Shorttrack: Seidel überzeugt nach langer Pause mit EM-Silber

Anna Seidel hatte coronabedingt ein Jahr auf einen Wettkampf warten müssen - und leistete beim ersten Härtetest dann gleich Historisches.
Danzig (SID) - Anna Seidel hob auf dem Podium jubelnd die Arme in die Höhe, ihre Silbermedaille trug sie stolz um dem Hals. Ein Jahr hatte Deutschlands beste Shorttrackerin coronabedingt auf einen Wettkampf warten müssen - und leistete beim ersten Härtetest dann gleich Historisches.
Bei den Europameisterschaften im polnischen Danzig gewann die 22-Jährige aus Dresden Silber im Mehrkampf, das war zuvor noch keiner deutschen Frau gelungen. Zuvor hatte Seidel auf den Einzelstrecken bereits Silber über 1500 m und Bronze über 1000 m gewonnen, am Ende stand ihr mit Abstand stärkstes Ergebnis auf EM-Niveau.
"Nach der langen, coronabedingten Wartezeit bin ich super happy, dass ich gleich beim ersten Wettkampf meine Leistung so gut abrufen konnte", sagte Seidel, die sich am Samstag nur 1000-m-Olympiasiegerin Suzanne Schulting aus den Niederlanden geschlagen geben musste: "Die Silbermedaille bedeutet mir sehr viel, gerade in dieser Zeit."
Am Sonntag über 1500 m waren erneut die alles dominierende Schulting und ihre Landsfrau Selma Poutsma schneller als Seidel. Die Deutsche sicherte Rang drei mit 16 Tausendstelsekunden Vorsprung auf die Russin Jekaterina Efremenkowa. Im Superfinale über die 3000 m profitierte sie dann von Strafen gegen Schulting und Poutsma, die sich gegenseitig behindert hatten und wurde Zweite. Die Punkte genügten schließlich für Rang zwei im Gesamtranking hinter Schulting.
Der britische Bundestrainer Stuart Horsepool zeigte sich "sehr erfreut über die beste Leistung, die je eine deutsche Shorttrackerin gebracht hat", gerade angesichts des Nischendaseins, das die Sportart in Deutschland friste: "Diese Disziplin ist dort sehr klein, wir haben auch nur eine kleine Gruppe von Sportlern." Auch für die Weltmeisterschaften Anfang März im niederländischen Dordrecht sehe er "mit Anna in dieser Form" gute Perspektiven.
Insgesamt waren es für Seidel, die über 500 m im Viertelfinale scheiterte, die EM-Medaillen Nummer vier bis sechs: 2016 und 2018 über 1000 m sowie im vergangenen Jahr über 1500 m hatte sie jeweils Bronze gewonnen.