
Wasserschlacht, Möbelkauf und Co.: Das sind Europas Osterbräuche
Begrabene Heringe, volle Möbelhäuser und Wasserbomben: Wir zeigen Ihnen die witzigsten und skurrilsten Osterbräuche in Europa.
Wasserschlacht, Möbelkauf und Co.: Das sind Europas Osterbräuche
Begrabene Heringe, volle Möbelhäuser und Wasserbomben: Wir zeigen Ihnen die witzigsten und skurrilsten Osterbräuche in Europa.
Eierschlacht
In Bulgarien werden die Ostereier nicht gesucht, sondern geworfen. Eine wahre Eierschlacht bricht nach der Ostermesse aus. Aber von vorne: Das Färben der Eier beginnt am Gründonnerstag mit einem roten Ei. Anschließend streicht die älteste Frau im Haushalt mit diesem den Kindern über das Gesicht. Das soll den Jüngsten Gesundheit und Stärke bringen. Sind die Eier gefärbt, werden sie zum Wurfobjekt der Bulgaren. Nach dem gemeinsamen Kirchenbesuch am Ostersonntag bewerfen sich die Familienglieder gegenseitig, auch die Kirchenwände werden zur Zielscheibe. Ein erfolgreiches Jahr wird dem prognostiziert, dessen Ei unbeschädigt bleibt.
Ostereier vom Hahn
In Schweden bringt der Hahn die Eier, der Osterhase hat damit nichts zu tun. Den bunt bemalten Ostereiern tut das allerdings keinen Abbruch. Sie zieren neben Birkenzweigen mit bunten Federn die Sommerhäuser der Schweden. Ostern ist für die meisten der erste Anlass wieder aufs Land hinauszufahren. Neben dem Zusammensein mit der Familie spielen hier Osterfeuer eine große Rolle. Und auch die Kleinsten kommen auf ihre Kosten: Kinder verkleiden sich als Hexen und ziehen von Haus zu Haus, wobei sie mit Unmengen von Süßigkeiten beschenkt werden. (Bild: Ostereier auf einem Spielplatz in Malmö)
Möbelkauf
Seit den 1980er-Jahren verbringen die Niederländer den Ostermontag traditionell in einem Möbelgeschäft. Ikea und Co. locken zahlreiche Besucher mit unschlagbaren Preisaktionen und angepassten Öffnungszeiten in ihre Hallen. Die Tradition hat sich aus einem ziemlich banalen Grund entwickelt: Man hat am Ostermontag schlichtweg nichts Besseres zu tun. Riesige Menschenmassen und lange Warteschlangen sind dem Osterbrauch geschuldet. Wer warten muss, kann sich mit „Eitje tik“ ablenken: Ein typischer niederländischer Brauch ist es, hartgekochte Eier aufeinander prallen zu lassen. Wessen Eierschale zuerst kaputt geht, der hat verloren. Und noch etwas macht das Osterfest in den Niederlanden besonders: zahlreiche Rekorde. Das größte Osterfeuer, die beliebteste Matthäuspassion oder ein ausverkauftes Oster-Festival – all das gibt’s nur hier.
Pfannkuchenrennen
In Großbritannien geht es an Ostern skurril zu: Ostereier werden in einem Sieb geschüttelt, bis sie kaputt sind. Die Briten tätscheln sich gegenseitig mit Weidenkätzchenzweigen. Männer in schwarz-roten Hosen geschmückt mit Bändern und Glöckchen führen den Morris Dance auf und die Waliser steigen am Ostersonntag bei Sonnenaufgang auf einen Hügel und schlagen Purzelbäume. Da verwundert auch das Pfannkuchenrennen, welches sich bereits einige Zeit vor Ostern abspielt, nicht mehr. Der „Pancake Tuesday“, der Dienstag vor Beginn der Fastenzeit, findet seit 500 Jahren statt. Verkleidet mit Kopftuch und Schürze müssen die Teilnehmenden eine Strecke von ca. 380 Metern zurücklegen. Immer mit dabei: eine Pfanne mit frischem Pfannkuchen, der während des Laufs mindestens zweimal gewendet werden muss.
Heringsbegräbnisse
Noch seltsamer wird es beim irischen Nachbarn: Hier findet am Ostersonntag in vielen Dörfern eine feierliche Prozession auf einer Wiese statt. Den Abschluss der Zeremonie bildet das Begräbnis von Heringen. Mit diesem Akt wollen die Iren das Ende der 40-tägigen Fastenzeit, in der Fisch an Stelle von Fleisch gegessen wird, markieren.
Schaukeln gegen Mücken
In Lettland spielt die Magie an Ostern eine große Rolle. Das „Osterschaukeln“ auf dem Dorfplatz soll vor Mückenstichen, krankem Vieh und schlechter Ernte im kommenden Sommer schützen. Die Letten lassen es sich nicht nehmen, große Holzschaukeln, die einer kleinen Schiffsschaukel ähneln, für den ungewöhnlichen Brauch zu errichten. Nach Ostern müssen die Bauwerke allerdings wieder verbrannt werden, sonst kann der Brauch nicht wirken und böse Hexen treiben ihr Unwesen. Zu einem lettischen Osterfest gehören außerdem traditionelle Volkstänze sowie das gemeinsame Singen von Volksliedern.
Wasserschlacht
Das Osterfest ist im römisch-katholischen Polen ein sehr religiöses Fest. Am Ostersamstag richten polnische Familien Körbchen mit symbolhaften Osterspeisen wie bemalten Eiern, Brot und einem Osterlamm aus Schokolade, welche in der Ostermesse vom Priester gesegnet werden. Erst dann ist die Fastenzeit beendet, was mit einem ausgiebigen Frühstück gefeiert wird. Der darauffolgende Ostermontag gilt als der Tag mit dem höchsten Wasserverbrauch in Polen. Am „nassen Montag“ bespritzen vor allem Jugendliche Familienmitglieder, Freunde und Fremde mit Wasserpistolen, Wassereimern und Wasserbomben. Vielerorts artet die symbolische Reinigung zum Frühlingsbeginn in eine Wasserschlacht aus. Frauen stehen besonders im Visier der „Wasserattentäter“. Je hübscher ein Mädchen ist, desto nasser wird sie gemacht. Während sich die einen dadurch geschmeichelt fühlen, ziehen es die anderen vor, an diesem Tag das Haus nicht zu verlassen.
Schläge als Verjüngungskur
Frauen, die an Ostern nach Tschechien reisen, sollten sich vor diesem skurrilen Brauch in Acht nehmen: Am Ostermontag schlagen Männer junge Frauen mit einer handgeflochtenen Weidenrute. Die sanften Schläge auf Rücken oder Beine sollen die Kraft der jungen Weidenzweige auf die Frau übertragen. Im Gegenzug schenken Frauen den Männern bemalte Eier, Süßigkeiten oder einen Pflaumenschnaps. Einige Frauen, die nicht geschlagen und denen damit Schönheit und Jugend vorenthalten werden, rächen sich, indem sie die Männer mit Wasser übergießen.
Ein Kuchentraum
In Italien stehen an Ostern Prozessionen und Passionsspiele auf der Tagesordnung. Nach der Messe geht es zum „pranzo die Pasqua“, dem Osteressen mit der Familie. Für viele Italiener kommt Abacchio, Milchlamm, und Colomba Pasquale (Bild), ein süßer Mandelkuchen in Form einer Traube, auf den Tisch. Weitere italienische Leckereien anlässlich des Osterfestes sind die Torta Rustica, ein gefüllter herzhafter Kuchen, die pikante Ostertorte und riesige Schokoladeneier. Obwohl der Familienausflug für viele Italiener Pflichtprogramm am Ostersonntag ist, muss das Fest laut italienischem Sprichwort nicht zwingend mit der Familie gefeiert werden: Natale con i tuoi, Pasqua con chi vuoi – Weihnachten mit der Familie, Ostern mit wem du magst.
Gruselgefahr
In Spanien gilt Ostern als Höhepunkt des liturgischen Kalenderjahrs und wird dementsprechend gefeiert. Die Auferstehung Jesu Christi und die Verheißung ewigen Lebens werden in der Semana Santa ausgiebig zelebriert. Manche Bräuche sind fast ein wenig gruselig: Bruderschaften mit spitzen Kapuzen ziehen durch die Straßen, Totentänze in Skelettkostümen werden aufgeführt und Strohpuppen verbrannt. Weniger angsteinflößend sind die Traditionen für Kinder: Sie basteln Palmwedel, die mit Süßigkeiten geschmückt und in der Ostermesse gesegnet werden. Auf Mallorca ist das Osterpicknick gang und gäbe, bei welchem Panades und Robiols (gefüllte Teigtaschen) genossen werden können.
Die wichtigste Woche des Jahres
Während in vielen Ländern zu Weihnachten die größten Feierlichkeiten des Jahres veranstaltet werden, gilt in Griechenland Ostern als das wichtigste Fest. Der Leidensgeschichte Christi und seiner Auferstehung widmen die Griechen eine ganze Woche, die Große Woche. Diese beginnt am Großen Montag und endet am Großen Samstag. Kirchenbesuche, Messen, Prozessionen bei Kerzenschein und strenges Fasten, das in der Nacht zum Ostersonntag mit der Ostersuppe beendet wird, prägen die Osterwoche. Nach stundenlangen Zeremonien und feierlichen Prozessionen, die viel Stehvermögen fordern, wird am Ostersonntag mit Lammbraten und Rotwein ausgiebig gefeiert. Nur die Bewohnenden der Insel Chios können die Feierstimmung nicht so recht genießen – hier bewerfen sich zwei verfeindete Dörfer zu Ostern mit Feuerwerkskörpern… (Bild: Karfreitags-Prozession in Griechenland)
Osterglocken
Neben Schoko-Osterhasen zieren Schoko-Osterglocken die französischen Supermärkte zur Osterzeit. Die Glocken haben in Frankreich eine besondere Bedeutung: Sie läuten den Ostersonntag ein. Vor ihrem großen Einsatz verstummen die Kirchenglocken für einige Tage. Ihre Stille, die am Gründonnerstag einsetzt, soll nach christlicher Erklärung die Trauer um den gekreuzigten Jesus Christus ausdrücken. Im Volksmund sagt man, die Glocken schweigen, weil sie auf dem Weg nach Rom sind. Dort werden sie vom Papst gesegnet und fliegen schließlich zurück in ihre Heimat. Übrigens gibt es auch in Frankreich Ostereier. Die Jagd nach den Ostereiern – „la chasse aux Oeufs“ auf Französisch – wird allerdings erst am Ostermontag eröffnet.