Das SID-Kalenderblatt am 10. November: Die Geburtsstunde des Deutschen Sportabzeichens

Das SID-Kalenderblatt am 10. November: Die Geburtsstunde des Deutschen Sportabzeichens
Köln (SID) - Sportfunktionär Carl Diem, der den Sport inklusive seiner Auszeichnungen als Vorbereitung für den militärischen Kampf betrachtete, brachte die Idee aus Schweden mit ins heimische Kaiserreich. Die "Idrottsmärke" bekam in Deutschland den etwas sperrigen Namen "Auszeichnung für vielseitige Leistungen auf dem Gebiet der Leibesübung", am 10. November 1912 fiel die Entscheidung der Hauptversammlung des Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele.
Zehn Monate später, am 7. September 1913, war es dann soweit: 22 Männer aus deutschen Sportvereinen errangen das Abzeichen nach der "Leistungsprüfung auf Herz- und Lungenkraft, auf Spannkraft sowie den Besitz von Körperfertigkeit, Schnelligkeit und Ausdauer". Acht Jahre später durften auch Frauen die Prüfung ablegen, die nun Deutsches Turn- und Sportabzeichen hieß.
Die Nationalsozialisten instrumentalisierten Diems Idee für ihre Ideologie, auf der Bandschleife war nun das Hakenkreuz zu sehen. Der Orden sollte vor allem der "Belebung der Volkskraft" dienen. Dem Erfinder und ersten Träger des Abzeichens war die Vereinnahmung nicht unrecht, sah er doch den "Sport als freiwilliges Soldatentum". Noch im März 1945 rief Diem die Hitlerjugend zum "finalen Opfergang für den Führer" auf.
Das Sportabzeichen überdauerte (wie auch Diem) die NS-Zeit und erfreute sich in den 1950er Jahren wachsender Beliebtheit, die Bedingungen waren die gleichen wie zur Kaiserzeit - aus fünf Bereichen mussten fünf Aufgaben absolviert werden, nun kamen Altersklassen hinzu.
Zum 100. Geburtstag im Jahr 2012 verpasste der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), mittlerweile verantwortlich für die Auszeichnung, dem Sportabzeichen eine Blutauffrischung.
Die Teilnehmerzahlen schrumpfen dennoch kontinuierlich, der Rekord von 1,04 Millionen Abzeichen im Jahr 2008 ist nicht mehr in Sicht. Die "Auszeichnung für vielseitige Leistungen auf dem Gebiet der Leibesübung", die das Abzeichen noch immer ist, bleibt jedoch ein fester Bestandteil des deutschen Sports.