Das SID-Kalenderblatt am 26. Dezember: Der erste schwarze Schwergewichtsweltmeister

Das SID-Kalenderblatt am 26. Dezember: Der erste schwarze Schwergewichtsweltmeister
Köln (SID) - Seine Eltern waren Sklaven, er selbst saß als Opfer rassistischer Kräfte im Gefängnis und musste aus den USA fliehen - und doch ist Jack Johnson ein Symbol für den Aufbruch in eine neue Zeit. Am 26. Dezember 1908 gewann der Texaner in Sydney/Australien als erster Schwarzer den Titel im Schwergewicht. Fast 110 Jahre später war sein Schicksal Thema im Weißen Haus.
Donald Trump rehabilitierte Johnson im Mai 2018 posthum und vollständig. Er nannte den Boxchampion "einen wirklich großen Kämpfer", der "ein hartes Leben hatte". Das war zwar etwas verkürzt dargestellt, aber zumindest keine Lüge.
Der größte Kampf des "großen Kämpfers" dauerte 14 Runden, in denen Johnson dem kanadischen Weltmeister Tommy Burns derart überlegen war, dass er ihn noch im Ring verspottete. Das Großmaul und sein leichtfüßiger Stil verbinden Johnson mit Muhammad Ali, der Jahrzehnte später seinen "Sklavennamen" Cassius Clay ablegen und die Boxwelt dominieren sollte.
Aber zurück zu Jack Johnson: Seine Auftritte im Ring und in der Öffentlichkeit erforderten zu Beginn des 20. Jahrhunderts mindestens Mut, wenn nicht sogar Tollkühnheit. Johnson kostete seine Überlegenheit aus, provozierte seine weißen "Opfer" und pfiff auf die diskriminierenden Gesetze. Seine Auftritte an der Seite von weißen Frauen brachten das Establishment endgültig gegen ihn auf.
Doch sportlich war Johnson unantastbar. 1910 zerstörte er Ex-Weltmeister Jim Jeffries, der ein Comeback gab, "um zu zeigen, dass ein Weißer besser ist als ein Neger". Nach den 15 Runden am US-Nationalfeiertag 4. Juli, in denen Johnson den bis dato ungeschlagenen Jeffries übel zurichtete, eskalierten die Rassenkonflikte, Hunderte Schwarze wurden ermordet.
Es brauchte ein Gerichtsurteil, um Johnson zu stoppen. Eine weiße Jury brachte den Riesen aus Galveston zu Fall - der Gefängnisstrafe entging er nur durch die Flucht nach Europa. Wenig später brach der Erste Weltkrieg aus, 1915 verlor Johnson seinen Titel auf Kuba, es dauerte 22 Jahre, bis Joe Louis als nächster Schwarzer König aller Klassen wurde.
Nach seiner Rückkehr in die USA im Jahr 1920 saß Johnson seine Strafe ab, erst 98 Jahre später wurde er von Trump begnadigt. Zu Lebzeiten verblasste sein Ruhm des Schwergewichtstitels, bis zu seinem Tod nach einem Autounfall 1946 schlug er sich mit Schaukämpfen durch. Sein Geist lebte aber in Louis, Ali oder Mike Tyson weiter.