Ovtcharov im Achtelfinale - Drama um Mittelham

Ovtcharov trifft nun auf Frankreichs Top-Talent Felix Lebrun. Mittelham beweist Stärke und wird nicht belohnt.
Dimitrij Ovtcharov blieb cool und fieberte dem Stimmungsgipfel gegen Frankreichs Shootingstar entgegen, Nina Mittelham bezwang den Schmerz und schied dennoch aus. Die deutschen Tischtennis-Asse haben bei den Olympischen Spielen großes Kämpferherz und Stärke bewiesen und wurden dafür doch nur teilweise belohnt.
Ovtcharov wahrte die Chance auf seine dritte olympische Einzelmedaille. Der 35-Jährige aus Fulda gewann am Dienstagmorgen sein Zweitrundenduell mit dem Brasilianer Vitor Ishiy mit 4:1 und zog ins Achtelfinale ein. Dort trifft Ovtcharov auf den französischen Shootingstar Felix Lebrun. Der 17-Jährige ist die Nummer fünf der Weltrangliste.
Das Achtelfinale der Frauen verpasste Nina Mittelham (Berlin) auf dramatische Weise. Die 27-Jährige verlor ihr Zweitrundenmatch gegen die Nordkoreanerin Pyon Song Gyong 3:4. Dabei kämpfte sich die EM-Zweite mit Schmerzen durch ihr Match, fasste sich häufig an den unteren Rücken und wurde zwischen den Sätzen von Teamarzt Toni Kass auch mit Schmerzmitteln behandelt. Mittelham war die letzte Deutsche im Einzelturnier der Frauen.
Es gehe ihr "beschissen", sagte Mittelham hinterher: "Es ist sehr schwer zu verstehen, was da passiert ist. Ich habe super gespielt, mich super gefühlt. Dann hat es mega in meinen Rücken reingezogen. Ich kann gar nicht gerade stehen", sagte sie: "Ich hatte das Gefühl, dass, wenn nichts passiert wäre, ich das Spiel relativ klar gewinne." Eine MRT-Untersuchung soll Klarheit über Art und Schwere der Verletzung geben.
Ovtcharov war gegen Ishiy wie schon zum Auftakt gegen den Mexikaner Marcos Madrid (4:0) als Favorit ins Match gegangen. Dieser Rolle wurde er zumeist gerecht. Nach zwei souveränen Sätzen meisterte Ovtcharov die erste Druckphase Ishiys und sicherte sich den dritten Satz. Ovtcharov vergab im vierten Satz fünf Matchbälle und die Entscheidung, machte im Anschluss aber alles klar.
Dem Duell mit Lebrun blickt Ovtcharov mit Vorfreude entgegen. "Jetzt wird das Level nochmal ein ganz anderes. Hochachtung vor der Entwicklung, die er genommen hat. Die Halle wird beben, wie ich das auch noch nicht erlebt habe. Ich freue mich auf diese Erfahrung", sagte er.
Ovtcharov hatte 2012 in London und 2021 in Tokio jeweils Bronze gewonnen, mit der Mannschaft holte er vier weitere Olympiamedaillen - je zweimal Silber und Bronze. Ovtcharov ist der letzte Deutsche in der Einzelkonkurrenz der Männer. Europameister Dang Qiu war am Montag in der zweiten Runde gegen Kirill Gerassimenko (Kasachstan) ausgeschieden.
Der Teamwettbewerb beginnt in der zweiten Hälfte der Sommerspiele. Dort wollen Ovtcharov, Qiu und Altmeister Timo Boll um eine Medaille spielen. Seit 2008 haben die deutschen Tischtennisspieler immer mindestens einmal auf dem Olympia-Podest gestanden. Die Serie soll halten.