Oscar Pistorius ist sich sicher: Reeva würde seine Freiheit wollen

In seinem ersten TV-Interview seit dem Tod seiner Freundin Reeva Steenkamp hat Oscar Pistorius viele Tränen vergossen. Er rekapitulierte die Geschehnisse der Tatnacht und betonte wie bereits vor Gericht, dass er Steenkamp nicht böswillig getötet habe.
Im Februar 2013 hat der ehemalige Paralympics-Star Oscar Pistorius (29) seine damalige 29-jährige Freundin Reeva Steenkamp getötet. Er hat sie durch die geschlossene Toilettentür erschossen. Das erste Urteil wegen fahrlässiger Tötung wurde nach einem Berufungsverfahren der Staatsanwaltschaft in Mord umgewandelt. Nun drohen ihm mindestens 15 Jahre Haft. In seinem ersten TV-Interview seit der Tatnacht erzählte er unter Tränen seine Sicht der Dinge. Pistorius betonte wie bereits vor Gericht, dass er Steenkamp nicht absichtlich getötet habe, wie unter anderem der britische "The Guardian" berichtet.
"Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich nicht das Recht habe, weiter zu leben, da ich das Leben einer anderen genommen habe", so der 29-Jährige. Vor allem sei es schwierig, mit der Mordanklage klarzukommen. Er wolle nicht zurück ins Gefängnis und sein Leben dort verschwenden. Wenn es die Möglichkeit auf Erlösung gebe, würde er wie schon in der Vergangenheit lieber benachteiligten Menschen helfen. Außerdem ist er sich sicher: "Ich würde gerne glauben, dass, wenn Reeva auf mich herabsehen könnte, sie auch möchte, dass ich dieses Leben lebe."
Das passierte in der Tatnacht
Dann erzählte Pistorius aus seiner Sicht, was in der Tatnacht passiert ist. Er sei gegen 18 Uhr nach Hause gekommen. Reeva sei bester Laune gewesen und habe ein romantisches Abendessen vorbereitet. Danach legten sie sich ins Bett, um zu reden. Davor habe er seine Waffe auf die linke Seite des Bettes gelegt. Er nahm seine Prothesen ab und schlief ein. Um 3 Uhr nachts sei er aufgewacht. Er hörte angeblich seltsame Geräusche aus dem Badezimmer, als würde jemand das Fenster bearbeiten. Pistorius bekam seinen eigenen Worten zufolge Panik - er habe gedacht, jemand würde einbrechen, sagte er. Der Leichtathlet ging davon aus, dass seine Freundin im Zimmer sei und sprach mit ihr: Sie solle sich auf den Boden legen und die Polizei verständigen.
Es sei stockdunkel gewesen, so Pistorius. Er näherte sich demnach dem Badezimmer mit der Waffe in der Hand. Dann habe er ein Geräusch gehört, das so klang, als würde die Toilettentür geöffnet werden. Ehe er wusste, was geschah, erzählt der Sportler in dem Interview, habe er vier Schüsse abgefeuert. Als er feststellte, dass Steenkamp weder im Bett, noch auf dem Boden oder hinter den Vorhängen war, sei er "zutiefst erschrocken". Daraufhin sei er ins Badezimmer und habe die Toilettentür mit einem Cricket-Schläger aufgebrochen. Steenkamp sei tot über der Toilette gelegen. "Überall war Blut, so viel Blut", erinnert sich Pistorius. Er habe sie auf den Badezimmerboden gelegt und versucht, sie wiederzubeleben. Doch ohne Erfolg.
Er blicke stets zurück und frage sich: "Wie konnte das nur passieren?" Der 29-Jährige verstehe den Schmerz ihrer Hinterbliebenen. Er fühle genau das gleiche. Noch heute könne er das Blut riechen und die Wärme, die er spürte, als es über seine Haut lief. Am 6. Juli wird über sein Strafmaß entschieden.