Wasser sparen? Lanz bekommt erschreckende Antwort

Talkshow am Abend: TV-Moderator Markus Lanz bespricht seit 2008 in seiner Runde aktuelle Themen. Hier verraten wir Ihnen alles Wichtige zur Sendung.
Diese Gäste waren bei Markus Lanz
Am Donnerstag, 16. Juni, 23.15 Uhr, waren folgende Gäste eingeladen:
- SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert
- "Welt"-Politikexpertin Hannah Bethke
- Hydrologe Dietrich Borchardt
- Fotojournalist Daniel Etter
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Die Debatten rund um das Heizungsgesetz dominierten in den vergangenen Monaten die Medien und das politische Geschehen in Deutschland. Bei "Markus Lanz" verteidigte SPD-Politiker Kevin Kühnert am Donnerstagabend die zurückhaltende Rolle von Bundeskanzler Olaf Scholz - auch wenn er gleichzeitig gravierende Fehler in der Kommunikation des neuen Gebäudeenergiegesetzes einräumen musste.
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Im Gespräch mit Lanz machte zunächst Fotojournalist Daniel Etter seinem Ärger Luft, als er über den im Wahlkampf so apostrophierten "Klima-Kanzler" Olaf Scholz sagte: "Ich fühle mich auf Deutsch gesagt verarscht." In den Augen des Journalisten sei der Bundeskanzler in Klimafragen auffällig still und biete nur wenig Anreize oder Lösungsideen.
Kevin Kühnert verteidigt den Kanzler gegen Markus Lanz' scharfe Kritik
Dem konnte "Welt"-Politikexpertin Hannah Bethke jedoch nur bedingt zustimmen. Sie stellte klar: "Ich würde schon ein bisschen dem Eindruck widersprechen, dass in Deutschland gar nichts für den Klimaschutz getan wird. Das stimmt einfach nicht!" Wenn es um das Heizungsgesetz gehe, sehe sie jedoch "große politische Versäumnisse in der Vermittlung": "Da sind so viele Fehler passiert in diesem Gesetz." Besonders der wochenlange "öffentliche Streit der Koalition" sei ihr bis heute "schleierhaft".
SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert kommentierte trocken: "Das war jetzt nicht ruhmreich die letzten Wochen. Und da braucht mich jetzt auch keiner zu belehren, (...) dass die Kommunikation schlecht war." Kühnert weiter: "Ich hätte uns allen auch gerne manches erspart."
Lanz hingegen hatte sich offenbar vorgenommen, Olaf Scholz und dessen unklare Position im Streit um das Heizungsgesetz zu kritisieren. "Das ist das Gegenteil von politischer Führung, was wir da erlebt haben", bemerkte der ZDF-Moderator scharf. Er warf dem Kanzler unter anderem vor, sich mit Blick auf die Gunst in Wählerumfragen im Hintergrund gehalten zu haben. Ein Kritikpunkt, den sein Generalsekretär nicht gelten lassen wollte. Kühnert stellte sich entschieden hinter den Bundeskanzler und sagte: "Wenn es stimmen würde, dass da nicht geführt wird, dann hätten wir jetzt kein Ergebnis am Ende gehabt."
"Uns fehlen in einzelnen Regionen anderthalb Jahre Niederschlag"
Während sich Kevin Kühnert bei "Markus Lanz" grundsätzlich optimistisch gab, was die Wärmewende anbelangt, sprach Hydrologe Dietrich Borchardt in der Talkrunde über die zunehmenden Wetterkatastrophen und ihre Folgen für die Menschheit. "Diese Dürre, mit der wir es jetzt zu tun haben, ist ja eine, die schon mindestens seit 2017 da ist", ordnete der Experte die aktuelle Extremwetterlage ein.
Er warnte davor, dass Phänomene wie die aktuelle Dürre-Periode in 40 bis 50 Jahren "unsere Normaljahre" sein könnten. Der Forscher: "Uns fehlen in einzelnen Regionen anderthalb Jahre Niederschlag." Dieser Zustand und die daraus resultierenden Defizite in der Grundwasser-Neubildung haben laut Borchardt auch direkte Folgen auf unsere Trinkwasserversorgung.
"Wo müssen wir Wasser sparen?", wollte Markus Lanz vom Umweltforscher wissen. Der erklärte, dass in Deutschland pro Kopf aktuell rund 125 Liter am Tag verbraucht würden und schlussfolgerte: "Es fängt damit an, dass tatsächlich den meisten Bundesbürgern unbekannt ist, wie viel Wasser sie eigentlich überhaupt verbrauchen."
Markus Lanz erschrocken: "Es geht quasi um Essen oder Trinken?"
Der Hydrologe merkte an, dass zudem die Nahrungssicherheit eng mit Wasser verknüpft sei und das Wasser für die landwirtschaftliche Nutzung immer knapper werde. Er warnte: "Wenn wir beim Grundwasser sind, sind wir bei der Nutzungskonkurrenz zum Trinkwasser." Lanz fragte sichtlich erschrocken: "Es geht quasi um Essen oder Trinken?" Borchardt antwortete prompt: "Das ist die Herausforderung der Zukunft."
In dem Zusammenhang fragte Lanz den Hydrologen nach dessen Meinung zum Kommentar von Tesla-Chef Elon Musk, der vor rund zwei Jahren beim Besuch seiner entstehenden Fabrik in Grünheide auf den Wassermangel angesprochen sagte: "Diese Region hat so viel Wasser. Sehen Sie sich um!" Die Gemeinde im Landkreis Oder-Spree ist in der Tat umgeben von Seen. Gegen die Errichtung der Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg gab es dennoch Proteste von Umweltschützern, unter anderem wegen des zu erwartenden Wasserverbrauchs.
Musks damalige Aussage kritisierte Dietrich Borchardt scharf: "Ich sage das jetzt ganz drastisch: Das ist ignorant." Der Wissenschaftler warnte mit Blick auf die USA: "Wir sollten nicht von dem Wasserumgang in Kalifornien lernen und das als Vorbild für das nehmen, wie wir hier mit dem Wasser umgehen." Die Wasserkrise im amerikanischen Westküstenstaat sei laut dem Experten "um einiges schärfer" als in Deutschland. Abschließend hielt der Professor für Umweltforschung fest, dass wir "damit zu rechnen" hätten, dass in Zukunft "tatsächlich aufgrund der Temperatur bestimmte Teile der Erde für Menschen nicht mehr bewohnbar" seien.
"Markus Lanz": Quoten, Tage, Zeiten
Seit 2008 läuft die Sendung, die zunächst durchaus auch auf unterhaltende Themen setzte, sich aber gerade in Corona-Zeiten als rein politische und gesellschaftspolitische Diskussion etablierte. Dazu kommt: Die Presse berichtet fleißig über die Aussagen, die im TV-Studio von Hamburg-Altona getroffen werden, was auch im Nachhinein Schlagzeilen bringt. Die Folge: Die durchschnittliche Reichweite des Formats stieg in den Jahren stetig an. Im Schnitt 1,77 Millionen Menschen verfolgten 2020 Markus Lanz am späten Abend, über 400.000 mehr als zu Beginn seines Engagements.
In Ermangelung einer echten regelmäßigen Late-Night-Show im deutschen Fernsehen ist es nun Markus Lanz, der die Zuschauerinnen und Zuschauer Abend für Abend ins Bett bringt. Jedenfalls an drei von sieben Tagen. Mit seiner Art, durch den ZDF-Talk am späten Abend zu führen, polarisiert der gebürtige Südtiroler dabei durchaus. Er versteht sich nicht als Fragesteller, sondern lässt zu den meisten relevanten Themen auch seine eigene Haltung mal unterschwellig, mal sehr deutlich durchscheinen.
"Markus Lanz" läuft am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. Der Beginn der Sendung schwankt zwischen 22.15 und 0 Uhr. In der Regel wird die Sendung am gleichen Tag einige Stunden vor der Ausstrahlung aufgezeichnet.