Bouard und Förster: Kämpferinnen von der Buckelpiste

Bouard und Förster: Kämpferinnen von der Buckelpiste
Die Buckelpisten-Fahrerinnen Lea Bouard und Katharina Förster sind Ausnahmeerscheinungen in der deutschen Mannschaft. Ihren Traum von Olympia haben sie sich auf eigene Kosten erfüllt.
Am Freitagabend in Pyeongchang wusste Katharina Förster endgültig, warum sie das alles auf sich genommen, warum sie vier Jahre lang keine Kosten und Mühen gescheut hatte. Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele, erzählte sie mit leuchtenden Augen, "war ganz fantastisch, die pure Gänsehaut".
Der Einzug in die Finalrunden auf der Buckelpiste (Sonntag, ab 21:00 Uhr OZ/13:00 Uhr MEZ) ist der Freestyle-Skifahrerin ebenso wie Mannschaftskollegin Lea Bourd noch nicht gelungen, aber: "Ich freue mich mega und bin sehr stolz, dass ich Deutschland vertreten darf", sagte sie.
Dass Lea Bouard und "Katha" Förster überhaupt in Pyeongchang sind, grenzt an ein Wunder. Nicht, weil sie es sportlich nicht draufhaben - im Gegenteil.
Aber ihre Disziplin Buckelpiste wird vom Deutschen Skiverband seit 2014 nicht mehr gefördert, die Investitionen von 500.000 Euro pro Jahr für eine Mannschaft in dieser Sparte rechneten sich nicht mehr, heißt es dort lapidar.
Bouard und Förster mussten sich auf eigene Faust und Kosten nach durchschlagen. Sie hoffen, dass der Verband nach Olympia umdenkt.
Bouard und Förster geben alles für den Olympia-Traum
Bouard und Förster wollten zu Olympia - koste es, was es wolle. Förster hatte es 2014 nicht nach Sotschi geschafft, vom Wegfall der Förderung ließ sie sich danach nicht aufhalten. Sie weiß ja, wie man kämpft.
"Ich habe neun Brüder, zwei davon sind Halbbrüder. Da musste man sich schon mal durchboxen." Und Bouard, Mutter Deutsche, Vater Franzose, wechselte vor zwei Jahren sogar vom französischen zum deutschen Verband - sie wollte unbedingt beim geschätzten Harald Marbler trainieren.
Eine Buckelpisten-Saison im Weltcup mit allem Pipapo sowie dem Honorar für Marbler kostet 25.000 Euro. Machte in den vergangenen vier Jahren 100.000 Euro für Förster, machte in den vergangenen zwei Jahren auch 100.000 Euro für die Familie Bouard, denn auch Bruder Adrien hatte versucht, zu Olympia zu kommen - vergeblich.
Bei Förster ging für den Traum von Olympia unter anderem das Gehalt von der Bundeswehr drauf, auch "die Bank", sagte sie lachend, "hat den ein oder anderer Kreditantrag bekommen".
Letzte Qualifikationshürde vor dem Finale
Bouard studiert Marketing im französischen Annecy, in der Nähe in Ort Praz sur Arly lebt sie seit 13 Jahren, dort betreiben die Eltern ein Sportgeschäft. Sie haben die Leidenschaft ihrer Kinder finanziert, "und sie waren hin und weg", sagte Lea, als die Nachricht kam, dass die Tochter nach Pyeongchang darf.
Wie Förster hatte sie nur die halbe Norm erfüllt, der DSV schlug die beiden dennoch zur Nominierung vor, und siehe da: Der DOSB gab sein Okay.
"Ich habe fast einen Luftsprung gemacht", berichtete Förster. Sie legt Wert auf die Feststellung, dass sie und Bouard keine Touristen sind, dass sie nicht nach dem olympischen Motto "Dabei sein ist alles" nach Pyeongchang gefahren sind.
Um wie geplant ins Finale der besten 20 zu kommen, müssen sie noch die zweite Qualifikationsrunde am Sonntag überstehen.
"Ich liebe diesen Sport"
Die Reise nach Südkorea wurde selbstverständlich bezahlt, aber bitteschön: Was hat Bouard und Förster dazu veranlasst, nicht zu resignieren?
"Ich liebe diesen Sport", sagte Bouard, "und ich wollte unbedingt zu Olympia." Bei Förster, die in Ellhofen im Allgäu lebt, klingt das ähnlich: "Die Leidenschaft für meinen Sport ist einfach riesig, und Olympia war eben ein Ziel, das ich unbedingt erreichen wollte." Der Preis, den sie dafür zahlt, ist hoch.
Förster, eine gelernte Kinderpflegerin, will sich nach Olympia zur Industriekauffrau umschulen lassen - weil ihre Disziplin nicht mehr gefördert wird, hat sie nach acht Jahren auch ihre Stelle bei der Bundeswehr verloren, und "zu 80 Prozent" werde sie mit ihrem Sport aufhören.
Bouard will weitermachen. Zumindest so lange, wie sie es sich leisten kann.