Anti-Doping-Krisengipfel im Weißen Haus - Kritisierte WADA übt Kritik

Anti-Doping-Krisengipfel im Weißen Haus - WADA-Präsident Reedie wehrt sich
Washington (SID) - 14 Athleten sowie zahlreiche Politiker und Vertreter von nationalen Anti-Doping-Agenturen (NADOs) waren nach Washington D.C. gekommen, darunter auch die deutsche NADA-Vorsitzende Andrea Gotzmann. Die WADA war nicht eingeladen.
Unter anderem ergriff die russische Whistleblowerin Julia Stepanowa, die mit ihrem Ehemann Witali Stepanow den Skandal um das Staatsdoping in ihrem Heimatland ins Rollen gebracht hatte, im Regierungssitz von US-Präsident Donald Trump das Wort. "Mein Mann und ich kämpfen nicht mehr nur gegen Doping, wir kämpfen immer mehr gegen das IOC und die WADA. Wir wissen, dass die WADA ihren eigenen Regeln nicht folgt, obwohl die Athleten es tun sollen", klagte Stepanowa.
In London wehrte sich WADA-Präsident Craig Reedie gegen die Kritik. "Vor allem die USA sollten verstehen, dass es eine Vielzahl internationaler Organisationen mit großem Einfluss gibt", sagte Reedie: "Die Meinung der USA ist nicht die einzig relevante in der Welt des Sports." Dass die USADA und ihr Präsident Travis Tygart sich nun zum Chefkritiker der WADA aufschwingen, sei in etwa so, "als wenn Füchse den Hühnerstall bewachen wollen".
Reedie forderte die USADA auf, "zunächst mal in ihren eigenen professionellen Ligen dafür zu sorgen, dass alle sich demselben Anti-Doping-Code unterwerfen. Das wäre ein wirklich starkes Zeichen."
Das Treffen in Washington mit dem Titel "Das internationale Engagement für sauberen Sport vorantreiben: Reform der Welt-Anti-Doping-Agentur" löste in Kreisen der WADA allgemein Kritik aus. Es sei "nur eine Seite" gehört worden, heißt es in einer Stellungnahme, die dem Branchendienst insidethegames vorliegt.
"Es sieht so aus, dass nur die eingeladen wurden, die die WADA infrage stellen, weil sie nicht mit der demokratischen Entscheidung des Exekutivkomitees zur Wiedereinsetzung der RUSADA einverstanden sind", teilte die WADA mit. Deren Vizepräsidentin, die norwegische Politikerin Linda Helleland, eine Kritikerin der Russland-Entscheidung, war als Privatperson ins Weiße Haus eingeladen worden.
Die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA war von der WADA im September drei Jahre nach der Aufdeckung des staatlich gedeckten Dopingsystems in Russland begnadigt worden.
Schon bei einem ähnlichen Treffen in Paris zwei Tage zuvor hatten 18 einflussreiche NADOs die WADA massiv unter Druck gesetzt und deren strukturellen Umbau gefordert. Die Agenturen betonten in einer gemeinsamen Erklärung die "zunehmend dringende Notwendigkeit, das Vertrauen der Öffentlichkeit und der Athleten in die globale Regulierungsbehörde wiederherzustellen".
Die deutsche NADA teilte nach dem Treffen im Weißen Haus mit, dass die WADA reformiert werden müsse, "damit Regierungen, die Öffentlichkeit und Athleten sie weiterhin unterstützen und an sie glauben können".