Borger sieht Medaillenspiegel nicht als Maß der Dinge

Karla Borger, Präsidentin von Athleten Deutschland, hält den Medaillenspiegel bei Olympischen Spielen nicht für das Maß aller Dinge.
Köln (SID) - Karla Borger, Präsidentin von Athleten Deutschland, hält den Medaillenspiegel bei Olympischen Spielen nicht für das Maß aller Dinge. Stattdessen müsse man sich die Frage stellen, wo der Leistungssport in der Gesellschaft steht. "Ihr müssen wir nachgehen, bevor wir über Medaillen sprechen", sagte Borger der FAZ: "Wo sollen denn, im Hinblick auf Paris 2024, Medaillen herkommen, wenn schon mehr Geld nicht dafür gesorgt hat, dass die deutsche Mannschaft in Tokio mehr Medaillen gewinnt?"
Generell müsse beim Thema Olympia ein Umdenken stattfinden, sagte die frühere Beachvolleyballerin: "Die nächsten Spiele, die von Paris 2024, werden schön werden, erwarte ich. Aber das wird davon ablenken, dass sich nichts ändert, wenn wir es nicht einfordern." Die Frage müsse lauten: "Was sind eigentlich Olympische Spiele? Die Antwort kann nur sein: das, was wir Sportlerinnen und Sportler wollen."
Von der Athletenkommission im Internationalen Olympischen Komitee (IOC) erwartet Karla Borger in dem Zusammenhang keine Impulse. "Die Struktur stimmt nicht, die Kommission kann keine Entscheidungen beeinflussen", sagte die 33-Jährige: "Sie hat nur beratende Funktion." Nach ihrer eigenen Erfahrung werde sich "niemand aus diesem Gremium kritisch äußern. Bei einigen wirkt es, als nutzten sie die Jahre in dieser Kommission für eine Karriere im IOC. Ich finde es traurig, das zu sehen."
Es sei "krass" gewesen, so Borger, wie sehr das IOC sich bei den Spielen in Peking der chinesischen Staatsführung angedient habe: "Man hatte das befürchtet, aber es war erschreckend, je mehr dies eintrat. Die Berichterstattung in den westlichen Medien hat das Maß der Unterdrückung von Uiguren und von chinesischen Oppositionellen sehr deutlich gemacht. Dies waren nicht Olympische Spiele, wie wir Sportlerinnen und Sportler sie haben wollen."
"Schrecklich" findet es Karla Borger, dass "die Entwicklung dafür sorgt, dass wir in Deutschland keine Olympischen Spiele mehr haben wollen – und ich verstehe, dass die Deutschen diese Haltung haben." Olympia habe sich nicht zum Guten entwickelt: "Ich kann nicht sagen, dass es die Werte repräsentiert, die wir vertreten. Olympia sollte allen gehören."