Warum Agilität im Beruf immer wichtig wird

Agiles Arbeiten und Projektmanagement-Modelle wie Scrum werden mit der Digitalisierung und Vernetzung einer wachsenden Zahl an Lebensbereichen immer wichtiger. Fähigkeiten in diesem Bereich sind ein echter Wettbewerbsvorteil auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft.
Scrum und Agilität waren vor einigen Jahren noch Begriffe, die den, der sie in den Mund nahm, sofort in die Nerd-Ecke verdammte. Doch die Bedeutung dieser Management-Methoden, die tatsächlich ursprünglich bei der Softwareentwicklung eingesetzt wurden, nimmt im Zuge der Digitalisierung aller Lebensbereiche immer mehr zu.
Schon heute werden sie in vielen Unternehmen eingesetzt, um Projekte und Prozesse schlanker, flexibler und schneller zu gestalten. Und diejenigen, die die agilen Methoden von Scrum verinnerlichen, haben entsprechend bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Was ist Scrum und wie funktioniert es?
Im Prinzip basiert Scrum auf drei Säulen und sich daraus ableitenden Regeln. Essentiell sind 1. Transparenz, 2. Überprüfung und 3. Anpassung, also das agile Ändern von Plänen oder Abläufen je nach Entwicklung bzw. Fortschritt des Prozesses. Dadurch werden Aufgaben und Projekte nicht weniger komplex, aber per Scrum strukturiert in kleinere, weniger komplexe Bestandteile zerlegt. Die zentralen Rollen im Scrum-Prozess nehmen der Product Owner, der Scrum Master und das Entwicklerteam ein.
Während der Product Owner die Eigenschaften des Produkts definiert und am Ende auch für den wirtschaftlichen Erfolg verantwortlich ist, kümmert sich der Scrum Master um die Einhaltung der Scrum-Regeln. Als eine Art Zeremonienmeister vermittelt er zwischen Product Owner und Entwicklerteam oder zwischen einzelnen Entwicklern innerhalb des Teams. Er ist aber ausdrücklich kein Vorgesetzter, sondern eher ein Berater. Nach außen kommuniziert der Product Owner mit den sogenannten Stake Holdern, die Kunden, Manager oder auch User sein können.
Besonders wichtig für die Transparenz der Fortschritte oder möglichen Probleme sind die sogenannten Sprints. Festgelegt wird dabei in kurzen Treffen, welche Funktionalitäten in welchem Zeitraum umgesetzt werden sollen - und in welche Teilaufgaben diese Produkteigenschaften aufgeteilt werden können bzw. müssen.
Scrum als Wettbewerbsvorteil
Im Prinzip folgt Scrum damit klaren Regeln - und der, der sie beherrscht, hat einen klaren Vorteil gegenüber anderen Managern, die noch in herkömmlicher Weise Projekte auf dem Reißbrett planen und dann erst kurz vor oder sogar nach vollendeter Umsetzung mit dem fertigen Produkt konfrontiert werden. Bis zu diesem Zeitpunkt haben sich oft kleine Unklarheiten zu großen Missverständnissen bezüglich der Produkteigenschaften entwickelt - und es ist meist zu spät und vor allem zu aufwendig und teuer, diese Differenzen zwischen Wunsch und Ergebnis zu beseitigen.
Deutlich wird das in einer Zeit, in der durch die Digitalisierung von Geschäftsmodellen und die Vernetzung verschiedener Disziplinen immer häufiger Personen aufeinandertreffen, die in der klassischen Arbeitswelt vermutlich niemals in Berührung miteinander gekommen wären. Allein die Möglichkeiten der Kontaktaufnahme zwischen Endnutzer und Produzent haben durch das Internet und soziale Medien enorm zugenommen. Oft werden auch digitale Produkte zusammen mit den potenziellen Usern entwickelt oder sind verschiedene Teams beim Kunden und beim Dienstleister bei der Entwicklung von Software-Lösungen eng miteinander verzahnt.
Jenseits des Wasserfallmodells
Das klassische Modell der Beauftragung, Produkt und Auslieferung bzw. Abgabe beim Besteller bildet diese neuen Realitäten nur ungenügend ab. Durch die klare Rollenverteilung im Scrum-Prozess gibt es selbst bei zahlreichen Beteiligten auf unterschiedlichen Ebenen oder sogar in verschiedenen Firmen ganz klare Regeln und Vorgehensweisen, wenn ein Konflikt oder ein unerwartetes Problem auftritt.
Und das Wichtigste: Die Weiterentwicklung des Produkts wird dadurch deutlich weniger gestört als in klassischen "Waterfall"-Modellen, wo jede Stufe auf den erfolgreichen Abschluss der vorhergehenden angewiesen ist und ein Hindernis auf einer frühen Ebene den ganzen Wasserfall erstarren lassen kann. Hier ist der Vorteil des agilen Scrum-Modells, dass die Entwicklung mehrerer sogenannter Inkremente parallel verlaufen und es außerdem jederzeit in der Sprint Review am Ende eines Sprints oder schon während des Sprints im Daily Scrum möglich ist, Korrekturen vorzunehmen oder Zeitpläne anzupassen.
Ausbildung zum Scrum Master oder Product Owner
Wer von diesen neuen Entwicklungen profitieren will, für den gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Wer in seinen bisherigen Projekten auch einen starken Fokus aus unternehmerischen Aspekten hatte, z.B. weil er schon häufiger budgetverantwortlich war, für den bietet sich die Rolle des Product Owner an. Wer hingegen Vorerfahrungen als Entwickler gesammelt hat, und seine zukünftige Aufgabe eher als Moderator zwischen Mitarbeitern mit und ohne IT-Hintergrund sieht, für den ist die Rolle des Scrum Master wie geschaffen.
Beide Rollen lassen sich in Workshops oder Trainings erlernen. Anbieter wie Agile.Coach bieten zum Beispiel zwei- oder mehrtägige Veranstaltungen an, deren Teilnehmer sich zum zertifiziertem Scrum Master ausbilden lassen - oder auch zum Product Owner. Ziel der Trainings ist jeweils das CSM Scrum Zertifikat der Scrum Alliance - der weltweit am weitesten anerkannten Organisation im Bereich Scrum.