Nach enttäuschender EM: Hockey-Bund setzt auf Leistungssportreform

Nach enttäuschender EM: Hockey-Bund setzt auf Leistungssportreform
Köln (SID) - Der Deutsche Hockey-Bund (DHB) sieht nach dem enttäuschenden Abschneiden bei den Europameisterschaften in Amsterdam noch keinen Anlass für Zukunftsängste - hat aber noch einmal die große Bedeutung einer stärkeren Förderung des Sports unterstrichen. Diese sei notwendig, "um auch künftig bei jedem großen Turnier um Medaillen kämpfen zu können", sagte DHB-Sportdirektor Heino Knuf dem SID.
"Wir finanzieren unseren Leistungssport zu 99 Prozent aus öffentlichen Mitteln und sind abhängig von der Leistungssportreform", sagte Knuf: "Erst wenn diese umgesetzt wird, können wir ähnlich professionelle Strukturen wie unsere größten Konkurrenten aufbauen. Wir wollen und müssen das Personal erhöhen, derzeit haben wir aber keine Planungssicherheit. Für die Olympischen Spiele in Tokio 2020 wird die Reform zu spät kommen, wenn sie erst 2019 greift."
Bei den Titelkämpfen in den Niederlanden hatten erstmals in der EM-Historie beide deutschen Teams Edelmetall verpasst. Die Männer von Bundestrainer Stefan Kermas unterlagen im kleinen Finale am Sonntag England mit 2:4 (1:2), schon am Samstag hatte das Frauen-Team von Coach Jamilon Mülders ebenfalls gegen England das Spiel um Platz drei mit 0:2 (0:1) verloren. Gastgeber Niederlande gewann beide Titel.
"Wir haben den kurzfristigen sportlichen Erfolg nicht erreicht, das ist enttäuschend", sagte Knuf: "Richtung der Weltmeisterschaften 2018 und Olympia in Tokio 2020 sehe ich aber ein gutes Potenzial. Wir werden uns entwickeln und werden weiter in der Weltspitze dabei sein." Den deutschen Frauen bescheinigte Knuf insgesamt eine "tolle Entwicklung", bei den Männern müsse sich das neue Team noch etwas finden, verfüge aber über viel Potenzial.
Es herrsche daher "überhaupt keine Alarmstimmung, es sind nicht irgendwelche Nationen vor uns gelandet. Die Niederlande, Belgien und Großbritannien verfügen allesamt über zentralisierte Systeme und können häufig gemeinsam trainieren."
Den letzten Funken Eingespieltheit vermisste auch der zweimalige Olympiasieger Moritz Fürste bei den deutschen Männern, die erst seit diesem Jahr von Kermas betreut werden. "Das Ergebnis ist mega-ärgerlich", sagte Fürste, der nach Rio 2016 zurückgetreten war: "Das Team ist noch nicht kompakt genug. An guten Tagen kann es England, Belgien oder sogar auch die Niederlande schlagen."
Bis zur Weltmeisterschaft im Dezember 2018 in Indien sei noch eine ganze Menge Zeit, die das Team allerdings auch brauche. "Ich schätze, dass es eineinhalb Jahre nötig hat, um richtig aufeinander eingestellt zu sein", sagte der Ex-Kapitän. In Bhubaneswar könnten u.a. in Florian Fuchs und Christopher Wesley weitere Leistungsträger die Mannschaft nach ihrer Pause verstärken.