Stützpunkt geplant: Hilfsangebot für depressive Profisportler

Stützpunkt geplant: Hilfsangebot für depressive Profisportler
Stuttgart (SID) - Spitzensportlern mit psychischen Erkrankungen winkt Hilfe. Experten wollen im Frühjahr 2019 einen sportpsychiatrischen Stützpunkt in Stuttgart und Tübingen einrichten. "Wir planen ein niedrigschwelliges Angebot für Profisportler, die unter Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen leiden", sagte der Depressionsforscher Martin Hautzinger der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten (Samstagsausgabe).
Ausgerechnet in Leistungsmilieus wie dem Profisport, wo man mit Druck, Niederlagen und Selbstzweifeln zu kämpfen habe, seien psychische Probleme noch immer ein tabuisiertes Thema. "Dabei sind Leistungssportler eine Risikogruppe", so Hautzinger.
Am Stützpunkt, den der Tübinger Uniprofessor für Psychologie zunächst an der psychotherapeutischen Hochschulambulanz in Tübingen ansiedeln möchte, sollen Sport- und Psychotherapeuten gemeinsam mit Ärzten der Psychiatrie zusammenarbeiten.
In den vergangenen Jahren hatten Studien alarmierende Ergebnisse erbracht. Eine Studie der Sporthilfe beispielsweise deckte schockierende Zustände auf. 11,4 Prozent der 1154 deutschen Spitzenathleten hatten angegeben, unter Burn-out zu leiden. Nur 46,1 Prozent beantworteten die Frage, ob sie unter der Krankheit leiden würden, mit "ehrlich nein".
Zahlreiche prominente Athleten hatten zuletzt öffentlich gemacht, dass sie unter Depressionen leiden. Die Bekanntesten waren der 23-malige Schwimm-Olympiasieger Michael Phelps, Golf-Superstar Tiger Woods und Ski-Olympiasiegerin Lindsey Vonn. Für Schlagzeilen sorgte Fußball-Nationaltorwart Robert Enke, der 2009 den Freitod wählte.
In der Gesellschaft nimmt die Zahl der Betroffenen stetig zu. Wie das Statistische Bundesamt im März mitteilte, wurden 2016 insgesamt 263.428 Patienten wegen Depressionen vollstationär in Kliniken behandelt. Das waren sieben Prozent mehr als fünf Jahre zuvor.