Die "Opfer" des Neuaufbaus in der Fußball-Nationalmannschaft

Die "Opfer" des Neuaufbaus in der Fußball-Nationalmannschaft
München (SID) - Nach dem historischen WM-Debakel in Russland tat sich Bundestrainer Joachim Löw zunächst schwer, einen klaren Umbruch in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft einzuleiten. Doch mittlerweile haben seine personellen Maßnahmen einige prominente "Opfer" getroffen. Der Sport-Informations-Dienst (SID) gibt eine Übersicht:
THOMAS MÜLLER
Eine Nationalmannschaft ohne Thomas Müller war bis vor gar nicht langer Zeit quasi undenkbar. Der Bayern-Stürmer war im Team als Torgarant und Stimmungsmacher unverzichtbar. Doch seit der EURO 2016 läuft Müller seiner Topform hinterher. Das einst von Louis van Gaal formulierte Diktum "Müller spielt immer" galt nicht mehr - weder bei Bayern München noch in der Nationalmannschaft, wo ihm zuletzt die drei "Mopeds" Serge Gnabry, Timo Werner und Leroy Sane klar den Rang abgelaufen haben. Müllers 100. Länderspiel beim Jahresabschluss gegen die Niederlande (2:2) dürfte zugleich sein letztes gewesen sein.
MATS HUMMELS
Jahrelang galt der umsichtige Abwehrspieler als Prototyp des modernen Innenverteidigers: starke Antizipation, exzellentes Kopfballspiel und herausragender Spielaufbau. Doch zuletzt wurden Hummels Schnelligkeitsdefizite gegen die immer jüngeren und antrittsstärkeren Offensivgegner sichtbarer. Dazu gesellten sich für ihn untypische Konzentrationsfehler. Die Folge: Sowohl Klubtrainer Niko Kovac als auch Nationaltrainer Löw lösten den 30-Jährigen als Abwehrchef durch Niklas Süle (23) ab.
JEROME BOATENG
Für den Innenverteidiger dürfte die Ausbootung nicht mehr überraschend kommen. Schon vor den beiden letzten Länderspielen des sportlich völlig verkorksten Jahres 2018 hatte der 30-Jährige von Löw eine Pause verordnet bekommen. Nicht nur Vereinskollege Süle, auch Antonio Rüdiger (26/FC Chelsea) und Matthias Ginter (25/Borussia Mönchengladbach) sieht Löw in der Hierarchie vor Boateng. Der Bayern-Verteidiger spielte zuletzt zu inkonstant, zudem wurde er durch zahlreiche Verletzungen immer wieder zurückgeworfen.
SAMI KHEDIRA
Der Mittelfeldspieler von Juventus Turin war das erste prominente "Opfer" des Neubeginns. Schon nach der desolaten WM in Russland teilte Löw dem Weltmeister von 2014 mit, dass er bei der Nominierung künftig andere Spieler bevorzugen werde. Khedira nahm die Entscheidung professionell auf, generell steht er bei Bedarf weiterhin zur Verfügung. Doch Löw wird den 31-Jährigen nicht mehr anrufen, sondern im zentralen Mittelfeld auf die jüngeren Leon Goretzka (24), Joshua Kimmich (24), Kai Havertz (19), Julian Brandt (22) oder Maximilian Eggestein (22) setzen.
MARIO GOMEZ
Der Stürmer des VfB Stuttgart hat unmittelbar nach dem WM-Debakel seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt - wohl auch, weil ihm Löw keine Perspektive mehr bieten konnte. Der 33-Jährige ist ein klassischer Strafraumstürmer, der mit Flanken gefüttert werden muss. Im neuen System von Löw, das weniger auf Ballbesitz und mehr auf Tempofußball ausgerichtet ist, wäre Gomez mehr oder weniger ein Fremdkörper.
MESUT ÖZIL
Der Offensivspieler des FC Arsenal ist ein Sonderfall, sein Rücktritt aus der Nationalmannschaft hatte weniger sportliche Gründe. Ob Löw auf seinen einstigen Lieblingsschüler, der nach dem polternden Rücktritt ein Vier-Augen-Gespräch mit dem Bundestrainer bislang abgelehnt hat, beim Neuaufbau gesetzt hätte, darf zumindest bezweifelt werden. (SID)