"Pervers": Top-Athleten wettern gegen Fußball-Sonderrolle

Leichtathletik: Wettkampf mit Vetter und Przybylko in Leverkusen
Berlin (SID) - Sollte die Politik am Mittwoch wie erwartet grünes Licht für Bundesligaspiele ab Mitte Mai geben, "dann verkauft der Staat die Gesundheit des Volkes und des leidenden Menschen an den Fußball. Das ist pervers", sagte Weltklasse-Speerwerfer Johannes Vetter der Sächsischen Zeitung.
Auch die frühere Kugelstoß-Weltmeisterin Christina Schwanitz sieht eine Ungleichbehandlung zwischen Fußballern und anderen Athleten. "Ich finde es nicht schön, dass der Fußball eine Sonderrolle einnimmt und sich über alles hinwegsetzt, nur weil die Reibung zwischen dem Daumen und Zeigefinger stimmt", sagte Schwanitz.
Karl Schulze, zweimaliger Ruder-Olympiasieger und Fan des Zweitligisten Dynamo Dresden, sieht die Geisterspiele als klaren Beleg für die Entfremdung des Profifußballs vom normalen Sportfan: "Dass es der Fußball nicht einmal mehr nötig hat, vor Fans zu spielen, zeigt, in welcher dekadenten Welt die leben." Wassersprung-Europameisterin Tina Punzel hält es für "bedenklich", wenn für einen Bundesliga-Neustart "Tausende Tests gekauft werden müssen".
Doppel-Olympiasieger Francesco Friedrich (Bobfahren) bemängelte die seiner Meinung nach unzureichende Solidarität der Fußballprofis: "Und die es finanziell am wenigsten kratzt, tun sich dann noch schwer, auf ein paar Prozente ihren Gehalts zu verzichten. Das finde ich menschlich schwach." Allerdings haben Fußballprofis deutschlandweit in der Coronakrise Gehaltseinbußungen akzeptiert.
Vetter sieht es aus gesellschaftlicher Perspektive dennoch kritisch, dass in der Bundesliga schon ab Mai wieder der Ball rollen soll. "Wir befinden uns in einer Phase, in der alle zusammenhalten sollten, denn alle durchleiden jetzt das Gleiche", sagte der Weltmeister von 2017: "Extrawürste gehören für mich nicht dazu."