Einbruchs-Tatort aus Hamburg: Neugraben ist überall

Tatort Hamburg: Die Bundespolizisten Falke (Wotan Wilke Möhring) und Grosz (Franziska Weisz) ermitteln in "Treibjagd" in einer Einbruchsserie. © NDR/Sandra Hoever
Herbstzeit ist Einbruchszeit, von daher gesehen passt der Tatort "Treibjagd" in dieser Woche bestens zur Jahreszeit. Statt mit Schleusern und Terroristen haben es Falke und Grosz von der Bundespolizei dieses Mal mit einem relativ banalen Verbrechen zu tun, das dann etwas aus derm Ruder läuft. Gutes Thema also, allerdings nicht immer stringent umgesetzt.
Aber von Anfang an: Die Bürger im Hamburger Stadtteil Neugraben
leiden seit langem unter einer Einbruchserie. Trotz einer eigens
eingerichteten Sonderkommission gegen organisierte Einbruchsbanden,
für die auch die Kommissare
Falke (Wotan Wilke
Möhring) und
Grosz (Franziska
Weisz) tätig sind, leben die Anwohner weiter in Angst.
Als ein junger Mann bei einem Einbruchsversuch auf frischer
Tat vom Besitzer eines Einfamilienhauses erschossen wird, scheint
der Fall zunächst klar: Der Einbrecher hatte eine Waffe bei sich,
und der Anwohner handelte in Notwehr. Doch die Waffe entpuppt sich
als Attrappe und der Einbrecher hatte einen Komplizen, der flüchten
konnte.
Falke hatte den jungen Einbrecher schon zuvor verhört, ihn aber wieder frei gelassen. Über den Tatort-Ermittlern entlädt sich eine Hass-Welle in den sozialen Medien, selbst Falkes Sohn wird bedroht. Die Bundespolizisten müssen nicht nur unter den aufgestachelten Nachbarn (Andreas Lust, Jörg Pose u.A.) einen Mörder finden, sondern auch auch noch gegen die sogenannte "Öffentliche Meinung" wehren.
Lohnt sich der Tatort "Treibjagd"?
Ja, denn Einbrüche und das schwere und traumatisierende
Ohnmachtsgefühl, das sie häufig hinterlassen, sind durchaus ein
gesellschaftlich relevantes Thema. Durch die Kombination mit den
Gefahren, die von Bürgerwehren sowie der Anonymität in den (noch)
nicht streng reglementierten sozialen Netzwerken ausgehen, droht
der Tatort ein wenig überfrachtet zu werden. Interessant ist auch
der Ansatz, dass das Einbrecher-Duo nicht als durch und durch böse
dargestellt wird und umgekehrt die Bestohlenen nicht nur die
harmlosen Opfer sind.
An manchen Stellen kommen einem die Nachbarn dennoch etwas zu
einfach gestrickt und erstaunlich leicht erpressbar vor. Und auch
das viele Hin und Her im Wald oder die Hundezentrale auf einer
Lichtung sind im realen Leben vielleicht denkbar, in diesem
TV-Krimi wirkt es zuweilen aber eher unfreiwillig komisch.
Falke und
Grosz wirken in diesem fast biederen Fall allerdings etwas
unterfordert, da geht mehr! Schön aber, dass die beiden quasi
heimatlosen Ermittler endlich mal wieder "zuhause" in Hamburg
ermitteln dürfen.
Alles in allem ist "
Treibjagd" ein
klassischer
Tatort mit einigen spannenden Szenen,
aber weit entfernt von einem Highlight. Das spannende Highlight
gibt's am Schluss - ob die Krimi-Macher wohl die volle Härte
wagen?
(mit Material von Spot On News)