Zentrum für Safe Sport: DOSB stellt Positionspapier vor

Der DOSB hat die von Politik und Athletenvertretungen propagierte Gründung eines bundesweiten Zentrums für Safe Sport begrüßt.
Köln (SID) - Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat die von Politik und Athletenvertretungen propagierte Gründung eines bundesweiten Zentrums für Safe Sport begrüßt und als sinnvolle Maßnahme bewertet. Dies teilten der DOSB und die Deutsche Sportjugend (dsj) gemeinsam mit ihren Mitgliedsorganisationen am Mittwoch zum Abschluss des Dialogprozesses "Schutz vor Gewalt im Sport" mit.
Im vorgestellten Positionspapier ist zudem eine Absichtserklärung für einen Zukunftsplan "Safe Sport" verankert, die allerdings noch keinen konkreten Zeitplan enthält. Dieser soll "noch im Jahr 2022 erarbeitet" werden.
"Wir, der organisierte Sport, begrüßen ausdrücklich den im Koalitionsvertrag verankerten Aufbau eines Zentrums für Safe Sport. Das Zentrum kann und soll dabei helfen, Schutzlücken im Sport zu schließen sowie die bereits bestehenden Maßnahmen und Aktivitäten der Sportverbände und -vereine sinnvoll zu ergänzen und zu unterstützen", sagte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Torsten Burmester, der allerdings klarstellte: "Gleichzeitig sehen wir weiterhin die originäre Verantwortung zur Sicherstellung von Schutz vor Gewalt im Sport bei den Sportverbänden und -vereinen."
Laut Christina Gassner, Vorstand Jugendsport und Geschäftsführerin der dsj, sei "unser Ziel, alle Personen im Sport bestmöglich zu schützen, allen voran Kinder und Jugendliche. Gleichzeitig muss Betroffenen von interpersonaler Gewalt größtmögliche Unterstützung zur Verfügung stehen." Ein bundesweites Zentrum für Safe Sport entfalte seine "Wirkung für mehr Schutz im Sport, indem es die bestehenden Strukturen unterstützt, entlastet und stärkt. Dabei muss sowohl seine Unabhängigkeit gewährleistet sein als auch eine vollumfängliche und langfristige Finanzierung durch den Bund."
Die Vereinigung Athleten Deutschland, welche die Schaffung eines "Safe Sport"-Zentrums fordert, reagierte grundsätzlich positiv auf die DOSB-Erklärung. "Wir halten erfreut fest: Der organisierte Sport spricht sich knapp eineinhalb Jahre nach unserem Impuls klar für die Schaffung eines vom Sport unabhängigen Zentrums für Safe Sport aus. Diese Organisation kann den Kampf gegen Gewalt und Missbrauch substanziell stärken, bestehende Schutzlücken schließen und Systemdefizite perspektivisch auch auflösen", sagte Sprecher Maximilian Klein: "Das sind gute Neuigkeiten für alle Sportlerinnen und Sportler im Breiten- und Leistungssport."
Allerdings übte Athleten Deutschland auch Kritik. So bleibe beispielsweise in dem Papier "die Abgrenzung von Aufgaben im Bereich Prävention und Qualitätssicherung...im Ungefähren". Zudem forderte der Verein: "Ansprechpersonen im Sport sollten einen Fall bei vorliegenden Interessenkonflikten, bei Überforderung oder bei Überlastung abgeben müssen. Hierzu bedarf es klarer Kriterien."
Die Debatte über den Umgang des organisierten Sports mit Fällen von physischer, psychischer und sexualisierter Gewalt hatte nach schockierenden Veröffentlichungen im Ausland auch in Deutschland an Fahrt gewonnen. Der Deutsche Turner-Bund (DTB) und der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) mussten nach Missbrauchsvorwürfen gegen Trainer*innen reagieren. Auch eine wissenschaftliche Studie belegte den dringenden Handlungsbedarf.
Die Idee einer unabhängigen, dem Sport übergeordneten Instanz kommt aus dem Ausland. In Ländern wie den USA, Kanada, Australien oder auch in den Niederlanden gibt es inzwischen solche Anlaufstellen für Betroffene.