Kontrolle des Moskauer Labors: WADA-Team reist ohne kompletten Datensatz ab

WADA sagt China Unterstützung während Aussetzung der Dopingkontrollen zu
Moskau (SID) - Ein Expertenteam der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA musste am Freitag nach der Überprüfung des Moskauer Kontrolllabors ohne den erwünschten Erfolg aus der russischen Hauptstadt abreisen. Das Team habe nach Darstellung der WADA seine Mission "nicht innerhalb der vorgeschriebenen Frist abschließen" können, da die russischen Behörden "die für die Datenextraktion zu verwendende Ausrüstung nach russischem Recht zertifiziert haben mussten".
Dieses Problem sei bei einem ersten Besuch des WADA-Teams Ende November in Moskau "nicht angesprochen worden", teilte die WADA am Freitag nach dem Ende des fünftägigen Kontrollbesuches mit. Die fünf Experten unter der Leitung des Spaniers Jose Antonio Pascual sollen vor allem die Daten aus dem sogenannten Laboratory Information Management System (LIMS) und damit gerichtsfestes Beweismaterial gegen die im Zuge des russischen Staatsdopingskandals beschuldigten Sportler sichern.
Nun wird es wohl einen weiteren Besuch der WADA in Moskau geben. Die oberste Anti-Doping-Behörde teilte mit, dass das Expertenteam bereitstehe, die "vollständige Datenextration durchzuführen", falls Russland die Angelegenheit schnell regeln würde. Trotz der Probleme sprach die WADA von einem "Fortschritt bei der Sicherung und dem Export der Daten".
Delegationsleiter Pascual soll nun einen Bericht anfertigen, der an das unabhängige WADA-Kontrollgremium CRC gehen soll, das am 14. und 15. Januar das weitere Vorgehen berät und dann der WADA-Exekutive eine Handlungsempfehlung geben wird. Russlands Sportminister Pawel Kolobkow kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur TASS bereits an, dass es "einen weiteren Besuch" geben solle: "Es gibt noch einige technische Probleme zu lösen. Die Experten sind zufrieden mit dem Besuch."
Die russische Anti-Doping-Agentur RUSADA war von der WADA im November 2015 suspendiert worden, nachdem Untersuchungen aus dem McLaren-Report systematisches Doping in Russland aufgezeigt hatten. Ende des vergangenen Jahres hatte die WADA durch einen Whistleblower eine Kopie des LIMS erhalten. Die Datensammlung enthält nach WADA-Angaben alle Doping-Testdaten zwischen Januar 2012 und August 2015. Während dieses Zeitraums sollen in Russland tausendfach Dopingfälle vertuscht worden sein. Nur mit den Originaldaten sollen individuelle Verfahren gegen russische Athleten möglich sein.
Für die vorzeitige Wiederaufnahme der RUSADA unter Auflagen war die WADA zuletzt scharf kritisiert worden. WADA-Präsident Craig Reedie hatte die Kritik zurückgewiesen und gesagt: "Ich finde es fast unvorstellbar zu glauben, dass wir dieses Projekt nicht bis zum 31. Dezember abgeschlossen haben."