Deutschland scheitert gegen England: Noten und Einzelkritik
Die deutsche Nationalmannschaft tritt bei der Europameisterschaft die Heimreise an. Im ehrwürdigen Wembley-Stadion unterlag Joachim Löws Auswahl England mit 0:2. Alle Akteure in der Einzelkritik:
England - TOR: Jordan Pickford - Note: 2,0
Konnte sich gegen Insigne (57.) und Chiesa (62.) mit starken Taten auszeichnen. Parierte vor dem Ausgleich den ersten Abschluss, war beim Nachschuss aber machtlos. Hielt seine Mannschaft in der Verlängerung mit einer kuriosen Parade im Spiel (104.). Im Elfmeterschießen mit einer starken Tat gegen Belotti.
Kyle Walker (bis 120.) - Note: 4,5
Musste auf der rechten Seite in etliche temporeiche Duelle mit Insigne. Stellte die Mitte in diesen Szenen konsequent zu, wirkte dadurch aber teilweise unnötig passiv. Gewann so nur einen seiner fünf Zweikämpfe.
John Stones - Note: 3,0
Griff auf der Position des zentraler Innenverteidiger vergleichsweise selten ins Spiel ein. Bewies bei Kopfbällen und den Steilpässen der Squadra Azzurra lange ein feines Gespür. War beim Gegentreffer aber Teil der Fehlerkette.
Harry Maguire - Note: 2,5
Leistete sich zu Beginn einige kleinere Nervositäten. Zeigte in der Folge über weite Strecken eine beeindruckende Konsequenz in seinen Zweikämpfen und war gerade in der Luft bärenstark. Wurde in der englischen Schwächephase aber ebenfalls anfälliger und agierte vor dem Gegentor unglücklich.
MITTELFELD: Kieran Trippier - Note: 3,0
Sorgte mit seinen Standardvarianten für die ersten guten Szenen seiner Mannschaft und brachte England so ins Spiel. Wurde mit der Zeit auch abseits des ruhenden Balls besser. Bekam die ausbaufähige Passquote aber nie in den Griff.
MITTELFELD: Kalvin Philipps - Note: 5,0
Zeigte sich in den ersten Minuten sichtlich beeindruckt und brauchte etwas bis zu seiner ersten gelungenen Aktion. War danach zwar bemüht, lief aber viel hinterher. Defensiv häufig einen Schritt zu spät, im Vorwärtsgang blass.
Declan Rice (bis 74.) - Note: 2,5
Übernahm auf der Sechs eine wichtige Rolle als Abräumer und schloss mit seiner Dynamik viele Lücken. Fand auch im Offensivspiel phasenweise sehr effektive Lösungen, auch wenn er wiederholt den optimalen Moment zum Abspielen verpasste. Später ausgepumpt ausgewechselt.
Jordan Henderson (ab 87.) - ohne Bewertung
Kam für die letzten Minuten, um mit seiner Erfahrung das Zentrum zu stabilisieren.
Luke Shaw - Note: 3,0
Beteiligte sich auf der linken Seite engagiert an den Angriffen. Scheute dabei kein Risiko und stieß regelmäßig in die letzte Reihe vor. Besorgte von dort die frühe Führung (2.). Leistete sich defensiv derweil kleinere Anfälligkeiten.
ANGRIFF: Bukayo Saka (bis 69.) - Note: 4,5
Rückte in den Dreiersturm, um über die rechte Seite Tempo zu machen. Stand trotz vereinzelt gelungener Aktionen im Schatten von Sterling. Bekam nur selten die letzte Konsequenz in seine Aktionen. Erst ohne ihn stellte England die Weichen zum Sieg.
Jack Grealish (ab 69.) - Note: 1,5
Kam als langsamere aber spielstärkere Option für den jungen Saka und brachte tatsächlich noch den Sieg. Bot sich auf der linken Seite häufig an und spielte vor dem 1:0 den vorletzten Pass (75.). Bereitete das 2:0 dann mit einer feinen Flanke selbst vor (86.). Fast perfekter Joker-Einsatz.
Raheem Sterling - Note: 4,0
Startete nicht so furios in die Partie wie noch gegen Dänemark. Hielt sich mit seinen Einzelaktionen etwas bedeckt.. Nahm es wiederholt mit einem Gegenspieler zu viel auf und hob in seinen Zweikämpfen einmal mehr zu leicht ab.
ANGRIFF: Harry Kane - Note: 3,5
Zog im Zentrum die Fäden und leitete mit guten Ideen etliche Angriffe seiner Mannschaft ein. War am Führungstreffer entscheidend beteiligt. Arbeitete in der Folge uneigennützig in der Defensive mit. Baute wie die meisten Teamkollegen aber in der zweiten Halbzeit ab. War zudem kaum torgefährlich.
TOR: Manuel Neuer - Note: 2,5
Durfte vor der Pause endlich seine Qualitäten einbringen. Zeigte gegen Sterling eine sehenswerte Flugparade (16.), war auch gegen Maguire zur Stelle (16.). Mit dem Ball am Fuß mit gewöhnlich starken Szenen. Bei beiden Gegentreffern machtlos.
ABWEHR: Matthias Ginter (bis 85.) - Note: 4,5
Wirkte in der Anfangsphase aufmerksam und antizipierte die Ideen der Engländer ausgesprochen gut. Sah in der Folge gegen Sterling aber wiederholt nicht gut aus. Musste volles Risiko gehen, um Durchbrüche zu verhindern. Gerade nach der Gelben Karten mit einigen Zittermomenten. Beide Gegentore fielen schließlich über seine Abwehrseite.
Emre Can (ab 85.) - ohne Bewertung
Übernahm kurz vor dem Ende eine Position im Mittelfeld. Die Zeit reichte nicht für echte Impulse.
Mats Hummels - Note: 2,5
Startete sehr wach in die Partie und traf auf der letzten Linie mit hoher Verlässlichkeit die richtigen Entscheidungen. Gewann zudem den Großteil seiner Duelle und verhinderte mit einer sensationellen Grätsche gegen Kane einen sicheren Treffer (45.). War vor dem 0:1 aber nicht optimal positioniert.
Antonio Rüdiger - Note: 4,5
Ging mitunter plump in seine direkten Duelle. Wurde deshalb etliche Male bezwungen oder er verursachte Freistöße. Ließ sich vor dem 0:1 viel zu leicht von der Position ziehen und agierte in der Folge kopflos. Bei seinen Ausflügen in die Offensive ebenfalls ohne Glück.
MITTELFELD: Joshua Kimmich - Note: 3,5
Kam über die rechte Seite zu einigen guten Flankensituationen. Traf nicht immer die richtigen Entscheidungen am Ball, brachte aber punktuell viel Gefahr. Spielte insgesamt aber unter seinen Möglichkeiten und leistete sich defensiv kleinere Wackler.
Robin Gosens (bis 85.) - Note: 3,5
Wurde offensiv kaum einmal in guten Feldpositionen eingebunden. Stellte sich aber in den Dienst der Mannschaft und arbeitete viel mit nach hinten. Wurde erst nach der Pause giftiger im Spiel nach vorne und verpasste nach der Pause wiederholt Hereingaben nur knapp. Von der Gala-Form gegen Portugal aber weit entfernt.
Leroy Sané (ab 85.) - ohne Bewertung
Sollte ein letztes Aufbäumen einleiten. Der Plan ging aber nicht auf, von der DFB-Elf kam nicht mehr viel.
Toni Kroos - Note: 4,0
Präsentierte sich gegen den Ball abermals enorm griffig und sorgte regelmäßig für wichtige Ballgewinne. Kam allerdings nicht ganz an seine üblichen Passwerte heran (86 Prozent), gerade gegen das hohe Pressing verpasste er es zudem streckenweise, das Spiel in klare Bahnen zu lenken.
Leon Goretzka - Note: 3,5
Brachte mit seinen Laufwegen in die Spitze punktuell mehr Dynamik in die deutsche Mannschaft und wirkte gerade in den ersten Minuten unglaublich motiviert. Konnte an die gute Anfangsphase aber nicht wirklich anknüpfen. Warf alles rein, hatte das Spielglück aber nicht auf seiner Seite.
ANGRIFF: Kai Havertz - Note: 2,5
Hatte einen großen Aktionsradius und zeigte tolle Laufbereitschaft. Bot auch im letzten Drittel regelmäßig richtig gute Einfälle an, auch wenn nicht jeder seiner Ideen aufging. Hatte mit seinem Volley-Schuss eine der besten deutschen Chancen (49.). Auch sonst offensiv der Engagierteste.
Thomas Müller (bis 90.) - Note: 5,0
War mit seiner unvorhersehbaren Spielweise für die Engländer schwer zu greifen. Riss sich immer wieder los und leitete mehrfach Möglichkeiten ein. In den schwächeren Phasen der deutschen Mannschaft kam von ihm aber zu wenig. Vergab die Hundertprozentige auf den möglichen Ausgleich (81.) kläglich.
Jamal Musiala (ab 90.) - ohne Bewertung
Ersetzte Müller in der Nachspielzeit. Seine Einwechslung war mehr ein Signal an die Zukunft als ein Versuch, das Spiel noch zu drehen.
Timo Werner (bis 69.) - Note: 5,0
Hatte Möglichkeiten zum Durchstarten, verarbeitete dann die Bälle aber oftmals nicht optimal. Kam dennoch zu einer Top-Chance, verpasste gegen Pickford aber einen platzierten Abschluss (33.). Deshalb unter dem Strich ein unglücklicher Auftritt.
Serge Gnabry (ab 69.) - Note: 5,0
Übernahm für Werner und rückte wie schon in den Gruppenspielen in die Sturmspitze. Deutete aber in der Schlussphase nur noch wenige Ideen an. Gerade nach dem Rückstand setzte er kaum etwas entgegen. Leitete stattdessen mit seinem Ballverlust das 0:2 ein (85.), auch wenn der Pass von Hummels riskant gespielt war.
