SID-Kalenderblatt am 29. März: Steinitz erster Schach-Weltmeister

Am 11. Januar 1886 saßen sich im Manhattan Chess Club der Österreicher Wilhelm Steinitz und der Pole Johannes Zukertort zur ersten Partie gegenüber.
Hamburg (SID) - Wilhelm Steinitz oder Johannes Zukertort - es konnte nur einen geben. Und so fieberten die schon damals weltweit zahlreichen Schachspieler über Monate hinweg der ersten offiziellen Weltmeisterschaft entgegen. Schließlich saßen sich am 11. Januar 1886 im feudalen Manhattan Chess Club der Österreicher Wilhelm Steinitz und der Pole Johannes Zukertort zur ersten von am Ende 20 Partien am Brett gegenüber.
Einen echten Favoriten gab es nicht. Der seinerzeit 49 Jahre alte Steinitz galt zwar schon seit fast 20 Jahren als inoffizieller Champion; sein sechs Jahre jüngerer Kontrahent jedoch hatte 1883 in London das damals wichtigste Schachturnier der Welt gewonnen - vor Steinitz.
Zehn gewonnene Partien, so wurde vereinbart, sollten zum Titel reichen, Unentschieden zählten nicht. Zukertort führte schnell mit 4:1, doch geistig und auch physisch hatte sich Steinitz seine Kräfte besser eingeteilt. Nach fünf Partien in New York erzwang er nach weiteren fünf Duellen in St. Louis den Gleichstand (4:4).
In New Orleans übernahm er gegen seinen immer erschöpfteren Rivalen die Führung. Die 20. und letzte Partie am 29. März 1886 eröffnete Steinitz stilecht mit dem von ihm kreierten Steinitz-Gambit - und fuhr nach nur 19 Zügen den zehnten und entscheidenden Sieg ein.
Dreimal konnte der neue Titelträger seine Schachkrone erfolgreich verteidigen. Erst 1894 entthronte ihn der bis heute einzige deutsche Schach-Weltmeister Emanuel Lasker. Als William Steinitz seit 1888 US-Bürger, starb er, in den letzten Jahren seines Lebens von Halluzinationen geplagt, am 12. August 1900 in New York - mit 64 Jahren.