Norge-Star Björgen jagt den Rekord "des Außerirdischen"

Norge-Star Björgen jagt den Rekord "des Außerirdischen"
Wenn die Mama nach den Sternen greift, hat der kleine Marius Besseres zu tun. Die tollen Spielsachen bei Oma und Opa in Bergen sind schließlich viel spannender als die Flimmerbilder aus dem fernen Pyeongchang, wo Norwegens Langlauf-Königin Marit Björgen weiter an ihrem Legendenstatus strickt: Mit drei weiteren Goldmedaillen würde die 37-Jährige in der ewigen Bestenliste der Winter-Olympioniken Platz eins übernehmen.
Ein Vorhaben, das der zweijährige Marius um ein Haar gefährdet hätte. "Ich habe mir bei ihm einen Erkältungsvirus eingefangen, der hat mich zuletzt in der Hochphase der Vorbereitung einige Tage gekostet", sagt Björgen: "Aber jetzt ist alles gut."
Anders als bei der WM im Vorjahr in Lahti, als sich Björgen mit vier Titeln aus der Babypause zurückmeldete, wird Sohnemann Marius in Südkorea nicht an der Loipe die Däumchen drücken. "Viele Emotionen und Tränen" habe es beim Abschied gegeben, erzählt Muskelpaket Björgen, die wohl stärkste Mutter des Wintersports.
Auf die Erfolgsaussichten des norwegischen Teams kann es sich nur positiv auswirken, dass die goldige Bazillenschleuder in großelterlicher Obhut bleibt. "Ich habe es auch nicht geschafft, mich von Marius fernzuhalten", sagt Björgens Staffelkollegin Ingvild Flugstad Östberg: "Marit hat mich zwar gewarnt, aber ich habe trotzdem mit ihm gespielt und gegessen. Schlau war das nicht - aber ich habe ein gutes Immunsystem."
Generalprobe einfach nur "schrecklich"
So kann sich also Björgens auf das Kerngeschäft konzentrieren, schon am Samstag im Skiathlon ist die sechsmalige Olympiasiegerin Favoritin - auch wenn die Generalprobe in Seefeld mit Platz fünf als Krankheitsfolge durchwachsen verlief. "Das hat sich schrecklich angefühlt, ich war einfach müde", sagt Björgen. Nationalcoach Roar Roar Hjelmeset ist aber nach den letzten Vorbereitungstagen überzeugt: "Trotz der verlorenen Trainingstage ist sie auf einem guten Weg."
Eine Einschätzung, die Norwegen durchatmen lässt. Von den vier Superstars der Loipe, welche dem Team Norge in der vergangenen Dekade das Gros der Erfolge bescherten, meldet sich damit wenigstens Björgen einsatzbereit. Ihre strahlende Kronprinzessin Therese Johaug brummt eine Dopingsperre ab, Rekordweltmeister Petter Northug hat sich wie Biathlon-Ikone Ole Einar Björndalen sportlich nicht qualifiziert.
Also muss es Björgen richten. "Es sind meine letzten Olympischen Spiele, da will ich meine Chancen nutzen", sagt sie und hat sogar Starts in allen sechs Entscheidungen auf dem Schirm: "Möglich wäre das zumindest. Aber Olympia ist lang, und ich möchte meine Kräfte da einsetzen, wo ich die besten Chancen habe."
Sogar Latynina in Reichweite
Mit zweimal Gold und einmal Silber in Pyeongchang würde Björgen mit Björndalen gleichziehen - Ihr Landsmann, der aufgrund seiner Erfolge häufig nur "der Außerirdische" genannt wird, ist der erfolgreichste Winter-Olympioniken der Historie. Mit viermal Gold wie bei der WM in Lahti überträfe sie die sowjetische Kunstturnerin Larissa Latynina und wäre die erfolgreichste Frau in der olympischen Geschichte überhaupt. Atemberaubende Sphären, aber für eine 18-malige Weltmeisterin mit 112 Weltcupsiegen scheint alles möglich.
Der kleine Marius wird einen neuerlichen olympischen Siegeszug der Mama eher pragmatisch bewerten: Diese goldenen Klimperdinger sind hervorragendes Spielzeug.