiptune-Musik zu produzieren. Über die Jahre hinweg entstand so eine florierende Szene, in der unter anderem Musiker wie Nullsleep (38, "Her Lazer Light Eyes") Erfolge feiern.
Kein "Tetris" ohne den Game Boy
Fast jeder kennt heutzutage Games wie den Puzzle-Klassiker "Tetris". Das von Alexei Paschitnow (63) mitentwickelte Spiel gäbe es in seiner heutigen Form aber vermutlich nicht, wenn es den Game Boy nicht gegeben hätte - zumindest wäre es wohl niemals so erfolgreich geworden.
Denn zunächst lag jedem neuen Handheld ein Tetris-Modul bei. Das half nicht nur dabei, die Popularität des Spiels drastisch zu steigern, sondern kurbelte eben auch die Verkaufszahlen an. Mittlerweile existieren hunderte Versionen auf allen erdenklichen Plattformen. Zuletzt erschienen etwa das gefeierte "Tetris Effect" exklusiv für PlayStation 4 und die Multiplayer-Variante "Tetris 99" für die Nintendo Switch. Der Klassiker soll sich bis heute mehr als 100 Millionen Mal verkauft haben.
Immer und überall dabei
Nicht nur das Image des Game Boy ist mittlerweile quasi unzerstörbar, auch das Gerät selbst scheint für die Ewigkeit - und für wirklich jede Gelegenheit - gemacht. Das belegen zwei kuriose Geschichten aus den 1990er Jahren.
In Nintendos Store in New York ist ein Game Boy ausgestellt, der im Zweiten Golfkrieg (1990-1991) schwer beschädigt wurde, als eine Explosion die Baracken einiger US-Soldaten erschütterte. Das Gerät, das auf der stark verbrannten und teils geschmolzenen Vorderseite nur noch entfernt an einen Game Boy erinnert, ist aber immer noch funktionstüchtig.
Working GameBoy damaged in the Gulf War is definitely my favorite exhibit at Nintendo NY pic.twitter.com/sORbDePvBE
— Oshcuro @ Home (@DaveOshry) December 30, 2017
Der sowjetische Kosmonaut Alexander Serebrow (1944-2013) hatte einen Game Boy mit dem Spiel "Tetris" dabei, als er 1993 ins Weltall geschossen wurde. Das Handheld, das 196 Tage im Weltraum verbrachte, wurde im Mai 2011 für umgerechnet etwas weniger als 1.100 Euro vom Auktionshaus Bonhams versteigert.
Bleibt zu hoffen, dass der Game Boy auch in 30 Jahren noch seinen Kultstatus genießen kann, aber das Handheld scheint ja sowieso unzerstörbar zu sein.