Studie: Männer mögen Tschiller-Tatort, Akademiker bevorzugen Frankfurt

Wer mag Til Schweiger, wer Lena Odenthal? Wer schaut gerne den Tatort aus Frankfurt oder Berlin? Eine Studie nimmt die Lieblings-Tatorte der Deutschen unter die Lupe. © Collage: tatort-blog.de
Die Tatort-Quoten sind ja neuerdings ein Politikum: Der hochgelobte Tukur-Fall "Wer bin ich?" und das Schweiger-Doppel erreichten nur mäßige Zuschauer-Zahlen, während der vergleichsweise 08/15-mäßige Bodensee-Tatort mit fast 11 Millionen einen neuen Rekord einfuhr. Sind die Zahlen der Beweis dafür, dass dem Publikum nur noch Durchschnitts-Kost vorgesetzt werden sollte, während experimentierfreudige oder "spezielle" Fälle nicht gut ankommen?
Die "Bild am Sonntag" hat die Quoten seit Anfang 2014 untersucht und herausgearbeitet, welche Zielgruppe bei welchen Kommissaren einschaltet - oder eben nicht. Dabei sei gesagt: Häufig sind es nur leichte Abweichungen vom Durchschnitt, die auffällig sind.
Tatort ist Senioren-Programm
Generell ist der durchschnittliche Tatort-Zuschauer, so unsere eigene Beobachtung, 50 Jahre und älter. Von den acht bis zehn Millionen, die grob geschätzt einschalten, sind nur knapp drei Millionen in der "werberelevanten" Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren. Trotz Public Viewing, Tatort-Twittern und dem Hype der letzten Jahre ist der Tatort also immer noch - spitz formuliert - eine Senioren-Veranstaltung.
Dazu passt eine der Erkenntnisse der BamS-Studie: Zuschauer über 65 schauen überdurchschnittlich gerne Lena Odenthal in Ludwigshafen, über 50 ist Luzern mehr angesagt als andere. Beides Tatorte, die bei der jungen Twitter-Gemeinde eher schlecht wegkommen. Die Jungen hingegen mögen Dortmund und den Hamburg-Tatort mit Til Schweiger.
Die neuen Teams aus Berlin und Frankfurt sind bei Akademikern bzw. Besserverdienenden besonders gefragt, Beamten mögen Christian Ulmen und Nora Tschirner in Weimar. Köln, Bremen, München und Saarbrücken sind bei diesen Gruppen hingegen weniger beliebt.
Der Lieblings-Tatort für das weibliche Publikum kommt aus Franken, während Action-Kommissar Tschiller bei Männern und Frauen als einziger gleichermaßen beliebt ist. Überdurchschnittlich viele Singles schalten bei den Fällen von Felix Murot aus Wiesbaden ein, während Familien gerne den - nicht immer familientauglichen - Kieler Tatort sehen.
Zuschauer so verschieden wie die Ermittler
Was lernen wir daraus? Nicht viel. Jeder hat seinen Lieblings-Tatort, die Zuschauer sind ebenso grundverschieden wie die Ermittler. Und genau deswegen ist es auch okay, wenn nicht jeder Tatort gleich beliebt ist, wenn nicht jeden Sonntag ein neuer Quoten-Rekord aufgestellt wird und wenn es immer wieder Tatorte gibt die anecken.