Das SID-Kalenderblatt am 2. April: Die Baseball-Profis beenden ihren Streik

Das SID-Kalenderblatt am 2. April: Die Baseball-Profis beenden ihren Streik
Am 2. April 1995 beendeten die Baseball-Spieler ihren Ausstand nach 232 Tagen - der Sport war erst mal ruiniert.
München (SID) - Zu den seltener werdenden Beständigkeiten im Leben der Amerikaner gehört es, dass Ende März oder Anfang April die Saison der Major League Baseball beginnt, dass der Frühling und der Sommer dann geprägt von "America's Pastime" verlässlich vorüberziehen wie ein träger Fluss, und dass dann, wenn 162 Spiele und die ersten Runden der Play-offs gespielt sind, wenn es mancherorts auch schon saukalt ist, die World Series beginnt.
Auf Baseball war stets Verlass seit 1903, als National League und American League erstmals den Champion der Champions ausspielten. Nicht mal der Zweite Weltkrieg konnte daran etwas ändern, und auch, als sich im Vorjahr das Coronavirus besonders in den USA rasend schnell ausbreitete, gab es eine World Series: Am Ende einer auf 60 Spiele verkürzten Saison und erweiterten Play-offs gewannen die Los Angeles Dodgers.
Allerdings: Zweimal fand das "Fall Classic" dann tatsächlich nicht statt. 1904 weigerte sich der Besitzer der New York Giants (heute San Francisco Giants) aus der National League gegen die Boston Americans (heute Boston Red Sox) aus der American League anzutreten. Das war damals noch halbwegs zu verkraften. Schlimm aber war es 1994: Am 12. August traten die Spieler im Streit um einen neuen Tarifvertrag in den Streik.
Es war nicht der erste Streik, aber er hatte die weitreichendsten Folgen, nicht nur, weil der Sommer in Amerika plötzlich nicht mehr der Sommer in Amerika war und sogar die World Series ausfiel. Als die Spieler ihren Ausstand nach 232 Tagen am 2. April 1995 endlich beendeten, war der Sport erst mal ruiniert. TV-Verträge waren geplatzt, die Fans wandten sich ab, die Besucherzahlen in den Ballparks sanken zum Teil dramatisch.
Ganz arm dran waren die Montreal Expos, einer der finanziell ohnehin minderbemittelten Klub.: Sie hatten bis zum Beginn des Streik. überraschend die National League dominiert, galten als Favorit auf die Teilnahme an der World Series. Der Ausstand führte zu einem schleichenden Zerfall: Die Expos mussten ihre besten Spieler abgeben, ihre Besucherzahlen brachen ein. Ehe es zum Kollaps kam, übernahm die Liga 2001 den Klub.
2019 gewannen die Expos dann tatsächlich die World Series: Da hießen sie allerdings schon Washington Nationals. 14 Jahre zuvor hatte die Liga den klammen Klub in die Hauptstadt der USA umgesiedelt.