Tipps für ein erfülltes Liebesleben: "Keine Serviceleistung am Manne"

Expertin Paula Lambert schreibt in ihrem neuen Buch "Finde dich gut, sonst findet dich keiner" gegen den Perfektionswahn an. Im Interview erklärt sie, wie es anders geht.
Die bekannte Sex-Expertin und Beziehungsberaterin Paula Lambert (42) setzt auf Selbstliebe statt Selbstzweifel. Wer mit sich selbst im Einklang ist, der ist auch für andere attraktiv und findet mühelos den richtigen Partner. Wie man da hinkommt, beschreibt sie in ihrem neuen Buch "Finde dich gut, sonst findet dich keiner" (Heyne, 224 Seiten, 8,99 Euro). Im Interview mit spot on news gibt Lambert zudem Tipps für ein erfülltes Liebesleben.
Ihr neues Buch trägt den Titel "Finde dich gut, sonst findet dich keiner: Wie du lernst, dich selbst zu lieben, und dabei unwiderstehlich wirst": Warum fällt es vielen Frauen so schwer, ihren Körper zu akzeptieren?
Paula Lambert: Uns Frauen wird beigebracht, uns nur über das Äußere zu definieren: Ohne ein bestimmtes Aussehen haben wir angeblich keine Chance auf dem Arbeitsmarkt, bei den Männern oder überhaupt im Leben. Dazu kommen die Werbung und diverse Hollywoodfilme...
Und wie wirkt sich das auf die Partnersuche aus?
Lambert: Wenn ich ein Auto habe, bei dem ein paar Schrauben locker sind und der Lack schon etwas ab ist, ich aber vorgebe, es wäre eine spitzenmäßige Luxuslimousine, fahre ich die ganze Zeit mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass dieser Bluff bald auffliegen muss. So auf Partnersuche zu gehen, bringt nichts. Es gibt viele Menschen, die sich krumm machen und vorgeben, jemand zu sein, der sie gar nicht sind. Das ist nach zwei, drei Jahren nicht mehr zu halten. Dann ist die große Enttäuschung da, dass es wieder nicht geklappt hat. Um echte Emotionen zu erleben, müssen wir auch echt sein.
Haben viele Frauen die falschen Vorbilder?
Lambert: Mit den Kardashians als Vorbild wird es natürlich schwer, mit sich selbst klarzukommen. Es gibt wenige Vorbilder, die auch Makel haben. Wenn man aber nicht weiß, dass es normal ist, Fehler zu haben, bekommt man Schwierigkeiten, mit seinen eigenen umzugehen.
Sie geben auch das Beispiel mit Carrie aus "Sex and the City"...
Lambert: Eigentlich bin ich ein großer Fan dieser Serie - obwohl sie genauer betrachtet wirklich furchtbar ist. Carrie ist im Wesentlichen davon besessen, die richtigen Klamotten anzuziehen und Typen anzulocken, die sie möglichst bald heiraten. Willkommen in den 50er Jahren! Wenn man mit ihrer Einstellung an die Partnerwahl geht, ist es nicht verwunderlich, wenn Mr. Big durchrutscht, weil er dem einen oder anderen Parameter nicht entspricht. Im Grunde hat das also etwas sehr Selbstzerstörerisches.
Wäre Bridget Jones das bessere Vorbild?
Lambert: Die ist zumindest selbstständig. Sie vertraut zwar nicht wirklich auf sich selbst, kann aber mit dem umgehen, was das Leben für sie bereithält. Und sie ist nicht ganz so weinerlich wie Carrie.
Es gibt aber auch Frauen, wie Sie beschreiben, die sich an Pornodarstellerinnen ein Beispiel nehmen. Wollen zu viele Frauen im Bett in erster Linie ihren Partner glücklich machen?
Lambert: Ja, das ist sicher so. Viele Frauen sind unfähig, ihre eigenen Bedürfnisse mitzuteilen und zu diesen zu stehen. Ich bin wirklich erschüttert darüber, dass manche Frauen das für unwichtig halten. Ich denke aber, es wird sich in Zukunft ändern.
Haben Sie Tipps, wie Frauen Sex richtig genießen können?
Lambert: Das ist eigentlich einfach: Sex ist keine Serviceleistung am Manne, sondern ein schönes Erlebnis auf Augenhöhe. Der weibliche Sex ist ebenso wichtig wie der männliche. Bitte, liebe Damen, teilen Sie sich mit. Sagen Sie, was für Sie passt und was nicht, was gefällt und was nicht. Genießen Sie, lehnen Sie sich auch mal zurück. Guter Sex ist auch keine Jagd nach Höhepunkten, sondern soll einen richtig erfüllt zurücklassen. Das geht nicht, wenn man ständig denkt, "Oh, schon wieder Freitag, da lass ich ihn mal kurz ran, dauert ja nur fünf Minuten". So hätte ich auch auf Dauer keine Lust. Und "Ich kriege halt keinen Orgasmus" ist keine endgültige Wahrheit!
Sie selbst standen vor der TV-Kamera zu einer Zeit, in der Sie mit sich selbst weniger in Einklang waren. Wie war das für Sie?
Lambert: Das war sehr schwer. Aber ich hatte eine Art Katharsis, als ich neulich bei "Riverboat" saß. Da habe ich mich das erste Mal öffentlich getraut, ich selbst zu sein: Es hat sich sehr gut angefühlt. Früher hatte ich immer das Bedürfnis, mich zu verstellen. Ich habe mich seitdem nicht sehr verändert, es ist also eine Frage der inneren Einstellung.
Sie haben sich dafür auch die Hilfe einer Therapeutin geholt. Wann kam der Punkt, an dem Sie Ihr Leben ändern wollten?
Lambert: Ich war unglücklich und wollte einfach nicht so weitermachen. Ich habe schließlich nur dieses eine Leben. Ob man für die Veränderung wirklich professionelle Hilfe braucht, hängt wohl davon ab, wie tief die Wunden sind. Bei anderen reicht es vielleicht schon, das richtige Buch zu lesen oder ein Seminar zu besuchen.
Sie geben in Ihrem Buch viele Tipps. Welcher ist für Sie der entscheidende Ratschlag?
Lambert: Dass nichts hilft, keine tolle Figur, kein perfekter Job, keine schön eingerichtete Wohnung, wenn man sich selbst für den erbärmlichsten Wicht hält. Selbstliebe ist der Schlüssel zu einem glücklichen Leben und das ist eine Reise, die wir jetzt zusammen machen werden.
Was wäre der erste Schritt auf der Suche nach sich selbst?
Lambert: Am besten steht man morgens auf, schaut in den Spiegel und sagt: "Guten Morgen, du siehst toll aus heute. Schön, was du gestern geschafft hast, du bist wirklich stark und klug. Du bist genau richtig wie du bist." Und nach einem guten Frühstück sollte man überlegen, was man heute Gutes für sich selbst tun kann. Der Haken daran ist eben nur, dass man vorher etwas aufräumen muss...