Quentin Tarantino: Die Lieblinge des Kult-Regisseurs
Quentin Tarantino hat ein besonderes Gespür für Rollenbesetzung. Das wird auch klar, wenn man das neue Buch "Quentin Tarantino Unchained: Die blutige Wahrheit" liest. Einige Stars verdanken ihm ihre Karriere.
Bis zum 28. Januar müssen sich die deutschen Fans von Kult-Regisseur Quentin Tarantino (52) noch gedulden, dann kommt sein neuer Streifen "The Hateful Eight" ins Kino. Wer die Zeit bis dahin nutzen will, um mehr über die Werke und das Leben des Ausnahme-Filmemachers zu erfahren, kann das jetzt mit dem Buch "Quentin Tarantino Unchained: Die blutige Wahrheit" (Riva, 200 Seiten, 16,99 Euro) tun.
Einen Trailer zum neuen Tarantino-Streifen "The Hateful Eight" sehen Sie auf Clipfish
Entlang der Filme Tarantinos erzählt Autor Michael Scholten darin, wie Tarantino vom Schulabbrecher, der in einer Videothek jobbte, zum Jury-Liebling der großen Filmfestivals wurde. Und er berichtet natürlich über die besonderen Beziehungen zwischen dem Regisseur und seinen Schauspielern...
"Reservoir Dogs"
Für Tarantinos ersten Kinofilm über einen missglückten Raubüberfall war Harvey Keitel (76) der wichtigste Mann: "Wenn es ihm gelingen würde, diesen Schauspieler als Star von Reservoir Dogs zu verpflichten, dann hätten sie ein prominentes Zugpferd und dadurch automatisch die üblichen 1,5 Millionen Dollar sicher, die Heimvideofirmen für Filme mit einem Star wie Harvey Keitel damals zahlten", schreibt Scholten. Und der Filmstar erkannte das Talent des Regie-Neulings. Am Ende wurde "Reservoir Dogs" (1992) kein großer kommerzieller Erfolg, schnell aber zum Kultstreifen. Die Sängerin Pink benannte sich nach Steve Buscemis Filmfigur Mr. Pink, in Deutschland gab Til Schweiger, angelehnt an die von Tarantino im Film verkörperte Figur, seiner Produktionsfirma den Namen Mr. Brown Entertainment, heißt es in dem Buch weiter.
"Pulp Fiction"
Zum großen Durchbruch verhalf Tarantino schließlich "Pulp Fiction" (1994). Wieder dabei: Harvey Keitel. Aber noch viel wichtiger: Tarantino setzte John Travolta (61) in der Hauptrolle durch, obwohl dessen Zeit vorbei schien und sowohl "Oscar-Preisträger Daniel Day-Lewis (58) als auch Bruce Willis (60) an der Rolle des Vincent Vega interessiert waren", berichtet Scholten. Am Ende hatte der Regisseur das richtige Gespür, Willis bekam eine andere Rolle in dem Film. Genau wie andere Schauspieler, die noch häufiger in Tarantino-Werken auftauchen: Samuel L. Jackson (66), Uma Thurman (45) oder Tim Roth (54). "Pulp Fiction" wurde für sieben Oscars nominiert - darunter in der Kategorie "Bester Film" - und gewann in der Kategorie "Bestes Originaldrehbuch".
"Jackie Brown"
Für "Jackie Brown" (1997) holte Tarantino ebenfalls einen Star zurück, der eigentlich weg vom Fenster schien: Pam Grier (66). Scholten schreibt in seinem Buch: "In Hollywood und in Tarantinos näherem Umfeld schüttelten viele ungläubig den Kopf, als bekannt wurde, dass Pam Grier die Hauptrolle in Tarantinos erstem Film seit 'Pulp Fiction' spielen sollte." Neben Grier holte Tarantino Samuel L. Jackson zurück und engagierte Stars wie Bridget Fonda (51), Michael Keaton (64) oder Robert De Niro (72).
"Kill Bill"
Auch bei "Kill Bill" (2003/2004), seinem zweiteiligen Rache-Epos, zeigte sich laut Scholten wieder, wie wichtig für Tarantino seine persönlichen Stars vor der Kamera sind. Als Uma Thurman die geplanten Dreharbeiten wegen ihrer Schwangerschaft nicht in Angriff nehmen konnte, habe der Regisseur eine Woche lang mit sich gerungen, ob er die Rolle umbesetzen sollte, aber keine andere Schauspielerin hätte zu der Figur gepasst, heißt es in dem Buch. Und Thurman dankte ihm das auch: "Der Film ist meine Wiedergeburt als Schauspielerin", zitiert sie Scholten aus einem Interview. "Ich war in einem anderen Leben festgewachsen. Quentin holte mich da raus. Ich bin ein anderer Mensch geworden."
"Inglourious Basterds"
Nach "Death Proof" (2007) folgte dann schließlich ein weiterer großer Erfolg: "Inglourious Basterds" (2009). Darin sind neben Brad Pitt (51) nicht nur eine Menge deutscher Stars wie Daniel Brühl (37) und Til Schweiger (51) zu sehen - es war auch der Beginn des erfolgreichen Duos Tarantino-Christoph Waltz (59). Nur wenige Wochen vor dem geplanten Drehstart hatte der Regisseur noch immer keinen geeigneten Schauspieler für die Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa gefunden, berichtet Scholten. Und das, obwohl sogar Leonardo DiCaprio (41) Interesse angemeldet hatte. Tarantino aber habe die Rolle für die beste, die er je geschrieben hatte, gehalten und wollte sie perfekt besetzen. Erst als Waltz zum Casting kam, war Tarantino zufrieden: "Christoph Waltz gab mir meinen Film zurück."
"Django Unchained"
Der Ausgang ist bekannt: Waltz heimste unter anderem den Oscar als bester Nebendarsteller ein und die beiden setzten ihre Zusammenarbeit auch in "Django Unchained" (2012) fort. Christoph Waltz erhielt für seine Rolle des Dr. King Schultz erneut den Oscar als bester Nebendarsteller und Tarantino wurde für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet. In dem Film sind zudem Leonardo DiCaprio zu sehen und Jamie Foxx (47) in der Hauptrolle, für die der Regisseur eigentlich Will Smith (47) wollte. Der lehnte aber ab. Im kommenden Tarantino-Streifen "The Hateful Eight" wird Waltz, der gerade mit dem neuen Bond "Spectre" für Aufsehen sorgte, nicht zu sehen sein - dafür ist Samuel L. Jackson wieder mit von der Partie.