IOC-Charta verwundert Athleten - Bach lädt "Rebellen" nach Lausanne

IOC-Charta verwundert Athleten - Bach lädt "Rebellen" nach Lausanne
Berlin (SID) - Die Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) hat mit Verwunderung auf die jüngsten Aktivitäten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) um eine "Charta der Athleten" reagiert. In der neuen Grundsatzerklärung sollen die Rechte und Aufgaben von Athleten für den internationalen Sport verankert werden.
"Ich wundere mich doch über den Zeitpunkt der Veröffentlichung. Kurz vor dem 1. Athletenforum der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA stellt das IOC seine ersten Ergebnisse vor", sagte Silke Kassner, 2. Vorsitzende der DOSB-Athletenkommission und von Athleten Deutschland.
Am Sonntag reist Kassner nach Calgary, um am dreitägigen Athletenforum der WADA teilzunehmen. Die WADA hatte schon im März 2017 eine Athleten-Charta ins Leben gerufen. Acht Monate danach startete auch das IOC eine solche Initiative. 200 Athletenvertreter aus der ganzen Welt haben dafür Fragen nach Bedürfnissen, Pflichten und Problemen beantwortet.
"Ich hätte mir gewünscht, dass es einen besseren Austausch zwischen diesen beiden Initiativen gibt", sagte Kassner. Zu den Kernpunkten der Erklärungen sollten nach Auffassung der deutschen Athleten der Schutz vor Doping oder vor sexualisierter Gewalt zählen, zudem müsse es auch um Fragen der Fürsorge bei der Dualen Karriere und bei der Nutzung von Rechten in der Vermarktung gehen.
In der neuen Charta des IOC sollen die Rechte und Aufgaben der Athleten erstmals verbindlich festgeschrieben werden. "Es geht darum, die Athleten zu stärken, ihre Stimmen besser zu hören und beste Bedingungen für sie während und nach der Sportkarriere zu schaffen", sagte Sarah Walker, erfolgreiche BMX-Fahrerin und Vorsitzende des zuständigen Steering Komitees.
Fast scheint es so, als sei in den letzten Monaten in den Verbänden ein Wettrennen um die Gunst der Athleten ausgebrochen. Diese drängen zu immer mehr Unabhängigkeit. Die deutschen Athleten hatten zuletzt eine 25-prozentige Beteiligung der Spitzensportler an den milliardenschweren Vermarktungs- und Übertragungserlösen des IOC gefordert.
IOC-Präsident Thomas Bach hat das Gefahrenpotenzial durch eine große Unabhängigkeit der Athleten von den Verbänden längst erkannt und lud die deutschen Rebellen zu einem Gespräch nach Lausanne ein. Das bestätigte das IOC am Freitag. Einen festen Termin dafür gibt es aber noch nicht.