Das bedeutet der Brexit für britische Musiker

Am kommenden Donnerstag steht Großbritannien vor einer wegweisenden Entscheidung. Ein mögliches Nein zu Europa, hätte nicht nur wirtschaftliche und politische Folgen, sondern auch kulturelle. Britische Musiker sehen sogar ihre Lebensgrundlage gefährdet.
Zwei Tage vor dem wegweisenden Referendum wird viel darüber diskutiert, was der sogenannte Brexit für Großbritannien eigentlich bedeutet. Politisch, wirtschaftlich, aber auch kulturell würde sich einiges ändern. Gerade unter Musikern macht sich große Besorgnis breit, denn ein Austritt aus der EU könnte weitreichende Folgen für Kunstschaffende haben. Einige sehen sogar ihre Lebensgrundlage bedroht.
Sehen Sie das offizielle Video zu "The Lord is out of Control" von Mogwai auf Clipfish
Der kulturelle Aspekt ist auch Thema des offenen Briefs, der von 282 Stars aus der britischen Film-, Kunst- und Musikszene unterzeichnet wurde. Sie alle machen sich für einen Verbleib Großbritanniens in Europa stark. Unter den Unterzeichnern finden sich neben Bono von U2 und Nick Mason von Pink Floyd auch Indie-Bands wie die Editors, Franz Ferdinand oder die Elektro-Durchstarter Rudimental.
Zündelnder Kulturminister und verärgerte Musiker
Ausgerechnet der konservative Kulturminister und Brexit-Befürworter John Whittingdale (56) feuerte die Diskussion schließlich zusätzlich an, als er verkündete: "Britpop erobert die Welt. Das hat aber nichts mit der EU zu tun oder unserem Verbleiben in ihr". Eine Aussage, die für großen Unmut unter Musiker sorgte. Stuart Braithwaite (40), Gitarrist und Hauptsongwriter der schottischen Postrock-Größe Mogwai, twitterte beispielsweise verärgert: "Whittingdale ist ein verfluchter Idiot oder/und ein schamloser Lügner."
Warum es zu dieser harschen Reaktion kam, lässt sich leicht erklären, wenn man einen kurzen Blick auf die Konsequenzen des Brexits für die britische Musikindustrie wirft. Zum einen würde das Touren durch Europa deutlich erschwert und kostspieliger werden, falls die Künstler eine Arbeitsgenehmigung beantragen müssten. In Zeiten, in denen viele Musiker das meiste Geld über Konzerte und den Erlös aus Fanartikeln einnehmen, ein herber Schlag.
Tausende Jobs sind bedroht
Hinzu kommt, dass britische Plattenlabels durch EU-Importzölle auf ihre Tonträger mit erheblichen Umsatzeinbußen rechnen müssten. Laut dem Verband der britischen Musikindustrie "British Phonographic Industry (BPI)" seien britische Künstler für über 17 Prozent der Verkäufe in den sechs größten Märkten nach UK (Deutschland, Frankreich, Schweden, Italien, Spanien und die Niederlande) verantwortlich. Somit wäre ein Brexit unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten eine Katastrophe und würde die Lebensgrundlage tausender Angestellter bedrohen.
Da mutet es durchaus ironisch an, dass die Abstimmung nur ein Tag nach der Eröffnung des berühmten Glastonbury-Festivals stattfindet. Einem der größten Musik- und Kunst-Events Europas mit beinahe 200.000 Besuchern. Zumindest haben die Veranstalter ihren Besuchern geraten per Briefwahl teilzunehmen, da sie, trotz derartiger Bemühungen, keine Wahlkabinen aufstellen könnten.