Das SID-Kalenderblatt am 3. Juni: "Der Größte" verlässt den Ring

Das SID-Kalenderblatt am 3. Juni: "Der Größte" verlässt den Ring
Alis letzter Kampf dauert 32 Jahre, am Ende geht es dann ganz schnell. "Der Größte" stirbt am 3. Juni 2016 mit 74 Jahren in einer Klinik in Phoenix.
München (SID) - Alis letzter Kampf dauert 32 Jahre, am Ende geht es dann ganz schnell. "Der Größte" stirbt am 3. Juni 2016 mit 74 Jahren in einer Klinik in Phoenix, in die er tags zuvor wegen schwerer Atemprobleme eingeliefert worden ist.
Bereits 1984 hat der grausame Gegner Parkinson seine Klauen nach dem Mann ausgestreckt, der im Januar 1942 als Cassius Marcellus Clay Jr. in Louisville/Kentucky zur Welt kommt und während seiner schillernden Karriere im und neben dem Boxring mehr Geschichte und Geschichten schreibt als jeder andere vor und nach ihm.
Ali wird schon zu Lebzeiten zur Legende. Sein Boxstil geht in die Annalen ein, sein Credo ist simpel und weltberühmt: "Float like a butterfly, sting like a bee, your hands can't hit what your eyes don't see" - "Schwebe wie ein Schmetterling, stich wie eine Biene, deine Hände können nicht treffen, was deine Augen nicht sehen".
Mit nie gesehener Eleganz gewinnt Ali die ganz großen Kämpfe, und mit einzigartigem Selbstbewusstsein kommentiert er seine Siege. "Ich bin der beste Kämpfer aller Zeiten. Und gerade erst 22", tönt er nach dem ersten WM-Sieg 1964 gegen Sonny Liston: "Ich muss der Größte sein. Ich bin der König der Welt. Ich bin schön." Später stellt er fest: "Es ist schwierig, bescheiden zu sein, wenn man so großartig ist wie ich."
Zwei Tage nach seinem WM-Sieg über Liston konvertiert Ali zum Islam und legt den "Sklavennamen" Cassius Clay ab. Er verweigert den Kriegsdienst in Vietnam und nimmt dafür in Kauf, dass er 1967 den WM-Titel verliert und für drei Jahre gesperrt wird.
Unvergessen bleiben vor allem seine Jahrhundertkämpfe gegen Joe Frazier und George Foreman. Im "Rumble in the Jungle" am 30. Oktober 1974 in Kinshasa wird er vom großen Favoriten Foreman rundenlang schwer getroffen, ehe er den bis dahin in 40 Fights ungeschlagenen K.o.-König in der achten Runde auf die Bretter schickt.
Nach Niederlage und Sieg gegen Frazier im Madison Square Garden kommt es am 1. Oktober 1975 zum "Thrilla in Manila". Nach der 14. Runde sind Fraziers Augen zugeschwollen, Trainer Eddie Futch wirft das Handtuch. Kurz danach bricht Ali mit einem Kreislaufkollaps zusammen - er hat 440 Treffer kassiert, die meisten am Kopf. Viele sehen in dem selbstmörderischen Akt die Ursache für seinen späteren Leidensweg.
Mit Beginn seiner Parkinson-Erkrankung zieht sich Ali mehr und mehr zurück, ganz will er auf öffentliche Auftritte aber nicht verzichten. Sein denkwürdigster gelingt ihm bei Olympia 1996 in Atlanta, als er mit zittriger Hand das olympische Feuer entzündet.