Athletensprecher Hartung: "Sollten weiter Medaillenziele stecken"

Athletensprecher Hartung: "Sollten weiter Medaillenziele stecken"
Köln (SID) - DOSB-Athletensprecher Max Hartung (27) hat sich in der Diskussion über Medaillenprognosen für eine Beibehaltung von leistungsorientierter Zielsetzung ausgesprochen - mit Einschränkungen. "Wir sollten weiter Medaillenziele stecken und sie auch gerne veröffentlichen", sagte der ehemalige Fecht-Weltmeister im SID-Interview: "Aber einfach jedem Sportfan muss klar sein, dass wir von einzelnen Zielen sprechen, nicht von einer aus Einzelzielen aufsummierten Gesamtprognose."
Die bisherige Form des sogenannten Medaillenkorridors, die der DOSB abschaffen möchte, habe laut Hartung "den falschen Eindruck einer mathematisch planbaren Berechenbarkeit von Medaillen" erweckt. Die Folge sei eine "öffentliche Enttäuschung" gewesen, wenn das maximal gesteckte Ziel nicht erreicht worden sei.
"Es muss ein Analysesystem gefunden werden, das die Vielschichtigkeit von Erfolg so veranschaulicht, dass sich daraus eine nachvollziehbare, gerechte Einteilung in Fördergruppen ergibt. Fraglos eine schwierige Aufgabe, der sich der DOSB nun stellen muss", sagte Hartung: "Die Kernfrage lautet: Wie wird mit den tatsächlich erreichten Ergebnissen umgegangen?"
Der neuen PotAS-Kommission, die sich um die Potenzialanalyse der einzelnen Verbände kümmert und damit großen Einfluss auf die Einteilung in die Fördergruppen nimmt, wollen Hartung und die DOSB-Athletenkommission "sehr, sehr genau" auf die Finger schauen. "Ich rufe ausdrücklich alle Sportler auf, sich bei der Athletenkommission zu melden, wenn sie meinen, dass ihnen bei der Einteilung in die drei Cluster Ungerechtigkeit widerfährt", sagte Hartung. Es sei "nur richtig und gerecht, wenn da nicht nur auf Medaillen geschaut wird".
Eine weitere Einschränkung ergibt sich für Hartung aus der weltweiten Dopingproblematik. "Gewinnen ist das Wesen des Wettkampfsports. Aber: Ich möchte natürlich nur daran gemessen werden, wenn alle unter denselben Bedingungen starten wie ich." Er wünsche sich, dass DOSB und deutsche Politik alle Mittel einsetzten, damit so weit wie möglich wieder sichergestellt werden könne, "dass wir als deutsche Sportler auch weltweit einen fairen Wettbewerb bekommen". Man müsse wieder sichergehen können, dass "zumindest der Großteil der Athleten am Start clean ist".
Er habe das Gefühl, sagte Hartung, dass sich Sport und Politik "mittlerweile zögerlich in die richtige Richtung" bewegten: "Ich würde mir aber eine noch lautere Forderung nach einem weltweiten Anti-Doping-Management wünschen. Deutschland könnte sich da auch als Wirtschaftsmacht und wichtige politische Größe noch deutlicher im Sinne des sauberen Sports positionieren."