Gewichtheberin Gulnoi: IOC richtet Disziplinar-Kommission ein

Gewichtheberin Gulnoi: IOC richtet Disziplinar-Kommission ein
Köln (SID) - Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat nach dem Dopinggeständnis der thailändischen Gewichtheberin Rattikan Gulnoi eine Disziplinar-Kommission unter der Leitung des Schweizers Denis Oswald eingerichtet. Dies teilte das IOC dem SID am Montag auf Anfrage mit. Die Olympiadritte von London 2012 hatte in der ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping - Der Herr der Heber" vor verdeckter Kamera erklärt, Anabolika genommen zu haben. Ihr droht der Entzug der Bronzemedaille.
Gulnoi bestätigte in dem ARD-Beitrag, dass es Kinderdoping in Thailand gegeben habe - trotz enormer Nebenwirkungen. "Als ich es nahm, hatte ich einen Kiefer wie ein Mann und einen Schnurrbart", berichtete Gulnoi. Die Verantwortlichen hätten sich nicht um die Gesundheit der Athleten gekümmert, die Jüngsten hätten bereits "mit 13 in nationalen Wettbewerben" gedopt, so Gulnoi, die 2014 noch Weltmeisterin wurde, in ihrer Karriere aber nie aufflog.
In der ARD-Dokumentation waren der Gewichtheber-Weltverband IWF und sein langjähriger ungarischer Präsident Tamas Ajan beschuldigt worden, seit fast 20 Jahren ein System der Korruption, Doping-Vertuschung und schwarzen Kassen ermöglicht zu haben.
Weiter wurde in der Dokumentation die ungarische Anti-Doping-Agentur HUNADO in ein schlechtes Licht gerückt. Demnach habe die HUNADO Geld als Gegenleistung für das Akzeptieren manipulierter Dopingproben angenommen. Am Montag wies die Anti-Doping-Agentur dies weit von sich. Die ARD habe "die in den Dokumenten [...] enthaltenen Belege vollständig ignoriert". Weiter zeigten "völlig falsche Informationen die Arbeit der ungarischen Anti-Doping-Agentur in einem inakzeptablen Licht".
Für Alfons Hörmann kommen die neuesten Enthüllungen im Gewichtheben offenbar nicht überraschend. "Der Bericht bestätigt die seit Jahren bestehenden Einschätzungen, dass die Sportart Gewichtheben international zu den Problem-Sportarten zählt", teilte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) dem SID mit.
Der deutsche Verband agiere aus DOSB-Sicht hierbei vorbildlich, "aber dessen Wertmaßstäbe sind offenkundig im internationalen Verband nicht gefragt", ergänzte Hörmann und wies auf die Folgen hin: "Das ist fatal, weil damit die Chancengleichheit der Athletinnen und Athleten mit Füßen getreten wird."
Hörmann forderte die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf, "die geltenden Regeln mit aller Konsequenz durchzusetzen. Mögliche strafrechtliche Konsequenzen sollten seitens der zuständigen Behörden zeitnah und kompromisslos" gezogen werden.