Doping-Razzia: Staatsanwalt Gräber lobt Operation Aderlass

Doping-Razzia: Staatsanwalt Gräber lobt Operation Aderlass
München (SID) - "Ich weiß nicht, wie weit man da in die Vergangenheit zurückgehen soll, aber mir fällt kein Fall ein, der ähnlich spektakulär vom Aufschlag und ähnlich gut von der Beweislage gelaufen ist", sagte der Abteilungsleiter für Doping bei der Staatsanwaltschaft München der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Am vergangenen Mittwoch waren bei Razzien während der Nordischen Ski-WM im österreichischen Seefeld und in Deutschland nach Angaben des österreichischen Bundeskriminalamts (BK) insgesamt neun Personen festgenommen worden, darunter fünf Sportler. Im Zentrum des Dopingskandals soll der Arzt Mark S. aus Erfurt stehen, der in München inhaftiert ist und mit der Staatsanwaltschaft kooperieren will.
Gräber, der in Seefeld vor Ort gewesen war, bezeichnete die Beweislage als "nahezu erdrückend". Rund 40 Blutbeutel waren laut Angaben des Staatsanwalts in einer "Garage in Erfurt gefunden worden, entfernt von der Praxis". Aktuell sind die Ermittler dabei, die kodierten Zuordnungen der Beutel zu den Athleten zu entschlüsseln. Gräber geht davon aus, dass die Blutbeutel von Sportlern stammen, "die nicht schon Gegenstand des Verfahrens sind, sondern von bislang nicht bekannten Sportlern".
Durch die Verschlüsselungen sei laut Gräber noch nicht bekannt, ob tatsächlich auch deutsche Sportler in den Skandal verwickelt sind. "Ich formuliere es so: Mir liegen bislang keine Erkenntnisse vor, dass deutsche Athleten zum illegalen Patientenstamm des Beschuldigten gehört haben", sagte Gräber. Zudem gehe er "sehr stark davon aus", dass die Operationen über den Nordischen Skisport hinausgehen und bis "in die Anfänge der Jahre 2000 zurückreichen" dürften.
Die Bild-Zeitung hatte zuvor von Zahlungen von 5000 Euro pro Sportler an S. für dessen Dienste berichtet. Gräber kann sich auch höhere Preise vorstellen. "Die Summen dürfen aber durchaus auch höher gewesen sein, zwischen acht- und fünfzehntausend Euro", sagte der Staatsanwalt: "Nicht pro Jahr gezahlt, sondern pro Saison nach unseren Erkenntnissen. Das war ein All-inclusive-Paket."