Schwere Vorwürfe: Fünf Fragen zum Bill-Cosby-Skandal

Täglich gibt es neue Schlagzeilen rund um die Missbrauchsvorwürfe gegen Bill Cosby: Über 20 Frauen behaupten, von dem Entertainer missbraucht worden zu sein. Was Hugh Hefner damit zu tun hat und wer auf Cosbys Seite steht, lesen Sie hier.
Der Fall Bill Cosby (77) sorgt beinahe täglich für Schlagzeilen. Inzwischen sind es mehr als 20 Frauen, die den Entertainer beschuldigen, sie sexuell missbraucht zu haben. Was steckt wirklich dahinter? Hier die wichtigsten Fakten:
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Was wird Cosby vorgeworfen?
Immer mehr Frauen melden sich in der Öffentlichkeit mit ihren Geschichten zu Wort. Zuletzt berichtete "Mail Online" über Chloe Goins, die behauptet, vor sechs Jahren als damals 18-Jährige in Hugh Hefners Playboy Mansion von Cosby unter Drogen gesetzt und missbraucht worden zu sein. Inzwischen sind es über 20 Frauen, die ähnliche Vorwürfe erheben. Viele der Anschuldigungen liegen 30 bis 40 Jahre zurück und wären damit verjährt. Das träfe nicht auf den Fall Goins aus dem Jahr 2008 zu.
Missbrauchs-Vorwürfe gegen den Star der TV-Serie "Die Bill Cosby Show" (1984-1992) wurden bereits 2004 laut. Die US-Amerikanerin Andrea Constand behauptete damals, Cosby habe sie unter Drogen gesetzt und misshandelt. Die Behörden untersuchten die Vorwürfe, doch obwohl sich 13 Frauen bereit erklärten, als Zeugen auszusagen und von ähnlichen Vorfällen zu berichten, kam der Fall aus Mangel an Beweisen nie vor Gericht. ABC News berichtete damals, dass die Handlungen zwischen der Frau und dem Schauspieler womöglich einvernehmlich erfolgten.
Constand strebte trotzdem eine Zivilrechtsklage an, doch auch die bekam nie ein Richter zu Lesen - Cosby und das vermeintliche Opfer einigten sich gegen Zahlung einer unbekannten Summe außergerichtlich. Im Zuge der ersten Anschuldigungswelle meldeten sich bis 2006 zwei weitere Frauen in der Öffentlichkeit zu Wort: Tamara Green, eine Anwältin aus Kalifornien, und Barbara Bowman, die sich zwei Jahre zuvor der Klage von Constand anschließen wollte.
Jetzt gibt es also erneut eine Welle von Anschuldigungen und wie die US-Seite "People.com" berichtet, fordert die Anwältin einiger vermeintlicher Opfer, Gloria Allred, dass Cosby insgesamt 100 Millionen Dollar (etwa 81 Millionen Euro) zahlen soll.
"Viele dieser angeblichen Opfer nahmen Kontakt mit mir auf und fragten, ob sie eine rechtliche Handhabe gegen Herrn Cosby hätten", führt Allred aus und ergänzt: "Bis auf ein paar Ausnahmen musste ich den Frauen aber leider sagen, dass sie wegen der Verjährung zu spät dran sind, um eine Klage gegen Herrn Cosby zu erheben."
Warum melden sich die Frauen jetzt?
Bowman erneuerte ihre Vorwürfe 2014, nachdem der Stand-up-Comedian Hannibal Buress Cosby bei einem Auftritt offen als "Vergewaltiger" bezeichnete, und damit das Thema erneut in die Medien brachte. "Er ist ein Monster", sagte Bowman daraufhin in einem Interview mit "Mail Online". In einem Beitrag für die "Washington Post" schrieb sie, der TV-Star, der für sie wie eine Vaterfigur gewesen sei, habe sie mehrmals vergewaltigt.
Chloe Goins, die die jüngsten Anschuldigungen aus dem Jahr 2008 vorbrachte, sagte laut "Mail Online", dass die schrecklichen Erinnerungen dieser Nacht wieder hochgekommen seien, als sie die Geschichten der anderen angeblichen Opfer in den Medien gelesen habe.
Die Missbrauchsvorwürfe kamen auch wieder hoch, nachdem sich zuvor Kritiker beschwert hatten, dass diese in einer neuen Cosby-Biografie nicht erwähnt werden und auch eine geplante neue NBC-Sitcom mit dem Comedian trug dazu bei, dass wieder über Cosbys Vergangenheit geredet wurde. Das Projekt wurde inzwischen abgesagt.
Was hat Hugh Hefner damit zu tun?
Einige der Frauen beschuldigen Cosby, in der Playboy Mansion übergriffig geworden zu sein. In einem der angeblichen Fälle aus dem Jahr 1974 soll das Mädchen Judy Huth erst 15 gewesen sein, berichtet "Mail Online". In diesem Fall hat sich nun die Polizei eingeschaltet, da Huth offenbar behauptet, erst vor drei Jahren erkannt zu haben, wie sehr sie das Erlebnis traumatisiert habe - weshalb der Fall nicht verjährt wäre.
Laut "TMZ" könnte auch Hefner befragt werden. Cosbys Anwälte haben eine Gegenklage gegen Huth eingereicht. Ein früheres Playboy-Bunny behauptet ebenfalls, von Cosby im Playboy Club Chicago 1979 vergewaltigt worden zu sein. Sie geht laut "Mail Online" davon aus, dass es noch mehr Fälle von Playboy-Bunnys gebe, die sich zu sehr schämen, um ihre Fälle vorzutragen.
Hugh Hefner hat bereits in einem Statement Stellung bezogen: "Bill Cosby war für lange Zeit ein guter Freund und der bloße Gedanke an diese Anschuldigungen ist wirklich traurig. Ich würde ein solches Verhalten niemals akzeptieren, egal wer involviert ist."
Wer unterstützt Cosby?
Klingt nicht so, als würde Hefner seinen einstigen Freund in Schutz nehmen wollen. An Cosbys Seite steht aber weiter seine Familie, allen voran seine Ehefrau Camille, die nun ein Statement veröffentlicht hat, aus dem unter anderem "Pagesix.com" zitiert. Er sei ein "netter Mann, ein großzügiger Mann, ein lustiger Mann und ein wundervoller Ehemann, Vater und Freund", so Camille Cosby, die seit 50 Jahren mit dem Comedian verheiratet ist.
Den Bill Cosby, der in den jüngsten Medienberichten beschrieben werde, kenne sie nicht. Schauspielerin Goldberg. itemprop="name" />Whoopi Goldberg./span> (59, "Sister Act" ) verteidigte Cosby ebenfalls in ihrer US-Talkshow "The View": "Vielleicht mag die Polizei oder das Krankenhaus [die Vorwürfe] geglaubt haben", so Goldberg, die sich jedoch anschließend wunderte, warum die angeblichen Opfer nicht gleich zur Polizei gingen, um Beweise für eine Vergewaltigung sicherzustellen. "Ich hoffe irgendjemand geht dieser Sache auf den Grund, aber ich werde mein Urteil zurückhalten, weil ich viele Fragen habe", sagte Goldberg.
Auch Sängerin Jill Scott (42), die Anfang diesen Jahres von Cosby die Ehrendoktorwürde an der Temple Universität in Philadelphia erhielt, kritisierte die Medien und viele ihrer Twitter-Follower dafür, dass sie das "großartige Vermächtnis" des Komikers zerstörten.
Wie reagiert Cosby selbst?
Cosby hatte sich in den vergangenen Wochen öffentlich sehr zurückgehalten. Zuletzt forderte er aber die Medien zu einer neutralen Berichterstattung auf. "Ich erwarte nur, dass sie die Güte-Standards einhalten", sagte der Schauspieler "Pagesix.com". Ansonsten sei ihm von seinem Krisenmanagement-Team geraten worden, nicht mit Reportern über die laufenden Ermittlungen zu sprechen.
Ende November hatte er sich erstmals aus der Deckung gewagt und sein bisheriges Schweigen in der Angelegenheit verteidigt. Am Rande eines Auftritts in Melbourne, Florida, sagte der Comedian der US-Zeitung "Florida Today": "Ich weiß, die Menschen sind es leid, dass ich nichts dazu sage. Aber ein Mann muss nicht auf solche Vorwürfe reagieren. Die Leute sollen die Fakten checken."
Seine Anwälte hatten wiederholt alle Vorwürfe zurückgewiesen. "Herr Cosby will diese Anschuldigungen nicht würdigen, indem er sie kommentiert", hieß es in einem Statement.