Fragen und Antworten zur WM-Aufarbeitung (zusammengestellt vom SID)

Fragen und Antworten zur WM-Aufarbeitung (zusammengestellt vom SID)
Frankfurt/Main (SID) -
Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) schlossen einen Burgfrieden, Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsdirektor Oliver Bierhoff bekamen von den Klubs das volle Vertrauen für den Neustart ausgesprochen. DFB-Präsident Reinhard Grindel betonte im Anschluss: "Der DFB und die DFL ziehen an einem Strang." Das ist auch nötig, um der vielen Baustellen Herr zu werden.
Was wurde besprochen?
Detaillierte Inhalte sind nicht nach außen gedrungen, Löw will der Öffentlichkeit seine Ergebnisse erst am 29. August präsentieren. Mit Blick auf die DFB-Auswahl wurde ausgelotet, "wie man gemeinsam die Nationalmannschaft und die Entwicklung des deutschen Fußballs wieder auf Weltniveau bringen kann", teilten beide Verbände mit. Dabei ging es um Veränderungen im U-Bereich und der Trainerausbildung. Die "sportlich Verantwortlichen des DFB" werden zudem regelmäßig an den Sitzungen der DFL-Kommission "Fußball" teilnehmen.
Was heißt das für die Nationalmannschaft?
Kurzfristig erst einmal nicht viel. Wenn Löw in der kommenden Woche seinen Kader für die beiden Länderspiele gegen Weltmeister Frankreich in München (6. September) und drei Tage später in Sinsheim gegen Peru nominiert, wird ein eher sanfter Umbruch erwartet. Bisher haben lediglich Mesut Özil, der allerdings geräuschvoll, und Mario Gomez (mit Hintertürchen) ihren Rücktritt erklärt. Langfristig erhofft sich die sportliche Leitung um Löw, der noch Vertrag bis nach der WM 2022 hat, mehr "Spezialisten" aus den Nachwuchsleistungszentren.
Was heißt das für den DFB?
Zwischen den Zeilen machte die DFL in der gemeinsamen Erklärung mit dem DFB deutlich, dass sich der Dachverband einer Strukturdebatte stellen muss. Diese war zuletzt von mehreren Seiten angeheizt worden. "Der Dialog über effizientere Prozesse im Hause des DFB" solle fortgeführt werden. Rauball hatte beispielsweise Anfang August eine Managementstruktur mit hauptamtlichem Vorstand und einem Aufsichtsrat angeregt. Kurzfristige personelle Wechsel an der DFB-Spitze wird es aber vorerst nicht geben.
Wie geht es weiter?
Löw spricht am Freitag beim DFB-Präsidium in München vor, ehe in der kommenden Woche die Nominierung ansteht. Innerhalb des Verbands wird es auch darum gehen, ob - wie von Grindel in der BamS angekündigt - auch die von Bierhoff verantworteten Marketingmaßnahmen der Nationalmannschaft auf den Prüfstand gestellt werden. Das birgt weiteren Zündstoff. Bierhoff ist seit Jahresbeginn der starke Mann im sportlichen Bereich. Im Machtspielchen mit dem Europameister von 1996 hat sich schon einmal ein DFB-Präsident die Zähne ausgebissen.
Wie brüchig ist der Frieden zwischen DFB und Liga?
Der Schulterschluss wurde vor allem auch vollzogen, um die deutsche Bewerbung um die EM 2024 nicht zu gefährden. Einziger Konkurrent bei der Wahl durch das UEFA-Exekutivkomitee am 27. September in Nyon ist die Türkei. Geht die Vergabe entgegen der Erwartung schief, wird Grindels Zukunft im DFB auf eine harte Probe gestellt werden und die Strukturdiskussion wieder an Schärfe gewinnen. Sportlich kann sich Löw nicht leisten, dass sein Team erneut so schwach auftritt wie bei der WM in Russland. Auch der Bundestrainer hat nicht auf ewig Kredit in der Bundesliga.