"How to survive Kreisliga": Für die wahren Helden des Fußballs

Es gibt Bücher, auf die die Welt gewartet hat. Dazu gehört "How to survive Kreisliga" sicher nicht. Was jedoch kein Manko darstellt, denn diese Absicht hatten die Autoren des Werkes sicher nicht. Eher, den Leser zu unterhalten. Gelingt das?
Fußball ist nicht nur Champions League, Nationalelf und Bundesliga. Sondern auch und vor allem Amateurfußball - mit der Krönung Kreisliga. In keinem Land der Welt gibt es ein so umfassendes Ligensystem wie in Deutschland, in keinem ist der Mythos um die unterste Spielklasse so groß. Und vorweggenommen: zurecht.
Mit "How to survive Kreisliga" wollen Max Fritzsching und Michael Strohmaier dem interessierten Leser einen humoristischen Ratgeber an und in die Hand geben. Doch das ist nur der Aufmacher. Denn eigentlich handelt es sich um eine Anekdotensammlung - über den ehrlichsten Fußball den es gibt. Oder besser, über das Drumherum, dem geselligen Biertrinken. Im Jargon des Buches ausgedrückt: "Eine elegantere Beschönigung für Alkoholmissbrauch wirst du [...] nicht mehr finden."
"Wegflexen"
Schön sind Sätze wie: "Fußballerische Fähigkeiten sind in der Kreisliga möglich, aber nicht nötig." Nicht nur, weil das jetzt lustig klingen mag, sondern weil es deutlich macht, dass Sport ein Gemeinschaftserlebnis ist. Und in den unteren Ligen zählen eben nicht nur Leistung, sondern auch Team- und Sportsgeist, das Ehrenamt und einfach der Spaß daran, dem Ball hinterherzujagen.
Die Einteilung der Kapitel wirkt hingegen nicht immer schlüssig, zudem sind manche Bereiche zu kurz angerissen, andere hingegen zu ausführlich erzählt. Bestimmte Themen doppeln sich. Dafür passt die Sprache zum Thema. "Wegflexen" für umhauen beziehungsweise foulen, das sitzt. Und wer noch nicht weiß, was "hoch und weit bringt Sicherheit" bedeutet, der findet hier die Erklärung.
Witzig ist das Buch immer dann, wenn man sich selbst erkennt - dem fußballspielenden Leser also der Spiegel vorgehalten wird. Natürlich arbeiten die Autoren mit Übertreibungen, schließlich soll der Leser unterhalten werden. Aber nicht vergessen: Beim Bier hört der Spaß auf - oder fängt erst richtig an.
Wo war der Lektor?
Ein gründlicherer Lektor wäre allerdings sicher nicht schlecht gewesen. Dieser hätte einige Druck- und Layoutfehler oder sprachlichen Macken - "okaye Bälle" - verhindern können. Die Sprache rumpelt zum Teil doch gewaltig. Doch irgendwie passt das auch zum Thema des Buches: Wenn etwas weit entfernt ist von Perfektion, dann der Fußball in der Kreisliga. Und gerade das macht ja auch den Charme aus.
Die Höhepunkte sind aber die herrlichen Geschichten, die zunächst ziemlich abstrus daherkommen, aber dennoch der Wahrheit entsprechen. Jeder Amateur-Kicker hat ähnliche Anekdoten in seinem eigenen Fundus an Erzählungen und erfreut sich gerade deswegen am Lesen solcher Bolzplatz-Geschichten. Das Buch hat im Übrigen eine klar männliche Zielgruppe. Denn "dort [beim Fußball, Anm. d. Red.] wird Emanzipation noch weniger geduldet als alkoholfreies Bier."
Fazit: "How to survive Kreisliga" ist kein Muss-man-haben-Buch, aber sicher auch kein Fehleinkauf. Kurzweilig verfasst, ideal für den Pendler oder als Toiletten-Lektüre. Nur eine Voraussetzung gibt es: Mit Fußball sollte der Leser etwas am Hut haben. Sonst sind bestimmte Witze, Textabschnitte oder Anspielungen eher schwer verständlich. In diesem Sinne: Prost! Aber nicht zu viel trinken, denn sonst könnte es sein, dass Sie einen "Obligatorischen" an den Spielfeldrand setzen müssen...