Tygart: Athleten-Vertrauen nach Russlands WADA-Comeback "ruiniert"

Tygart: Athleten-Vertrauen nach Russlands WADA-Comeback "ruiniert"
Paris (SID) - "Das war ein geheimer Hinterzimmer-Deal. Der ganze Ablauf stank und die Entscheidung auch", sagte der Leiter der US-Anti-Doping-Agentur USADA in einem Interview mit der französischen Nachrichtenagentur AFP über die vor Monatsfrist trotz internationaler Empörung getroffene Entscheidung: "Das Vertrauen der Athleten ist ruiniert."
Zur Erschütterung des Glaubens der Sportler an die Integrität der WADA habe der faktische Mangel an Konsequenzen aus dem russischen Staatsdoping-Skandal geführt: Die Russen seien "mit der Hand in der Plätzchendose erwischt worden, aber es sind keine bedeutenden Strafen gegen den Staat verhängt worden, der das System fortgeführt hat. Damit haben die Athleten ein Problem", sagte Tygart. Der einzige Effekt von Russlands Begnadigung sei, dass "wieder Geld für die Ausrichtung von Veranstaltungen fließen kann. Russische Sportler konnten abgesehen von den Leichtathleten immer an Wettbewerben teilnehmen".
Die WADA wies Tygarts Vorwürfe zurück und auf einen transparenten Entscheidungsprozess hin: "Man kann natürlich mit der Entscheidung auch nicht einverstanden sein. Aber anzudeuten, dass der Beschluss ein Hinterzimmer-Deal gewesen sein soll, ist unfair und nicht wahr." Das Abstimmungsergebnis in der WADA-Exekutive von 9:2 Stimmen für die Aufhebung von Russlands Ausschluss "beinhaltete eine Mehrheit sowohl bei Repräsentanten des Sports als auch bei Regierungsvertretern".
Gleichwohl sprach sich Tygart in dem AFP-Interview für eine vollkommene Unabhängigkeit der WADA von Institutionen des Sports wie dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) aus. "Man muss das Kontrollsystem auslagern. Man kann nicht gleichzeitig den Sport promoten und überwachen."
Zudem müsse die derzeitige Führung der WADA unter dem ehemaligen IOC-Vizepräsidenten Craig Reedie (Großbritannien) einer über alle Zweifel erhabenen Leitung weichen: "So lange es ein früheres IOC-Exekutivmitglied oder IOC-Mitglied an der WADA-Spitze gibt, wird es kein Vertrauen geben, dass gute Entscheidungen getroffen werden."