Das SID-Kalenderblatt am 11. September 1972: Olympia in München beendet

Das SID-Kalenderblatt am 11. September 1972: Olympia in München beendet
Hamburg (SID) - Wegen des Attentats auf israelische Sportler, bei dem insgesamt 17 Menschen ihr Leben ließen, gingen die Sommerspiele von München einen Tag später als geplant mit einer verhaltenen Schlussfeier zu Ende.
62.000 Zuschauer gedachten im Olympiastadion noch einmal der Terroropfer, der scheidende IOC-Präsident Avery Brundage bedankte sich in deutscher Sprache für die Gastfreundschaft der Ausrichter. 40 bayerische Trachtengruppen füllten den Innenraum. Aber sie tanzten nicht, sie verharrten in stummer Trauer, viele mit Tränen in den Augen.
Was an diesem Tag nur ganz wenige Besucher wussten: Nur die Nervenstärke von Stadionsprecher Joachim Fuchsberger, gepaart mit dem richtigen Gespür für eine hochbrisante Situation, verhinderte ein erneutes Drama.
Ein nicht identifiziertes Flugzeug steuerte auf die Arena zu, man überließ dem Schauspieler die Entscheidung, ob und wie das Publikum zu informieren sei. "Blacky" entschied sich für das Schweigen, am Ende ging alles gut.
"Wenn ich was gesagt hätte, da wäre doch Panik entstanden, die Leute hätten sich zu Tode getrampelt. Ich war in meiner Sprecherkabine der einsamste und angeschissenste Mensch, den man sich vorstellen kann", sagte Fuchsberger später der Süddeutschen Zeitung. Das Flugzeug entpuppte sich als finnische Passagiermaschine, deren Radaranlage ausgefallen war.